Ausstellung „Lüpertz Kunst, die im Wege steht“ in der Küppersmühle in Duisburg (18. März bis 21. Mai)

Andreas Rüdig [ - Uhr]

Maler und Bildhauer, Dichter und Jazz-Musiker, Fußballer, Handwerker und besessener Kunst-Arbeiter – es gibt sicherlich viele Attribute, die auf ihn zutreffen. Seine Ausstellung im MKM Museum Küppersmühle ist zu den gewohnten Öffnungszeiten zu sehen.

Sie ist Teil der akademos-Reihe, die es seit dem Jahre 2006 gibt.

Nach den Worten von Walter Smerling, dem Museumsleiter, ist dies die erste Einzelausstellung, die die Stiftung für Kunst und Kultur als Betreiberin des Museums in der Küppersmühle zeigt. „Wir zeigen mehr als 80 Arbeiten aus allen wichtigen Schaffensphasen,“ berichtet Smerling.

Der Fokus liegt dabei auf der Malerei; Skulpturen, Reliefs und Druckstöße kommen hinzu.

„Die Arbeiten sind Teil der Sammlung Ströher, die als eine der wenigen Sammlungen ein so umfangreiches Werkskonvolut von Markus Lüpertz besitzt, daß seine künstlerische Entwicklung über fünf Jahrzehnte nachvollzogen werden kann,“ berichtet Kerstin Weinhold, die Pressesprecherin des Museums. Die Küppersmühle wirft dabei einen Blick auf sein Lebenswerk.

Der Auftakt der Ausstellung sollen einen Einstieg in das Gesamtschaffen vermitteln. So gibt es beispielsweise das Werks-Duo Tod und Maler (1973) und zwei Arbeiten aus den 1980er Jahren (Das Ende des Orpheus sowie die Skulptur Prometheus) zu sehen.

Der anschließende Ausstellungsraum führt dann in Lüpertz` künstlerische Werk aus den 1960er Jahren ein. Als „dithyrambisch“, also überschwänglich, glücktrunken, begeistert, beschreibt Lüpertz sein Schaffen in dieser Zeit. Bilder wie Baumstamm – dithyrambisch, Wäsche auf der Leine, das 12,50 m lange Gemälde Westwall (Kunstwissenschaftler beschreiben es als ein Schlüsselwerk) oder die 20teilige Arbeit Gegen Abend besetzen Störche Lüpolis (1977) seien hier als Beispiele genannt.

„Die Konzeption der Ausstellung ist wesentlich geprägt von Zyklen, die sowohl gemeinsam wie auch unabhängig voneinander in Einzelräumen aufeinandertreffen,“ berichtet Weinhold. Der 33teilige Dädalus-Zyklus, der Werkkomplex 5 Bilder über den Faschismus, 4 Bilder über den Krieg und die Serie Männer ohne Frauen (Parsifal) sind dementsprechend auch in der Ausstellung zu sehen.

Großformate wie Die Schiene oder der 54teilige Traum des Künstlers sind in der Dauerausstellung zu bewundern.

„Ich bin fasziniert von dem Künstler, aber auch von seiner Kunst,“ berichtet Smerling. „Die Werke lassen sich immer wieder auf neue Dinge ein. Ich habe in der Ausstellung immer wieder den Atem angehalten.“

„Obwohl ich ein nüchterner Schwabe bin, teile ich diese Euphorie völlig,“ berichtet Götz Adriani als Kurator der Ausstellung. „Die Küppersmühle hat den größten Bestand an Lüpertz-Werken, den ein Museum besitzt. Wir konnten also aus den Vollen schöpfen. Alles paßte zusammen. Lüpertz hat sich bei seiner Arbeit immer mit der Kunstgeschichte beschäftigt. Er ist ein Wegbereiter, der rund 55 Jahre durchgehalten hat. Er präsentiert – mit anderen – die deutsche Kunst im Ausland.“

Markus Lüpertz wurde am 25. April 1941 in Reichenberg geboren. 1948 flüchtet die Familie dann in den Westen und landet in Rheydt, heute ein Teil von Mönchengladbach. 1956 – 1961 folgt ein Studium an der Werkkunstschule Krefeld bei Laurens Goosens und an der staatlichen Kunstakademie Düsseldorf; seit 1961 ist Lüpertz als freischaffender Künstler tätig.

1962 siedelt er nach Berlin über; dort hat er auch 1964 in der Galerie Großgörschen 35 seine erste Einzelausstellung. In der Folgezeit betätigt sich der Künstler auch als Schriftsteller. 1974 tritt er eine Gastprofessur an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe an; 1976 – 1987 hat er dort eine Professur inne.

