Umjubeltes 4. Sinfonie-Konzert in der Stadthalle zu Rheydt
Red. Theater [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Was war das für ein Jubel in der Stadthalle zu Rheydt. Der Beifall nahm Ausmaße eines Popkonzertes an. Und das war berechtigt!
Schon die Einstimmung in das Konzert gelang meisterhaft.
Mikhel Kütson schuf mit der Orchestersuite zu „Ma mère l´oye“ (Mutter Gans) von Maurice Ravel mit dem unglaublich differenziert aufspielenden Orchester ein Klangbild erster Güte. Alle Teile dieser Ballettmusik für Kinder waren von den gebannt lauschenden Zuhörern nachzuvollziehen.
Welch ein Pianissimo im Orchester, nicht klangarm, nicht dürre, sondern wunderbar erfühlt und erfüllt, welche Disziplin in den wenigen Forte – Fortissimo Ausbrüchen. Fabelhaft vorbereitete Übergänge!
Der Beifall wuchs zu großer Lautstärke und verdutzte sichtbar Dirigent und Orchester.
Der Solist des Abends, der junge spanische Trompeter Manuel Blanco, der schon in einer großen Karriere ist, und der Weltspitze der Trompeter nicht nur nahe ist, sondern schon dazugehört, verblüffte und fesselte durch sein virtuoses, farbenreiches, dynamisch unglaubliches Spiel das Publikum, obwohl es sich um „Neue Musik “ handelt.
Hier kann der Solist sich in technischen Unglaublichkeiten ergehen, haarsträubende Klänge auch mit raffiniertem Gebrauch der verschiedenen Dämpfer, dem Wah-Wah-Dämpfer, dem Harmon-Mute und dem Plunger aus Gummi, der einem Gummi-Abfluss-Sauger sehr ähnlich ist. Technisch sind ihm keine Grenzen gesetzt.
Im zweiten Satz des Trompetenkonzertes, das sich deutlich vom 1. und 3. Satz durch eine gewisse Kantabilität unterscheidet, setzte er ein etwas dunkler tönende Instrument ein. Ich bin unsicher, ob es ein Kornett oder ein Flügelhorn war. Hier ließ er sein Instrument singen.
Kütson sp0rnte unser Orchester zu Höchstleistungen in dieser „Neuen Musik“ an.
Was soll man dazu sagen: Einfach irre!
Dem Riesenbeifall dankend, spielte er noch ein Werk des argentinischen Komponisten und Bandoneon-Spielers Astor Piazzolla.
Es ist ein ausgesprochen klangreiches, dunkles Stück, das seine Nähe zum Tango, aber auch zu Strawinsky nicht verleugnet.
Wunderbar gespielt vom Solisten und dem tollen Orchester, kongenial begleitet von GMD Mikhel Kütson, gab es wieder anhaltenden Applaus, in den der junge Manuel Blanco immer wieder das Orchester, die Konzertmeisterin Chisato Mamamoto und Mikhel Kütson einschloss.
Nach der durchdiskutierten Pause (Schnyder) gab es dann die Suite aus der Musik zum Ballett „L´Oiseau de feu“ (Der Feuervogel).
Hier schildert Strawinsky eine Geschichte von Prinz und Prinzessin und dem Zauberer Kastschej. Der Prinz fängt auf der Jagd einen Feuervogel, den er frei lässt und dafür eine Feder erhält, die den Feuervogel zu Hilfe rufen kann.
Er kommt an einen Ort, an dem der böse Zauberer Prinzessinnen gefangen hält, er verliebt sich in eine der Prinzessinnen, wird selbst von Kastschej verfolgt und ruft den Feuervogel, der die Zauberer unschädlich macht. In einer großen Apotheose endet das Werk.
Hier hat Strawinsky eine farbige, perfekt die Handlung schildernde Musik geschrieben.
Das Orchester, von Kütson zu großartigem, farbigem Musizieren aufgerufen, brachte eine fabelhafte Leistung. Wie klangen hier die Pianissimi, wie das bösartige Fortissimo im Tanz des bösen Zauberers, wie großartig das Finale.
Der Wermutstropfen durfte dennoch nicht fehlen .
Was veranlasste Kütson dazu, die Orchesterschläge kurz vor Schluß so martialisch harsch zu kürzen, gibt es hier eine neue Ausgabe der Partitur? Ich kenne das nicht so!
Das Publikum jubelte und jubelte seinem Orchester und dem wunderbar dirigierenden GMD zu, der zurecht immer wieder das Orchester und die Orchester-Solisten vorstellte.
Ein ganz großer Abend!
Herbert Rommerskirchen