Leenders / Bay / Leenders: Königsschießen – eine Buchbesprechung

Andreas Rüdig [ - Uhr]

Ein feucht-fröhliches Schützenfest am Niederrhein findet sein grausiges Ende: Heinrich Verhoeven wird tot aufgefunden. Er wurde offensichtlich erschossen. Die Polizei tappt lange Zeit im Dunkeln – sie erhält schließlich keinerlei Hilfe von der Familie.

Gleichzeitig werden die Motorradgangster vor Ort immer dreister und sind eine echte Herausforderung für die örtliche Klever Polizei.

Die Romane erschienen anfangs im Grafit Verlag und seit 2002 im Rowohlt-Verlag. Begleitbücher zu den Romanen erscheinen im Mercator-Verlag.

Dieses Buch ist das erste Werk aus der Feder des Dreigestirns des Verbrechens am Niederrhein. Der Leser lernt ein fiktives Polizeikommissariat aus Kleve kennen.

Ihm werden in angenehm zu lesender Art und Weise diejenigen Personen, die auch in den folgenden Krimis wichtig sein werden, vorgestellt. Figuren wie Ackermann und Siegelkötter sind bestimmt jedem von uns schon einmal über den Weg gelaufen.

Gleichzeitig gibt es viel Lokalkolorit. Selbst ein Leser, der nur zu Besuch in Kleve und den umliegenden Orten gewesen ist, erhält so die Gelegenheit, sich eine Vorstellung davon zu machen, wo die Handlung gerade spielt und wie es dort aussieht. Dieser Flair ist schon sehr angenehm. Der Niederrhein wurde in der Kriminalliteratur schließlich über lange Zeit sträflich vernachlässigt.

Auch die erzählerische Grundstruktur wird hier schon vorgegeben. Zuerst führen die Autoren in die Geschichte ein, so daß sich der Leser in die Ausgangssituation einfühlen kann. Dann kommt eine längere Phase, in denen die Polizisten erfolglos ermitteln.

Dabei wird auch oft auf ihr Familienleben eingangen – gerade in den folgenden Krimis ist diese Familienzeit ja ein wichtiger Bestandteil der Erzählung und nimmt daher auch den ihm gebührenden Raum ein. Je mehr sich das Ende nähert, desto mehr nimmt die Handlung wieder an Fahrt auf, bis endlich der Übeltäter gefaßt ist.

Es gibt den kriminalliterarischen Dreisprung. Er besteht aus der Beschreibung des Ausgangspunktes, den Ermittlungen von Polizei bzw. Detektiv und der Lösung des Falles. In den klassischen Krimis stellt der erfolgreiche Detektiv seine Arbeit und die Lösung vor.

Auf diesen dritten, letztgenannten Punkt wird hier bewußt verzichtet. Es ist hier eher so wie im richtigen Leben. Die Polizei kennt den Täter und nimmt ihm fest, ohne daß der Fall noch einmal rekonstruiert und der Detektiv seine Güte demonstrieren muß.

Es ist nun fast 25 Jahre her, daß die drei (damaligen) Amateurschriftsteller ihr Erstlingswerk veröffentlichten. Zumindest für den Leser war es damals wohl noch nicht absehbar, daß sie damit eine Erfolgswelle auslösen würden und inzwischen auf 18 veröffentlichte Kriminalromane, 1 Hörbuch und 2 begleitende Sachbücher (nämlich ein Reiseführer und 1 Kochbuch) kommen würden.

Hiltrud Leenders wurde  1955 in Nierswalde am Niederrheingeboren. Sie arbeitete zunächst als Übersetzerin und hat sich später einen Namen als Lyrikerin gemacht. Sie ist Mutter von zwei Söhnen und seit 1990 hauptberuflich Schriftstellerin.

Michael Bay erblickte 1955 in Rheine das Licht der Welt. Er arbeitet als Diplompsychologe und Psychotherapeut. Er ist verheiratet und hat drei Kinder.

Artur Leenders 1954 in Meerbusch auf die Welt. Er arbeitet als Unfallchirurg in Kalkar. Seit über 21 Jahren ist er mit Hiltrud Leenders verheiratet und Vater der beiden Jungen.

Michael Bay und Artur Leenders sind auch kommunalpolitisch aktiv und gehören für Bündnis 90/Die Grünen dem Rat der Stadt Kleve an – Bay gegenwärtig, Leenders früher, wie ein Blick auf die Seite www.rat.kleve.de zeigt. Ich persönlich bin schon gespannt, was wir literarisch von ihnen noch zu erwarten haben.

Hiltrud Leenders / Michael Bay / Artur Leenders: Königsschießen; grafit-Verlag Dortmund 1992; 164 Seiten; ISBN: 3-89425-029-1

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