Bunbury, Komödie von Oscar Wilde im Stadttheater

Red. Theater [ - Uhr]

logo-komoedieSollte es tatsächlich die Inszenierung einer Komödie werden, oder stand es von vornherein fest, dass der Teil des Publikums, der sich auf eine Komödie gefreut hatte und Wildes Bunbury vielleicht gelesen hatte, oder diese Komödie an anderen Häusern bereits sah, verschreckt werden sollte? 

Beides gelang nicht. 

Zum Inhalt:

Zwei von der Langeweile des gesellschaftlichen Lebens gefrustete junge Männer finden eine Ausrede, um immer wieder ausreißen zu können. Dazu erfinden sie fiktive Personen.

Sie verlieben sich, das ist zur Komödie nötig, in zwei junge Mädchen, die scheinbar zu einer Beziehung bereit sind, sogar heiraten wollen, aber Bedingungen haben.

Dazu kommt noch, dass der Hauptdarsteller Jack als Kind in einer Tasche auf einem Bahnhof gefunden worden ist, also nicht zur Gesellschaft gehört. Erst am Schluß entdeckt seine Gouvernante, dass die Tasche, in der er liegengelassen wurde, ihre Tasche ist, und er der Bruder des Zweitdarstellers, des Algernon ist.  Also Happy-End.

Trotz eines recht netten Bühnenbildes (Christoph Ernst)  ging Wildes Humor, seine mitunter bösartigen und hintersinnigen Spitzen, hoffnungslos im Klamauk unter. Warum wurde der von Wilde vorgeschriebene Landhausgarten in ein Schlafzimmer verwandelt? Erklärung später. Die Kostümierung der Damen im zweiten Akt war sehr nett und etwas kitschig.

Schon der Beginn ist etwas seltsam, vier schwarz gewandete und „behütete“  Männer stehen aufgereiht an der Rampe und sprechen unter einigen Stellungswechseln etliches, darunter die Vorstellung der Personen. (Ca. 15 Minuten)

Hier wird dann verkündet, dass zwei der Herren einen Bruder oder eine Scheinfigur namens Bunbury erfunden haben, um aus der Langeweile des häuslichen Zwangs auszubrechen. 

Dann gibt es einen Riesenkrach aus den Lautsprechern und die vornehmen Herren springen wie Eingeborene bei ihren Stammestänzen in alten Hollywood-Schinken.

Immer wieder wie in schlechten Fernsehsendungen Lachen aus dem Off. Meistens an unpassenden Stellen.

Auch bei den Damen gibt es dann eine Vorführung ihrer Gelenkigkeit und ihres Bühneneinsatzes zu wieder lautem Krach aus den Lautsprechern.

Diese Krach-Einspielung wird sehr oft praktiziert und führt dann auf der Stelle zu Turnübungen.

Besonders auffällig hier, wie auch später sehr oft, drehen die Darsteller sich in Richtung Publikum, sonst muss gebrüllt werden. Dieses war vor allem beim Heiratsantrag sehr seltsam, dazu aus dem Off hier diesmal „Ländliche“ Geräusche, Froschquaken und Vogelgezwitscher, dazwischen dann Trillerpfeife und Presslufthammergetöse.

Wenn Gwendolens Mutter , die hervorragende Eva Spott,  die Werbung Johns ablehnt, macht Gwendolen, die Tochter, nicht, wie Wilde es schreibt, gute Miene zum bösen Spiel, sondern übergibt sich in den Hut eines der Herren. Ein zauberhafter Einfall der Regie.

Wunderbar!  ist die Szene, die eigentlich im Garten spielen soll. Dazu wechselte man da ja ins Schlafzimmer! Hier finden die Dialoge auf einem riesigen Lotterbett statt, das man im Garten bestimmt nicht hätte aufstellen können.

Die Darsteller liegen verschachtelt auf diesem Bett, richten sich, wenn sie sprechen müssen auf, reden in Richtung Publikum, legen sich zurück, richten sich zur nächsten Ansprache wieder auf.

Lange Szene, viel zu lang.

Genau so toll der Streit der beiden Darstellerinnen Gwendolen und Cecily, der beiden liebenden(?) jungen Frauen. Von ihren Liebhabern festgehalten gehen sie so, und das sehr lange, aufeinander los, sodaß man sich an Vorführungen von Damenkämpfen in Rotlichtvierteln erinnert fühlt. Dazu immer wieder plötzliches Abbrechen mitten im Text und Körperübungen zu viel zu lauter „Musik“ (Krach)!

Der tollste Regieeinfall war wohl kurz vor Schluss der Dialog mit zugehaltenem Gesicht bzw. Mund.

Da durfte der schon lange nicht mehr geneigte Zuschauer den Text in der Übertitelung verfolgen.

Ein toller Regiegag.

Die Schauspieler auf der Bühne gaben sich restlos aus. Beim Schluss-Verbeugen sah man die Schweißtropfen fließen.

Wieder einmal bewies es sich, dass wir ein vorzügliches Ensemble haben.

Cornelius Gebert, John, und Paul Steinbach, Algernon,  erreichten eine Bombenform.

Felicitas Brest, Gwendolen, war sprachlich, mit großem Ausdruck und Farben, hervorragend, schauspielerisch exzellent . Helen Wendt, Cecily, hat es hier nicht leicht, erreichte aber grosses Niveau.

Die nur wenig kleineren Rollen, Bruno Winzen als Pastor, Daniel Minetti als Lane, Eva Spott als LadyBrackwell, Esther Keil als Gouvernante , boten Bestleistungen.

Ein Abend, der nicht hätte sein müssen, der, obwohl die Schauspieler überragend waren, nicht über das Niveau einer Slapstick-Komödie hinauskam. Regie Thirza Bruncken. 

Das in einem etwas schütter besetzten Saal ausharrende Publikum hatte nicht viel zu lachen.

Erst im zweiten Akt, nach der Pause, in der etliche Besucher das Haus verließen, kam ein kurzes Lachen auf. Daran konnte selbst  eine Gruppe, die oft für Stimmung sorgt, nichts ändern.

Erst zum Schlußbeifall  ging das Pfeiffen, Kreischen, Bravoschreien los und sorgte für Stimmung.

Hatte man auf Buh´s gehofft? Nein, dazu war es viel zu blöd.

Facit:

Ein unnötiger, langweiliger, deswegen anstrengender Abend.

Nicht zu empfehlen!

Herbert Rommerskirchen

Bisher keine Kommentare

Ihr Kommentar