Beethovens „Neunte“ mit den Düsseldorfer Symphonikern unter Ryusuke Numajiri in der Tonhalle zu Düsseldorf
Red. Theater [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Zu Beginn des Konzertes hielt Intendant Michael Becker eine kurze, launige Ansprache ans Publikum, eingehend auf das Programm und die Person des Dirigenten Ryusuke Numajiri, der ab 2013/2014 Generalmusikdirektor des Theaters Lübeck sein wird.
Ein herzlicher Glückwunsch hier an den sehr agilen Dirigenten und vor allem an die Stadt Lübeck, die einen vorzüglichen Musiker engagiert hat.
Eine äußerst klare Schlagtechnik, wunderbare Einfühlung in die Musik nicht nur seines Heimatlandes, sondern auch in die heute, wie es oft scheint, so schwer zu spielende, zu deutende Musik Ludwig van Beethovens.
Die Übertragung seiner Vorstellungen auf Orchester und den wunderbar mitgehenden Chor zu sehen und zu hören, war ein Erlebnis. Nichts kam von ungefähr, alles war äußerst präzise und miterlebt.
Eine große Leistung aller Mitwirkenden.
Das erste Stück des Abends „A Flock Descends into the Pentogonal Garden“ (1977) des Komponisten Toru Takemitsu entführte nach Japan.
Mit den Mitteln der „Neuen Wiener Schule“ und anderer Komponisten dieser Zeit, die er geschickt mit der japanischen Musik verband, gelang ihm hier ein klangseliges Werk, das fast als spätromantisch zu bezeichnen ist. Eine ausgezeichnete Leistung des Orchesters und der solistisch hervortretenden Orchestermitglieder (Englisch Horn!) unter der befeuernden, animierenden Leitung des Dirigenten.
Bereits hier großer Beifall.
Das Hauptwerk des Abends, die „Neunte Sinfonie“ van Beethovens, befindet sich heute wirklich im Besitz Japans, wie die exzellente Deutung durch Ryusuke Numajiri bewies.
Endlich einmal eine große Orchesterbesetzung, die die Fanatiker der Darstellung der Musik Beethovens in der Instrumentierung von Barockmusik, in dünner, kleiner, Besetzung, womöglich noch ohne Vibrato, Lügen straft.
Hatten doch z.B. Amati, Guarneri, Stradivari, schon um 1700 ihre Streichinstrumente erschaffen!
Das Orchester, die Düsseldorfer Symphoniker, das ich seit einiger Zeit nicht mehr gehört hatte, klang in allen Instrumentengruppen vorzüglich. Wunderbare Streicher, exzellente Holzbläser, gutes Blech, tolle Pauke.
Wie der Dirigent die Sätze dieses Werks nahm, war, wie ich meine, absolut richtig.
Wunderbares Zeitmaß und Dynamik in allen Sätzen.
Der erste Satz ging furios los, alle noch so kühnen Harmonien klangen selbstverständlich, die Innenstimmen blühten auf, so herrschte absolute Klarheit des Klangs.
Der zweite Satz, ein Scherzo mit zwei Trios, ließ trotz Beethovens Reminiszenzen an ländliche Idylle, in der Darstellung des Dirigenten das Drama nicht vergessen.
Der dritte Satz, das „himmlische Adagio“ gelang beseelt und singend, die Innenspannung war bemerkenswert.
Der vierte Satz mit Schillers „Ode an die Freude“ erklang nach dem Eintritt in aller Schärfe, dann mit dem Einsatz der perfekt spielenden Kontrabässe zum Chaos und der Befreiung durch die menschliche Stimme klar konturiert.
Der Schluss war dann einfach ein Rausch im besten Sinne des Wortes, in den sich alle Mitwirkenden versenkten.
Der Chor des Städt. Musikvereins zu Düsseldorf stellte sich in allerbester Form vor, hervorragend vorbereitet durch Marieddy Rosetto. Es ist immer wieder beglückend, diesen Elitechor zu hören.
Auch hier wieder absolute Homogenität des Klanges, eine gute Mischung zwischen jungen und älteren Stimmen, der wärmere Klang der älteren mit dem jugendlichen Silber sich verbindend.
Strahlende Soprane, warmer Alt, jugendliche Tenöre, profunde Bässe!
Hervorragende Wortverständlichkeit, das Erfassen der Intentionen des Dirigenten. Es wundert nicht, dass immer wieder große Dirigenten sich der Mitwirkung dieses Chores versichern.
Das Solistenquartett wurde überstrahlt vom sieghaften Glanz der Stimme von Dara Hobbs, die aber auch in den höchsten Lagen ein wunderbar fülliges Piano singen kann.
Den großen Chor zu übertönen machte ihr nicht die geringste Mühe. Große Musikalität.
Knappertsbusch soll einmal gesagt haben: Eine Altistin, die im Soloquartett der Neunten zu hören ist, ist schlecht. Dieser Vorwurf brauchte Uta Christina Georg nicht gemacht werden. Über weite Strecken war sie unhörbar.
Yosep Kang hat eine sehr schöne Stimme, sang musikalisch, konnte sich aber den Orchesterfluten gegenüber nicht durchsetzen, die Höhe klang sehr schön, in den tiefen Lagen war er fast nicht hörbar.
Wilhelm Schwinghammer besitzt eine klangvolle, große Bassbaritonstimme und sang sein Rezitativ wie auch die Ensembles hervorragend.
Sollte man die Solisten nicht doch besser vor das Orchester stellen? Der Dirigent kann das Orchester nicht zu sehr zurücknehmen, dann ist es nicht mehr Beethoven!
Es war eine wunderbare Aufführung unter einem fabelhaften Dirigenten, einem Klasse-Chor, einem hinreißend spielenden Orchester.
Ein begeisternder Sonntagmorgen, das Publikum dankte für eine große Aufführung mit langanhaltendem Beifall.
Herbert Rommerskirchen