1986 wechselt er als Professor an die Kunstakademie Düsseldorf, deren Rektor er 1988 – 2009 ist. Auch in den Jahren danach ist er immer noch künstlerisch aktiv. Lüpertz lebt und arbeitet in Berlin, Düsseldorf und Karlsruhe.

Der Hafen in Duisburg ist einer der größten und bedeutendsten Binnenhäfen der Welt. Im Rahmen der IBA – Internationalen Bauausstellung Emscher Park begann in den 1990er Jahren die Renaissance des Innenhafens. Die Industriedenkmäler erleben heute einen Aufschwung. War die Küppersmühle früher ein Getreidesilo, beherbergt sie heute ein Kunstmuseum.

Man schreibt das Jahr 1860, als die erste Mühle hier errichtet wurde. 1908 wurde es durch einen dreiflügeligen, heute siebenstöckigen Neubau ersetzt.

Anbauten kamen in der Folgezeit hinzu. Als die Mühle 1969 mit den Küpperswerken in Homberg fusionierte, kam sie zu ihrem heutigen Namen. 1972 wurde sie stillgelegt; doch eine Bürgerinitiative sorgte für den Erhalt des abrißgefährdeten Baus. Neben dem Museum sind im Gebäude noch Büroräume und ein Restaurant untergebracht.

Das „MKM – Museum Küppersmühle für Moderne Kunst“ wurde im Jahre 1999 mit rund 3600 m² Ausstellungsfläche eröffnet. Es wurde nach Plänen der Basler Architekten Herzog & de Meuron umgebaut. Die Initiative für das Museum ging vom Duisburger Kunstsammler Hans Grothe aus. Seine Sammlung umfaßte über 800 Werke von mehr als 40 deutschen Künstlern.

Seit der Übernahme durch das Darmstädter Sammlerpaar Sylvia und Ulrich Ströher stieg die Anzahl der Ausstellungsstücke und der vertretenen Künstler noch erheblich an.

Der Sammlungsschwerpunkt liegt auf der deutschen Kunst nach dem 2. Weltkrieg. Hanne Darboven, Georg Baselitz, Abraham David Christian, K.O. Götz, Candida Höfer, Gerhard Hoehme, Jörg Immendorff, Anselm Kiefer, Imi Knoebel, Markus Lüpertz, A. R. Penck, Sigmar Polke, Gerhard Richter, Bernard Schultze, Fred Thieler und Rosemarie Trockel sind nur einige der Künstler, die hier vertreten sind.

„Ein Alleinstellungsmerkmal des Museums besteht darin, daß man die Entwicklung eines Künstlers über eine längere Zeit beobachten kann,“ betont Museumsleiter Walter Smerling. „So sind interessante Vergleiche über einen längeren Zeitraum möglich.“

Es gibt jährlich bis zu vier Wechselausstellungen. Die Ausstellungsreihe „Akademos“ stellt das Werk der Professoren der Düsseldorfer Kunstakademie vor. Der bundesweite Förderwettbewerb „Jugend Interpretiert Kunst/Deutsche Bank Stiftung Jugend-Kunst-Preis“ findet jährlich statt.

Die „Stiftung für Kunst und Kultur“ ist 1986 aus einer privaten Initiative hervorgegangen. Sie ist in Bonn ansässig. Sie möchte nach eigenen Angaben „mehr bürgerschaftliches Engagement“ fördern.

„Mit privatem Einsatz öffentlich wirken“ lautet ihr Motto. Die erforderlichen Gelder werden durch Sponsoren aus der Wirtschaft und dem Privatbereich aufgebracht. „Ideen haben ist gut. Ideen umsetzen ist besser. Dabei stehen immer die Kunst und die Arbeit des Künstlers im Vordergrund. Das ist unser Rohstoff.“

Im November 2008 entschied sich die Stiftung für einen Umbau. Das Architekturbüros Herzog & de Meuron steuerte das Konzept bei. Ein Quader mit 2 Etagen, 22 Räumen und rund 2.000m² sollte auf den Röhren des Stahlsilos gesetzt werden. Baubeginn war 2009. Die 30 Millionen Euro Baukosten sollten durch Zuwendungen von Sponsoren und durch den Trägerverein aufgebracht werden.

Im Juni 2011 wurde ein Baustopp verhängt, da das Stahlgerüst der Quaders erhebliche Baumängel aufwies und ein Totalschaden war. Die verantwortlichen Bauunternehmen sind insolvent. Die städtische Wohnungsbaugesellschaft Gebag ist wegen des inzwischen 34 Mio. € teuren Projekts bereits in finanzieller Schieflage. Zwei dortige Vorstandsmitglieder verloren daraufhin ihren Posten.

Der Erweiterungsbau ist inzwischen aber durch das Engagement einer Stiftung sichergestellt.

http://www.museum-kueppersmuehle.de/


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