Zentralbibliothek Mönchengladbach im Städtischen Haushalt 2012: Sanierungsfall – oder Bibliothek für das 21. Jahrhundert?
Hauptredaktion [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
„Als meistgenutzte Kultureinrichtung Mönchengladbachs leistet die Stadtbibliothek beispielhafte Arbeit, die vielfach ausgezeichnet wurde und bundesweit Anerkennung findet, in der Zentralbibliothek Blücherstraße – in erheblich sanierungsbedürftigen, beengten Räumlichkeiten.“
Das ist eine der Kernaussagen der Ende letzten Jahres gegründeten Initiative „Eine Lobby für Utopia„. Im Einzelnen meinen die Initiatoren:
„Mit den Haushaltsberatungen 2012 stehen wir vor der Entscheidung, den baulichen und räumlichen Status der 60er Jahre (Baujahr 1964 mit Planungsstand der 50er!) durch eine wirtschaftlich zweifelhafte Sanierung dauerhaft zu festigen – oder die Weichen für eine moderne neue Bibliothek für das 21. Jahrhundert zu stellen.
Im Haushaltsentwurf 2012 der Stadt Mönchengladbach kommt die Zentralbibliothek nur als Sanierungsfall vor.
Ein Armutszeugnis und Offenbarungseid angesichts der kulturellen und sozialen Bedeutung dieser Institution.
Mit ihrem umfassenden Angebot und ihren einzigartigen historischen Sammlungen stellt sie für große Teile der Bevölkerung, für Wissenschaft und Forschung die Verortung von Wissen, Bildung und Geschichte in Wort, Schrift und Bild – dem Kulturgut Buch – dar.
Finanziell ist die Sanierung eine Mischung aus Augenwischerei und Glücksspiel, in dem die Faktoren „Überraschung”, „energetische Unwirtschaftlichkeit”, „Barrierefreiheit”, „Veranstaltungsräume z.B. für Schulklassen” und auch die Kosten für eine 1- 1 1/2-jährige ausgelagerte Zwischennutzung ausgespart bleiben.
Leicht können so aus den für die Sanierung geschätzten 3,5 Millionen Euro 6-7 Millionen Euro werden; die Fortschreibung anhaltend überhöhter Energiekosten noch nicht mitgerechnet.
Zukunftsorientierte alternative Denkmodelle und Planungen, z.B. eines Neubaus oder einer Unterbringung der Zentralbibliothek an einer geeigneten innerstädtischen Stelle, hier bieten sich vor allem Flächen im Städtischen Besitz an, werden unter Verschluss gehalten, um nicht in finanziellen Druck zu geraten.
Mit Blick auf die Zukunft, die Verbesserung der räumlichen Situation, die Erhaltung, Pflege und Sicherung kulturgeschichtlicher Schätze und die kulturelle Weiterentwicklung unserer Stadt – eine kurzsichtige Reaktion.
Eine Alternativlösung zur Sanierung wird, unter Einbeziehung der Unwägsamkeiten, für einen Mehrbetrag von 3-5 Millionen Euro zu haben sein.
Mit dauerhaftem Einsparpotential bei Energie und mit vielfältigem Zusatznutzen auf der Angebotsseite.
Langfristig kann es sich eine Stadt in der Größenordnung Mönchengladbachs nicht leisten, nur an Quadtratmetern Einzelhandelsfläche, an Logistikunternehmen und am Tabellenplatz von Borussia gemessen zu werden.
Diesen Wettbewerb kann Mönchengladbach im Umfeld konkurrierender Großstädte nur verlieren. Mit einer neuen Zentralbibliothek Mönchengladbach würde sich zu Museum Abteiberg, Schloss Rheydt und Theater eine weitere herausragende Kultureinrichtung mit Alleinstellungsmerkmal gesellen.
