„African Moon“ im Stadttheater Mönchengladbach

Red. Theater [ - Uhr]

Es war natürlich nicht, wie angekündigt, die Uraufführung dieses Stückes, sondern eine Premiere , das Nachspielen der Uraufführung vom 03.06.2012 in der Fabrik Heeder, Krefeld.

„African Moon“, da denkt man doch gleich an Nächte in der Savanne, an das Kreischen wilder Tiere,an Löwengebrüll.

Weit gefehlt, aus den sehr zahlreichen Boxen, die, an der Decke aufgehängt, an den Seiten des Studios aufgestellt waren, ertönten zumeist sehr leise Klänge der kleineren Tierwelt, Gezirpe etc.

Um dieses aufs Publikum zu übertragen, hätte es wahrscheinlich nur einer „Bose-Kleinanlage“ bedurft.

Das störende, ständige Bewegen der aufgehängten Lautsprecher sollte wohl das Wehen eines Windes bedeuten. 

Das Stück könnte mühelos in jede andere Umgebung versetzt werden, zumal in Entwicklungsländer. Afrika war wohl nur durch die Afrika-Spielzeit in unserem Haus gewählt worden. 

Eine Geschichte, belanglos und wenig aufregend. Wurde hier die Nähe zu Conrads „Heart of Darkness“ gesucht um Literaturnähe zu zeigen? 

Nora ist lesbisch und will nach dem Tod Ihrer Lebenspartnerin deren Asche in der Nachbarschaft ihres Onkels Paul, der sich dann als leiblicher Vater entpuppt, verstreuen.

Der zweite, eigentlich wichtigere Teil, kommt zu kurz. Der Onkel-Vater leitet eine heruntergekommene  Klinik, in der bereits abgelaufene oder verdorbene Impfstoffe verwertet werden.

Der Gehilfe Martin panscht zusätzlich diese Medikamente und verkauft sie, behandelt dazu noch sein eigenes Kind damit.

Hier erklärt sich  der Titel  „African Moon“, das Gesicht der Kinder, die so behandelt werden.

Als notwendige kräftige Figur, die in einem solchen Stück nicht fehlen darf, der bestechliche, kerlige Journalist,  der auf einem Motorrad durch Afrika düst, um den Medikamentenskandal aufzudecken.

Ende des Ganzen: Nora verstreut die Asche ihrer Freundin, kehrt dann nach Europa zurück, der Gehilfe Martin bringt sich um (oder hat er sich  totgesoffen), der Reporter lässt sich bestechen, verschweigt also das Offenkundige, Papa Paul macht weiter. 

Ein nicht sehr starkes Stück, das zum Schluss hin erhebliche Längen zeigt. 

Trotzdem, es war ein Abend, der wieder einmal zeigte, welch große Schauspieler an unserem Haus arbeiten. Alle wurden im Übrigen vom Autor persönlich für ihre Rollen ausgewählt. 

Da ist an erster Stelle die immer großartige Marianne Kittel zu nennen, die  wir schon in vielen Rollen erlebten, wandlungsfähig und absolut in der Rolle stehend. Immer spricht sie sehr textdeutlich. So auch hier.

Wie sie vom recht platten Anfang, telefonierend von sich gibt,  „Ich bin in Afrika und alle Menschen sind schwarz“ (Im Stück ist niemand schwarz), Belangloses wird überzeugend herübergebracht!

Dann wird, als der Reporter kommt,  auf dem Boden sitzend Dialog geführt, Er „Arbeiten Sie hier“?

Sie „Nein ich besuche Onkel Paul“ . Sodann frühstückte man auf dem Boden sitzend. 

Vor Schluss des Werkes erschien sie, wie mir schien, mit einem Nachthemd vor der Figur, es war aber das Hochzeitskleid ihrer Partnerin. Sie wartet mit tollen Szenen auf, kreischend und flüsternd.  

Aber was macht das, wenn es von so guten Darstellern gebracht wird, wie von Marianne Kittel und Felix Banholzer.

Auch in den lauten, viel zu sehr geschrienen dramatischen Szenen, das Studio ist klangstark, und Brüllen nicht angebracht, waren beide glaubhaft und sehr überzeugend.  

Felix Banholzer brachte als Reporter viel mit, einen durchtrainierten Körper, hierdurch bewegliches Spiel,  glaubhaft in den Kampfszenen, hervorragende Mimik, sehr gute Verständlichkeit. Jeden Moment glaubt man ihm den Macho. 

Mit kleinen Abstrichen Christopher Wintgens als auf seinen Profit bedachter Gehilfe Martin.

Ihm wurde ein seltsames Kostüm verordnet. Ist es ein Schlafanzug oder ein Strandanzug?

Es war nicht zu erkennen und nicht zu verstehen. Er machte aus dieser Partie das Beste.  

Aber, was wäre ein Schauspiel ohne Joachim Henschke, den wir in den widersprüchlichsten Rollen erlebten, von Elvis bis, na ja, Onkel Paul. Dieses Urgestein ist ein Premium-Schauspieler und –Sprecher.

Wie er von fast tonlosem Sprechen und entsprechendem Spiel bis zum Aufbrausen alle Register von Ton und Schauspiel durchmisst,  ist umwerfend.

Hier fühlte ich mich an „Apocalypse Now“ erinnert, spielte Marlon Brando doch ähnlich.

Warum wurde er so scheußlich geschminkt? Im Studio genügt sehr viel weniger Farbe. 

Die Regie von Matthias Gehrt finde ich wenig aufregend.

Es ist zu viel Psycho-Gedröhn, nicht nachzuvollziehende Dinge, wie z.B. das durch Onkel Paul auf die Bühne geworfene Skelett, der Tanz der Nora auf dem gedeckten Tisch,  das Abräumen durch Tritte, warum müssen die Spieler so viel kriechen, warum wird so viel gesoffen?

Sehr viele Klischees die hier abgearbeitet werden.  

Die karg ausgestattete Bühne, Elissa Bier, ein paar Stühle, ein Tisch, wenn man die mitwirkenden Lautsprecher nicht zählt, es reicht aber. Die Kostüme sind entsprechend. 

Fazit: Großer Lärm um nicht Viel, wohl aber tolle schauspielerische Leistungen. 

Herbert Rommerskirchen

 

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