Ein Sommerabend, die „Serenade B-Dur“ von Mozart und die Tondichtung „Aus Italien“ von Strauss in einem fabelhaften Konzert unter Mikhel Kütson im Stadttheater
Red. Theater [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Mein Gott, ist das schön, war mein spontaner Ausspruch nach der Aufführung der Bläserserenade Nr.10 B-Dur KV 361, „Gran Partita“ genannt, der größten der Bläserserenaden von Mozart.
Welch ein unglaubliches Werk hörten wir da in einer wahrhaft beispielhaften Interpretation durch Mikhel Kütson und Bläsern + Kontrabass der Niederrheinischen Sinfoniker.
Da ging doch wohl jedem Zuhörer das Herz auf.
So habe ich noch keine Kritik begonnen, aber es hat mich einfach begeistert!
Dieses so farbige, tolle Werk, für 13 Instrumentalisten von Wolfgang Amadeus Mozart , ist ein Stück, das eigentlich weit über eine „Kammermusik“ hinausgeht.
Schon bei der zeitgenössischen Kritik wurde es als „herrlich und groß, trefflich und hehr“ bezeichnet.
Was Mozart da schreibt, welche Ausdruckscharaktere, welche Unterschiede in den Satztypen, welche melodische Erfindung, das konnte nicht mehr wiederholt werden.
Welche Unterschiede trotz der gleichen Besetzung in den einzelnen Sätzen!
Der grandiose Kopfsatz, das herrliche Adagio, das in der Unterhaltung zwischen Oboe, Klarinette, Bassetthorn, eingebettet in die Begleitung der anderen Instrumente, schon fast als romantisch zu bezeichnen ist, die Romanze, das Finale, das als Kehraus wunderbar funktioniert.
Diese Behandlung der Bläser dürfte für spätere Komponisten, wie Brahms, Strauss etc., sehr interessant gewesen sein.
Das ist, wie Leonard Bernstein sagte, das „Wunder Mozart“.
Die Aufführung war, wie bereits vorerwähnt, großartig. Wie das Spiel zwischen Solo-Oboe und Soloklarinette, zwischen den einzelnen Instrumentengruppen lebendig war, wie delikat die Farben der Instrumente ausgekostet wurden, erfreute in jedem Moment.
Mikhel Kütson und seine Mitarbeiter brachten einen Mozart, der weitab von der neckischen Musizierart vergangener Zeiten war, aber auch nicht die Struppigkeit moderner Alte Musik-Mache hatte. Es wurde musiziert. Und wie!
Das begeisterte, unglaublich aufmerksame Publikum dankte mit der Leistung angemessenem, großem und langanhaltendem Beifall.
Im zweiten Teil des Konzertes wurde dann von Richard Strauss die Tondichtung „Aus Italien“ gespielt.
Dem jungen Strauss wurde von seinem Vater eine Italienreise spendiert. Hier wurde er mit der italienischen Musik bekannt, weitaus mehr aber durch römische Bauten und Landschaften beeindruckt. In seiner „Sinfonischen Phantasie“ versuchte er seine Eindrücke in Musik auszudrücken.
Ein Ausrutscher passierte ihm, als er „Funiculi, Funicula“ des Luigi Denza als Volksweise aus Neapel in seine Tondichtung aufnahm. Dieser komponierte das beliebteste Stück italienischer Sänger 1880 um den Bau der Seilbahn auf den Vesuv zu feiern .
Der erste Satz, auf der Campagna ist ein stimmungsvoller Anfang in dunklen weichen Tönen, hat gewisse Ähnlichkeit mit Tondichtungen von Franz Liszt.
Der zweite Satz, In Roms Ruinen ist eine wundervolle Stimmungs-und Bildermalerei, großartig gemacht, Brahms lässt hier grüßen, Struktur, Phrasierung, vielleicht auch die Instrumentierung klingen ähnlich.
Der dritte Satz ist perfekte musikalische Bildlichkeit, Musik mit der Natur zu vermählen, sie durch glänzende Instrumentierung dem Hörer vor Augen zu bringen.
Der vierte Satz ist perfekt gemacht, wirkt auf mich aber etwas platt, Geschmacksache!
Die Ausführung durch Mikhel Kütson und das wunderbar folgende Orchester war sehr gut, es blühte und klang nur so.
Singende Streicher, hervorragendes Holz und Blech, gutes Schlagwerk.
Starker, anhaltender Beifall.
Warum sich Kütson bei Holz und Blech, dem hervorragenden Konzertmeister Fabian Kircher, dem Solo-Bratscher Albert Khametow, der Harfenistin Gertrude Endrödy, bedankte, aber den mit wunderbarem Spiel beeindruckenden Solocellisten Raffaele Franchini übersah, verstehe ich nicht.
Ein ganz großer Abend, aus dem man erfüllt das Haus verließ.
Herbert Rommerskirchen