Ein wunderbarer Liederabend des jungen Baritons Frederik Baldus in der Hochschule für Musik zu Düsseldorf
Red. Theater [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Der junge Bariton Frederik Baldus hatte sich zum Konzert, das gleichzeitig sein Konzertexamen war, ein sehr anspruchsvolles Programm ausgewählt. Er wurde den hier gestellten Anforderungen in hervorragender Form absolut gerecht.
Textverständlichkeit, perfekte Intonation, das Wissen um den darzustellenden Text, waren hier die selbstverständliche Voraussetzung für sein überaus intensives Singen.
Wenn man seine Vita liest, weiß man, woher es kommt.
Diplome für Operngesang in Freiburg bei Prof. Angela Nick, weiterführendes Studium im Konzertgesang bei Prof. Konrad Jarnot, der ja selbst ein bekannter Konzertsänger ist, an der Musikhochschule zu Düsseldorf.
Meisterkurse bei Inge Borkh, Anna Tomowa-Sintow, Francoise Pollet, Grace Bumbry, Tom Krause etc..
Im Oktober geht er zum Meisterkurs „Neue Stimmen“ (Bertelsmann), bei Edda Moser und Francisco Araiza. Besser geht es nicht. Er ist übrigens dort der einzige deutsche Teilnehmer!
Engagements neben seinem Studium: z.B. 9.Sinfonie von Beethoven im Palacio de Bellas Artes inMexico, u.A. Heerrufer im Lohengrin bei den Tiroler Festspielen in Erl. Hier wird er im Winterfestspielhaus den Grafen in Mozarts „Die Hochzeit des Figaro“ singen. Auch Liederabende und Oratorien-Konzerte sind erfolgreich gesungen worden.
Zum Konzert:
Begleitet von Thomas Palm am geöffneten Konzertflügel sang er Schumanns Zyklus „Dichterliebe“ nach Heinrich Heine. Ein Werk, dem sich wohl jeder Sänger, der Liedliteratur singt, nicht entziehen kann. Baldus näherte sich dem Werk auf eigene Weise.
Durchaus zupackend sang er die schwärmerischen Lieder, voller Resignation Lieder wie: „Ich hab die Nacht geweinet“. Den Umfang dieser hell timbrierten Stimme hörte man in den Basses-Tiefen im Lied „Im Rhein, im heilgen Strome“, blendende Höhen im Lied „Ich grolle nicht“. Eine packende Darstellung, in vielen Farbschattierungen klingend, dieses so schweren Werks.
Als zweiten Zyklus gab es dann die „Songs of Travel „ des britischen Komponisten Ralph Vaughan Williams. Dazu schrieb der junge Sänger im Programm Folgendes:
Der Liederzyklus „Songs of Travel“, den Ralph Vaughan Williams (1872 – 1958) um 1905 veröffentlichte, ist im deutschen Sprachraum weitgehend unbekannt – wer ihn doch kennt, bezeichnet ihn gerne als „Englische Winterreise“.
Franz Schuberts „Die Winterreise „ scheint zwar thematisch verwandt zu jenem: In beiden Zyklen ist das lyrische Ich ein Mann, der sich außerhalb der Gesellschaft bewegt und durch die Natur wandert. Es gibt aber auch große Unterschiede zu Schuberts Zyklus.
Ist dort das Ich verbittert durch eine untreue Geliebte zu seinem Entschluss gekommen , der Sphäre des menschlichen Zusammenlebens den Rücken zu kehren, so findet sich zu Beginn des Zyklus von Vaughan Williams kein derartiger äußerer Grund.
Im Gegenteil heißt es im ersten Lied „Der Vagabund“ Give to me the life I love“ – Gebt mir das Leben, das ich liebe –, das Leben als Vagabund ist also ein aus freien Stücken gewähltes -und so rückt unser Bild vom lyrischen Ich in Vaughan Williams Zyklus vom idealen, durchgeistigten Schmerzensmann Schuberts ab.
Der Dichter Robert Louis Stevenson (1850 – 1894) ist als Autor des Jugendbuchklassikers „Die Schatzinsel“ und der Schauernovelle „Der seltsame Fall des Dr. Jekyll and Mr. Hyde“ bekannt.
Erstaunlich, wie hier ein junger Sänger den Quellen des Dargebotenen nachgeforscht hat. Die dem Programm beigefügte Übersetzung ins Deutsche stammt auch von ihm.
Der Zyklus war musikalisch der Höhepunkt des Abends.
Frederik Baldus spürte der hochromantischen Musiksprache liebevoll nach, kostete jede musikalische und textliche Phrase aus und gab seiner Stimme unzählige Farben. Einfach toll.
Den dritten Teil des Abends bildeten ausgewählte Gershwin – Songs.
Auch hierzu schrieb der junge Sänger eine Einführung, die ich hier wörtlich wiedergeben möchte.
Neben der „Rhapsody in Blue“ sind es vor allem einzelne Lieder(Songs), die man automatisch mit George Gershwin verbindet. Weniger bekannt ist allerdings, dass Gershwin selbst die bekanntesten davon für Klavier bearbeitet hat.
Zunächst wurden sie unter dem Titel „George Gershwin at the Keyboard“ veröffentlicht, später unter dem Titel „The George Gershwin Songbook“ herausgegeben .
Hierbei hat Gershwin hauptsächlich die Refrains der Songs bearbeitet und so stellen die ausgewählten Songs dieses Abends eine seltene Mischung aus originaler Klaviermusik (Gershwin hat ansonsten nur noch „Preludes for Piano“ (1926) für Klavier komponiert ) und origineller Bearbeitung dar.
Hier kamen nun zu den vorzüglich interpretierten Songs, die vom Flüstern bis zu Forte reichten, mit stimmlichen Farben prunkten, seine schauspielerischen Qualitäten zum Zuge.
Eine auch im Umfang große Stimme, die sich vorzüglich zum Liedgesang eignet.
Thomas Palm begleitete sehr einfühlsam, von einigen „Donnertönen“ in der Dichterliebe abgesehen, mitgestaltend und miterlebend den hinreißenden Sänger, dem mit großem Jubel gedankt wurde.
Ein sehr schönes Konzert, dem Sänger wünsche ich eine große Laufbahn.
Herbert Rommerskirchen