Und diese wird über eine enorme Breitenwirkung und Akzeptanz in der Bevölkerung verfügen, auch, weil sie insbesondere bildungsfernen Schichten, Menschen mit Migrationshintergrund und ärmeren Menschen Zugang zu Information und Bildung verschafft.
Über 23.500 aktive Leseausweis-Nutzerinnen und Nutzer (2011) und 475.000 Besucherinnen und Besucher (2010) bestätigen den Stellenwert der Stadtbibliothek auf eindrucksvolle Art ebenso wie die wiederholte Auszeichnung als „Ort der Ideen“ für ihre Leseförderungs-Aktivitäten.
Während sich in anderen Städten die führenden Köpfe mit Erfolg hinter die Idee eines Bibliotheksneubaus gestellt haben, ist hiervon in Mönchengladbach bislang nichts zu spüren, werden Konzepte in der Schublade gehalten und eine Diskussion hierüber bewusst vermieden.
Dabei wären genau das, der offensive, transparente Umgang mit Informationen und ein parteiübergreifender städtischer „Schulterschluss“, Voraussetzungen für eine Erfolg versprechende zusätzliche Mittelbeschaffung bei Sponsoren, Stiftungen oder Fördertöpfen, z.B. für die historischen Sammlungen.
Dreißig Jahre ist mittlerweile die „Utopie Museum Abteiberg“ in Mönchengladbach Wirklichkeit, und das zum Vorteil des internationalen Ansehens unserer Stadt.
Damals waren der Museumsdirektor und der Kulturdezernent die treibenden Kräfte eines durchaus umstrittenen Projektes. Ein Beispiel dafür, was möglich ist, wenn der Wille und die Leidenschaft vorhanden sind, sich zu engagieren.
Die Masterplan-Initiative MG3.0 hat sich die Erneuerung der Stadt auf die Fahne geschrieben und zu einem zentralen Thema gemacht.
Eine neue Zentralbibliothek kann hierin ein wichtiger Zukunfts-Baustein sein.
Unser Appell gilt den politisch Verantwortlichen, sich bei den Haushaltsberatungen nicht von kurzfristiger Schönrechnung leiten zu lassen, sondern für die Zukunft unserer Stadt nachhaltig positiv wirksame Entscheidungen zu fällen.
Dass dies angesichts der Haushaltslage Hartnäckigkeit und Kreativität erfordert, liegt in der Natur der Sache.
Dafür gibt es viele positive Beispiele in der Geschichte. Im Zweifelsfall sind diese in der Bibliothek zu finden.
Unser Appell gilt aber auch den Bürgerinnen und Bürgern unserer Stadt, sich mit Nachdruck für die Angebots- und Lebensqualität in Mönchengladbach zu engagieren.
Auf ihrer Internetseite bietet die Initiative Neue Zentralbibliothek Mönchengladbach Informationen, Hintergründe und die Möglichkeit, mit Beiträgen Stellung zu beziehen: www.eine-lobby-fuer-utopia.de“
[PM]
1.
FLINTSTONE schrieb am 18.01.2012 um 15:54 Uhr:
Hat bei der Frage (oder gar Forderung) nach einem Neubau mal jemand ernsthaft darüber nachgedacht, ob es nicht schon städtische Gebäude gibt, die sich für Unterbringung der Bücherei eignen.
Und: müssen alle Spezial-Literatur-Sammlungen wirklich an einem Ort vereint und ständig im Zugriff sein?
Können Ausleiher nicht mal einen oder zwei Tage warten, bis sie ein Buch aus diesen Spezial-Sammlungen in Händen halten? Das ist bei Fernausleihen ja auch so!
Wurde das jemals ernsthaft geprüft?
Wenn ja, wo sind die „transparenten“ Antworten?
Es gibt sicherlich noch weitere Fragen, die noch nicht gestellt und daher auch nicht beantwortet wurden.
“Think big” kann sich Gladbach nicht leisten. Zumal, wenn die Stadt das Ganze finanziell allein nicht bewältigen kann.