Me and My Girl – Ein tolles Musical in einer fabelhaften Aufführung
Red. Theater [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Da fahren die Leut´ nach Hamburg, Berlin, München etc. um eine Musicalvorstellung zu sehen. Wozu denn das?
Bei uns in Mönchengladbach auch zu erleben, bombig inszeniert, grandiose Darsteller, wunderbare Kostüme, ein leuchtendes Bühnenbild, ein mitreißend singender und spielender Chor, ein Orchester, bei dem man meint, es habe nie etwas anderes als Musical gespielt.
Dazu aber später noch.
Dieses Musical aus den 30er Jahren ist, etwas abgeändert, die Geschichte der kleinen Blumenverkäuferin Eliza, die Shaw in seinem Schauspiel Pygmalion erzählt und unter dem Titel:
„My Fair Lady“ in der Komposition von Frederick Loewe ein absoluter Welterfolg wurde.
Hier erbt ein junger Mann ein Riesenvermögen nebst Adels-Titel. Bisher lebte er mit seiner Liebsten Sally in einem Armleuteviertel, jetzt muss er sich in hohen Kreisen bewegen. Seine Herzogin-Tante versucht Ihn zu erziehen und ihn in Adelskreisen zu verheiraten.
Das klappt natürlich nicht, er liebt ja seine Freundin Sally. Diese wird von der bösen Tante verjagt und durch den Deus ex Machina, den guten Onkel, nach einer guten Erziehung zurückgeholt. Herrliche Verwicklungen.
Diese Adelshaltung gegenüber Niedrigergestellten soll es ja heute noch in Old Britain geben Ende gut, alles gut.
Aber was hier zu der Musik von Noel Gay abging, war einfach hinreißend.
Ein Gag jagte den anderen, ein Ohrwurm nach dem anderen beglückte die Zuhörer, eine Tanznummer nach der anderen die Zuschauer.
Stepptanz, ein bisschen Jazz, viel sangbares Schönes.
Alle, aber wirklich alle Mitwirkenden steckten das Publikum mit Ihrer Spiellaune an. Es sprühte nur so. Jede Partie war vom Typ her richtig besetzt.
Die Krone ging trotzdem an das junge Liebespaar. Was hier durch den Regisseur verlangt wurde, kann wirklich nur von Spitzenkönnern gemacht werden.
Luis Lay.als Bill… sang nicht nur bezaubernd, obwohl ihm die tiefe Lage etwas Mühe bereitete (Wurde diese Partie für einen Bariton geschrieben?), spielte perfekt, tanzte wie ein junger Gott.
Ein Vergnügen, seine Mimik zu beobachten. Hier drängte sich für mich der Vergleich mit dem Publikumsstar Charlie Scholl auf, der als Buffo tanzte wie ein Profi, spielte wie ein erstklassiger Schauspieler und sang hervorragend. Dieses, ob es eine Operettenmelodie war, ein freches Chanson oder ein Brahms-Lied.
Luis Lay erscheint hier seine Nachfolge antreten zu können.
Gabriela Kuhn stand ihm in keiner Weise nach. Perfekt im Spiel, Gesang, Tanz, verkörperte sie glaubhaft das kleine liebende Mädchen, das zugunsten des Geliebten ihn verlässt, natürlich ihn am Schluss doch noch bekommt. Auch stimmlich absolut ok.
Weiter mit den Lobeshymnen.
Absolut richtig besetzt Isabelle Razawi, die mit tollen Spitzentönen und dank ihres Sexbombenaussehens versucht reiche Männer nach sich süchtig zu machen.
Köstlich das Duett mit Luis Lay, das große Ähnlichkeit mit dem Duett aus Leo Falls Madame Pompadour hat.(Josef, ach Josef, was bist du so keusch) Fabelhaft, wie sie versuchte, den armen Jüngling zu vernaschen.
Ein Wiedersehen bereitete die Rolle der ladyliken Herzogin mit Johanna Lindinger. Toll wie sie im Zusammenspiel mit dem guten Sir John (Franz-Jürgen Zigelski) die Bühne beherrschte.
Markus Heinrich, von der dezenten Verstärkung gut bedacht, Walter Planté als Notar sowie alle anderen Rollen hervorragend in Form.
Das Tanzensemble überzeugte mit den hervorragend choreographierten Tänzen, mehrere Male in Zusammenarbeit mit Gabriela Kuhn und Luis Lay, durch perfektes technisches Können, große Spiel-und Ausdrucksfreude.
So etwas in haben wir in Oper und Operette seit Jahren hier nicht mehr erlebt.
Woher kamen diese begabten jungen Leute? Im Mitgliederverzeichnis des Hauses erscheinen sie nicht.
Auch Chor und Statisterie waren in den ständigen Bewegungsablauf eingebunden. Eine erstaunliche Leistung. Der Chor sang präzise, schön und sprachdeutlich.
Das Orchester spielte, wie bereits erwähnt, unter der federnden Leitung von Kenneth Duryea, als habe es nie etwas anderes als Musical gespielt.
Ein Riesenlob dem Regieteam Georg Köhl, Peter Werner, David Hartland.
Ein fast 3-stündiger Abend, der wie im Fluge verging.
Jeder, der Musical liebt, sollte eine der nächsten Vorstellungen besuchen, man wird lange suchen müssen, bis man eine so ausgefeilte, schmissige, zum Mitbewegen und Mitsingen verführende Aufführung hören und sehen kann. Dieses gilt für Jung und Alt!
Eine wunderbare Aufführung, die jedem nach Tages Last und Plage Erholung schenkt.
Herbert Rommerskirchen