3. Sinfoniekonzert der Niedrrheinischen Sinfoniker • Ein wunderbarer Abend
Red. Theater [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Ein wunderbarer, ohne jede Einschränkung genossener Abend im Konzertsaal des Stadttheaters zu Rheydt. Edelste, schönste Musik gab es.
Von Joseph Haydn die Sinfonie Nr. 85 B-Dur, „La Reine“ genannt, von Wolfgang Amadeus Mozart das Klavierkonzert Nr. 26 D-Dur, KV 537, „Krönungskonzert“ genannt.
Nach der Pause dann die 4. Sinfonie Es-Dur, „Sinfonie naive“ , genannt des zu Unrecht wenig bekannten Franz Adolf Berwald.
Ein Programm, welches den Zuhörer hörbar erfreute.
Die wunderbare Sinfonie Joseph Haydns, vom Orchester sichtbar und hörbar durch den Dirigenten, nein, Kapellmeister Alexander Steinitz, hier hörte und spürte man das Eins-Werden mit der Musik, angespornt und beflügelt. Er hat den sicheren Schlag des Könners, darum „Kapellmeister“ .
Dieses Können kann man nur durch Erfahrung und Freude am Musizieren erwerben.
Durch diese Voraussetzungen wurde es zu einem wunderbaren Miteinander zwischen Dirigent und Orchester, wie auch im Zusammenspiel des Orchesters.
Von den ersten Takten an merkte man, dass es etwas Besonderes werden sollte, es dann auch wurde.
Schon die Einleitung zum ersten Satz blühte förmlich auf, wie wurden hier schon die Themen ohne Überbetonung herausgehoben.
Wie erklangen im zweiten Satz die Piano-Passagen, die doch einen Bezug zum ersten Satz herstellen, wie fabelhaft wurden in den Variationen die Kontraste herausgearbeitet, wie großartig das verhauchende Pianissimo der Coda.
Und dann ging bei Menuett und dem folgenden Alegretto die Post ab, ohne das kurze dunkle Thema zu vernachlässigen.
Im vierten Satz zeigten die Mitwirkenden, wie man zusammen musizieren kann.
Wie kann man heute noch etwas mitleidig über Haydn sprechen, den Vater des Streichquartetts, den Schöpfer herrlicher Sinfonien, Kammermusik, Konzerte, großartiger Oratorien, Messen etc.?
Nach einer solch beschwingten Darbietung gewiss nicht mehr.
Eine Leistung, die das Publikum so animierte, dass die beiden Orchesterdiener nach dem schnellen Umbau zum Klavierkonzert beklatscht wurden.
Mozarts Klavierkonzert Nr. 28 ist eines der beliebtesten Konzerte für Klavier und Orchester. Den Beinamen „Krönungskonzert“ hat es erhalten, weil Mozart es zu den Krönungsfeierlichkeiten für Leopold II gespielt hat.
Es wurde immer bekannter, da es als Werk für festliche Anlässe bekannt wurde.
Es ist glänzend und liebenswürdig, gibt Solist und Orchester jede Möglichkeit, durch Virtuosität und Verinnerlichung zu glänzen.
Seltsam ist hier, dass Mozart den Orchesterpart mit aller Sorgfalt aufzeichnete, den Solopart aber nicht immer (Albert Einstein). Wer ihn in der heutigen Fassung aufgezeichnet hat, ist nicht bekannt.
Es wurde im Konzert glänzend von der jungen Solistin Mona Asuka Ott und dem kammermusikalisch, aber nie weichlich begleitenden Orchester, früher hätte man „Mozärtlich“ gesagt, dargeboten.
Blendende Technik, wunderbarer Anschlag vom zartesten Piano bis zum zupackenden Forte zeichnen ihr Spiel aus.
Kongenial begleitete das Orchester unter Alexander Steinitz die junge Solistin.
Großer Beifall, in den Frau Ott immer wieder Dirigent und Orchester einschloss.
Guter, froher Laune ging man in die Pause.
Dort wurde man dann von den Cellisten des Orchesters mit einer stimmungsvollen, weihnachtlich klingenden Zugabe beglückt. (Und das, ohne dafür extra bezahlen zu müssen). Ein herzliches Dankeschön!
Von Franz Adolf Berwald, dem weitgehend Unbekannten, dann seine 4 Sinfonie Es-Dur.
Fast während seines ganzen Lebens wurde er als Musiker nicht anerkannt, musste seinen Lebensunterhalt in bürgerlichen Berufen verdienen.
Wenn man jetzt hier seine Musik gehört hat, versteht man das nicht.
Es ist einfach großartig gemacht, wenn man auch manchmal Mendelssohn, Brahms oder auch Max Bruch zu hören meint, die Tonsprache ist doch anders.
Vielleicht liegt es auch daran, dass seine Eltern deutschen Ursprungs waren. Mir hat es kolossal gefallen.
Wie es da im Orchester rauschte, loderte und glühte, schon ganz zum Anfang die Zuhörer gefangen nahm. Wie die Holzbläser, dann das Blech, die Streicher klangen!
Im 2. Satz, dem Adagio, erklang schwedische Volksmusik, eine friedliche, besonnene Stimmung verbreitend.
Sommerhimmel?
Im Scherzo, Allegro molto, war man in Versuchung zu tanzen.
Beim Finale, Allegro vivace, kommen größte dynamische Kontraste, Staccati, Blechbläserchöre, bis zu Bläserabgesang über dem Pizzicatogetupfe der tiefen Streicher.
In Jubeltönen endet das Finale.
Auch hier konnte man dem Orchester in allen Gruppen seine Hingabe, seine Aufmerksamkeit, anmerken. Eine enorme Leistung auch in der stilistischen Umstellung von Werk zu Werk.
Der überaus offene Haydn, die Delikatesse Mozarts, die Schwere, Romantik, Berwalds, das ist schon eine Leistung!
Alexander Steinitz erwies sich in jedem Moment als perfekter Sachwalter der Musik.
Musikalisch, musikantisch, hervorragend. (Dirigierte er den Berwald auswendig ?)
Fazit:
Ein Abend, der in seiner Klarheit, seinem Programm, dessen Ausführung, ohne jede Bemängelung,
dazu verführte, ihn mit einem guten Schluck in guter Gesellschaft zu beschließen.
PS: Meine Nachbarin beim Konzert, gerade aus Berlin, aus der Philharmonie, kommend, fand den Klang nicht rund genug, es könne aber auch am zu hellen Raum hier (Helle Täfelung, zu helle Beleuchtung) liegen.
Vielleicht ein Tipp für die Zuständigen.
Herbert Rommerskirchen