Ein Deutsches Requiem von Brahms in St. Laurentius in Odenkirchen
Red. Theater [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Da waren in St. Laurentius, Odenkirchen, zwei Werke angekündigt, die eigentlich keine Verbindung haben, auf den zweiten Blick aber doch zusammen aufführbar sind.
Im Deutschen Requiem hat der Protestant Brahms, wie der Titel schon sagt, nicht etwa den lateinischen Messetext vertont, sondern ausgewählte Bibeltexte, die er eng am Text vertonte. Bei jedem Wort entspricht die Musik dem Inhalt desselben.
Die Farben des Orchesters, der Einsatz des Chores sind, wenn die technischen Möglichkeiten, diese Farbigkeit zu erreichen, gegeben sind, unglaublich.
Damit sind wir bei der Ausführung dieser grandiosen Musik, des vielleicht schwerst aufzuführenden Werkes der romantischen Chorliteratur.
Wie sagte Joseph Keilberth nach einer Probe zum Requiem: Wer dieses Werk so singt und spielt, wie es komponiert ist, kommt nur emotional erschöpft bis zum Schluss. Ich habe selbst bei Aufführungen von großen, berühmten Dirigenten immer wieder Reste von Erdenschwere und Chorprobleme vor allem im letzten Satz erlebt. Stimmliche Ermüdung selbst bei Profichören.
Auch hier wieder nicht zu überhörende Probleme.
In der Akustik dieser Kirche ist die Aufführung solch großer Werke generell zum Scheitern verdammt.
Hall, Überbetonung des Orchesterklangs, zu kleiner Klang des doch großen Chors, der durch die Aufstellung im hinteren Teil der Apsis oft zugedeckt wurde, Überbetonung der Bläser des Orchesters, die zum Teil vor den schallverstärkenden Mauern saßen.
Hier hätte die Dirigentin des Abends, Stephanie Borkenfeld-Müllers eingreifen können und müssen, wenn ihr durch mehrere Proben, die ja wohl nicht bezahlt werden konnten, die Möglichkeit gegeben worden wäre. Warum hing eigentlich an der Hinterwand der Apsis ein Stoffvorhang? Hierdurch wurde natürlich der Klang des Chores erheblich gedämpft!
Wie schwer das Requiem ist, wurde schon beim ersten Orchestereinsatz deutlich. Obwohl der Einsatz deutlich gegeben wurde, klapperte es schon hier. Dies kann zur Folge haben, daß Unsicherheit beim Chor entsteht, und es war so. Am Schluß des ersten Teils war man sehr weit auseinander.
Der zweite Teil geriet recht gut. Die Begeisterung des Chores war deutlich zu spüren. Leider genau so deutlich, daß die Männerstimmen, die im Übrigen den ganzen Abend sehr klangschön sangen, zu klein besetzt waren. Hier vermißte ich die Orgel, war das Positiv hier den Klangfluten nicht gewachsen?
Der dritte Satz, der vom Bariton angestimmt wird, erschien mir, zumal vom Solisten, nicht textorientiert. Volker Mertens hatte hörbare und sichtbare stimmliche Probleme, war stellenweise nicht ganz einer Meinung mit dem von Frau Borkenfeld-Müllers sehr anpassungsfähig dirigierten Orchester. In der Orgelpunkt-Fuge gings dann zwischen Chor und Orchester unentschieden aus.
Der vierte Vers war wirklich schön musiziert.
Und nun das Sopransolo, ein Prüfstein für jede Solistin, die eine halbe Stunde auf ihren Einsatz warten muß. Das ist eine Zumutung!
Frau Meier hat eine schöne, technisch sehr gut geführte Stimme. Intonation, Artikulierung wirklich sehr gut. Aber war sie gut beraten, dieses Stück, das eigentlich eine große lyrische Stimme verlangt, zu übernehmen? Hier kam die Traurigkeit und die Tröstung sehr gleich. Noch sollte Frau Meier, wie in ihrer im Programmheft vorgestellten Vita , das Soubrettenfach singen. Das etwas schwerere Fach kommt bestimmt.
Der sechste Satz fing klangschön an, aber warum so schnell? Eine Geheimnisverkündigung hörte ich vom Bariton nicht, die hohen „f“ waren sehr irdisch.
Ein hohes Lob den Choraltistinnen, die sicher und gut den heiklen Einsatz „Herr, du bist würdig“ sangen, unbeirrt vom Orchester!
Der siebte Satz klang sehr gut, die schweren Chorsoli in der unangenehmsten Tonlage klangen sehr gut . Hier geriet auch der analoge Schluß zum ersten Satz, Sopran und Tenor stiegen zu hohen „a“ klangschön auf.
Zusammenfassend: Frau Borkenfeld`s Auffassung des Werkes, was musikalische Dinge betraf, gefiel mir wirklich gut. Leider waren die Bedingungen hierzu nicht ausreichend.
Ganz anders wurde es dann nach der Pause.
Das Lauda Sion (Sequenz des Fronleichnamfestes) von Mendelssohn geriet sehr gut. Hier klang es ganz anders.
Chor und Orchester musizierten hörbar engagiert die schöne Musik Mendelssohns, das Soloquartett sang klangschön und präzise . Hier war Frau Meier richtig eingesetzt, ihr Sopran leuchtete mühelos auf. Auch die klangschön und rund singende Altistin Franziska Hösli fiel angenehm auf, hört man doch in diesem Fach heute meist Soprane, die weder über Höhe noch Tiefe verfügen, schon gar nicht über die Klangfarbe eines Altes.
Tenor Jan-Pierre Quellet, sang schlank und angenehm, Volker Mertens war ein gutes Bassfundament.
Frau Borkenfeld-Müllers war hier sehr souverän und deutete das Werk in allen Bereichen aus.
Dr. Vitus Froesch führte gekonnt und wissend in beide Werke ein.
Herbert Rommerskirchen