Begeisternder Fado/Bolero-Abend im TiN
Red. Theater [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Nach einem doch recht auf touristische Erwartungen zugeschnittenen und ausgeführten „Zarzuela“-Abend nun die große Überraschung. Einen äußerst gut geplanten und ausgeführten Abend mit Fado – Klängen und Ravels Boléro erlebten wir am 19.03.2011 im TiN .
Ballettdirektor Robert North hatte für sein Ballett sehr geschickt Original-Fado Musik mit traditioneller Musik aus Portugal zusammengefügt, dadurch leicht entstehende Einförmigkeit für das nicht portugiesische Ohr vermieden, zumal die heute übliche Verwässerung durch Bearbeitungen weitestgehend vermieden wurde. Ein Bravo schon für diese Leistung.
Das Ballett zeigte sich den hohen Anforderungen des hier gezeigten Volkstanzes, der geschickt mit Elementen des klassischen Tanzes vermischt war, absolut gewachsen.
Dramatische, melancholische sowie in der Zirkusscene sehr temperamentvolle, komische Momente, wechselten in bunter Reihenfolge. Die Geschichte der Fado-Sängerin Maria Severa wurde hier mit den Mitteln des tänzerischen Ausdrucks nachgezeichnet.
Da waren die Solisten wie auch das Ensemble gefordert.
Karine Andrei-Sutter als ausdrucksvolle Verkörperung der Fado-Sängerin und Emmerich Schmollgruber als ihr lyrisch kraftvoller Geliebter bezauberten tänzerisch mit wunderbaren, die Stimmung auslotenden Bewegungen das Publikum. Nach dem großen Liebes – Pas de deux blieb der Beifall aus, zu recht, hier brauchte es keinen Beifall.
Großen, berechtigten Beifall erhielt Paolo Franco für seine komische Darstellung von Zirkusmann und bärtiger Frau, temperamentvoll und technisch hervorragend präsentiert.
Alessandro Borghesani imponierte durch Temperament und perfekte Sprungtechnik.
Höhepunkt eigentlich der Stierkampf, der in Portugal immer noch vom Pferd ausgeübt wird, anders als in Spanien, wo die Torreadors zu Fuß kämpfen. In Portugal war, wie früher auch in Spanien, der Stierkampf dem Adel vorbehalten.
Ganz herrlich die Gruppe als Reiter auf galoppierenden Pferden, der Tänzer Abine Leao Ka als Stier im Kampf mit dem Matador Borghesani.
Abschied und Tod der Maria Severa wurde durch Frau Sutter, Schmollhuber als Tod und Borghesani als Geliebten bewegend gezeigt. Ein Pas de trois von höchster Qualität.
Obwohl in Musik und Handlung eigentlich ganz verschieden, fühlte ich hier eine Ähnlichkeit zu Schuberts „Der Tod und das Mädchen“. Über diese schönen Leistungen sollte man das Ensemble nicht vergessen, Alle gaben nicht nur ihr Bestes, es war wirklich das Beste.
Ganz anders nun der Boléro.
Hier ging es zu Ravels Musik äußerst kraftvoll zu. Die Tänzer wurden bis an den Rand der physischen Kräfte gefordert.
Wunderbare Sprünge, die den Raum ausmaßen, Hebungen, die die Decke in erreichbare Nähe brachten . Eine kraftvolle, kräftezehrende Sache, die dabei musikalisch wunderbar zur Musik choreographiert ist. Mit der Musik ein Steigerung bis zur Klimax. Extraklasse!
Einzelleistungen hier hervorzuheben wäre absolut falsch, jeder Tänzer ordnete sich ins Ensemble ein. Das ist das größte Lob f ü r ein Ensemble.
Robert Norths Choreographien konnten wirklich überzeugen, eine glänzende und das Publikum zu Beifallsstürmen hinreißende Sache, die durch die von Luisa Spinatelli gezauberten Kostüme und das einfache aber sehr stimmige Bühnenbild wunderbar ergänzt wurden.
Wieder einmal ein großer Abend, der jedem Theaterfreund, nicht nur Ballettliebhabern, wärmstens empfohlen wird.
Herbert Rommerskirchen