Ein Konzert der Superlative zur Saisoneröffnung durch GMD Mikhel Kütson und den Niederrheinischen Sinfonikern
Red. Theater [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Ein einziges Werk an einem Abend, 90 Minuten Anstrengung für Ausführende und Hörer. Aber, es war für den Zuhörer ja nicht so sehr eine körperliche, wie es für das Orchester war, sondern eine seelische Belastung, das Orchester und der Dirigent durften dann beides in Zusammenfassung erleben.
Atemlose Stille im Saal, man hörte das Schlucken seiner Nachbarn.
So etwas ist sehr selten und zeugt von der nicht hoch genug einzuschätzenden Leistung von GMD Mikhel Kütson und des grandios aufspielenden Orchesters.
Eine Spannung vom ersten bis zum letzten Moment!
Mahlers Musik ist gerade hier schwer zu verstehen, sie ist sehr subjektiv, schwer zu erfassen, ein Nachempfinden ist kaum möglich. Er spricht hier musikalisch Dinge an, die das Verhältnis zu Gott, zur Musik, zur Natur, zum Menschen berühren.
Trotzdem ist die 9.Sinfonie ein überwältigendes Werk, die letzte Sinfonie, die Mahler vollendete.
Hier versammelt er als Zusammenfassung seiner bisherigen Schöpfungen Elemente des Musiklebens seiner Zeit, integriert Tänze, Lieder, Märsche, perfekt in das musikalische Geschehen. Eigentlich eine abenteuerliche Musik. Immer wieder fließen seine Depressionen in die Musik ein.
Eine fesselnde Darstellung des Werkes durch Mikhel Kütson und unser Orchester.
Bereits im ersten Satz „Andante Comodo“ zeichnete sich ab, dass man einen großen Abend erleben würde. Kleine Intonationsprobleme wurden durch Nachstimmen nach dem 1. Satz behoben.
Nach zartestem, trotzdem klangvollen Piano in der Einleitung führt die Musik zu eruptiven Ausbrüchen.
Stets beherrscht und schön, niemals die Streicher zudeckend erklang es.
Der zweite Satz „ Im Tempo eines gemütlichen Ländlers. Etwas täppisch und sehr derb“ kam beschwingt und volkstümlich daher. Kütson gelang es hier mit dem Orchester, selbst in dieser Musik die Zerrissenheit Mahlers deutlich zu machen.
Als Fortsetzung hierzu der dritte Satz „Rondo-Burleske. Allegro assai. Sehr trotzig“. Hier wurden die Vortragsbezeichnungen Mahlers wörtlich genommen.
Perfekt getroffen!
Der Schlusssatz, der doch gewöhnlich als „Abschied vom Leben“ bezeichnet wird, erscheint mir eher als ein Versinken in die Schöpfung, vielleicht ins Weltall. Es gibt in diesem Satz zwar Requiem-ähnliche Passagen, die aber mit der Fragmatisierung des 1. Satzes nur einen Abschied bedeuten.
Hierzu führe ich den Text aus dem vierten der Kindertotenlieder an:
„Der Tag ist schön auf jenen Höhn“ – Bedeutet der Text von Rückert den Tod?
Die Musik hierzu erscheint im vierten Satz in Andeutungen.
Diese unglaubliche Musik des vierten Satzes, die er ähnlich schon in seiner 3. Sinfonie verwendet, ist für den empfindsamen Zuhörer eine große Belastung. Es geht einfach unter die Haut.
Dies vor allem, wenn es wie hier mit herrlich weich und empfindsam spielenden Streichern gebracht wird.
Ein ungeheurer Abend, der uns hier beschert wurde.
Ein Dirigent, der seine Intentionen mit dem Orchester umsetzen konnte, die Technik vergessen ließ, ein Orchester, das über sich hinauswuchs.
Einzelne Orchestergruppen möchte ich nicht herausheben, das wäre Beckmesserei.
Langes Schweigen nach dem letzten, ins Nichts verschwebenden Ton, dann starker, lang anhaltender Beifall, der erst durch den Abgang von Dirigent und Orchester beendet wurde.
Orchestermitglieder umarmten sich auf der Bühne!
Ein großes musikalisches Erlebnis
Herbert Rommerskirchen