„Spanisches Liederbuch“ von Hugo Wolf beim 6. Schlosskonzert am 17.06.2011
Red. Theater [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Hugo Wolf, der Liederfürst des späten 19. Jahrhunderts, wurde als Sohn einer slowenischen Mutter und eines deutschen Vaters geboren. Schon früh zeigte sich seine musikalische Begabung, sodaß er zum Konservatorium in Wien zum Studium gehen konnte. Studienkamerad war übrigens Gustav Mahler.
Wolf wird Kritiker beim „Salonblatt“ und glänzt durch beißenden und manchmal bösartigen Stil. Er, der die Musik Wagners heiß liebt, lehnt Brahms absolut ab und verachtet sein Werk.
Interessant ist es, die verbalen Angriffe und die Reaktion von Brahms hierauf zu lesen. Hiervon später noch.
Schon früh komponierte er Lieder, hier immer ein differenziertes Bild der Dichterpersönlichkeit in der Vertonung der Texte gebend.
Wichtig für ihn ist romantisches Streben nach Erweiterung der Form und Vertiefung der geistigen Gehalte, wie sie Richard Wagner im Musikdrama und Anton Bruckner in der Sinfonie anstrebten.
- 1887 veröffentlicht er zwölf Lieder,
- 1888 komponiert er in 10 Monaten 53 Mörike – Lieder,
- 1888/89 20 Eichendorff-Lieder, 51 Goethe – Lieder, darunter die Gesänge Mignons und die Lieder des Harfners.
- 1889/90 lernt er die Texte Geibels und Heyses nach alten spanischen Volksliedern kennen und vertont 44 von ihnen, 10 geistliche und 34 weltliche Lieder.
Gerade im spanischen Liederbuch stehen die Personen plastisch vor dem Zuhörer.
Elastische gesangliche Diktion, Kühnheit der Harmonik und ein farbiger, virtuoser Klaviersatz zeichnen diese Lieder aus.
Diese meisterhafte Komposition, die seltsamerweise sehr viel weniger als sein „Italienisches Liederbuch“ aufgeführt wird, wenn überhaupt, erklang im 6. Schlosskonzert nunmehr im Rittersaal des Rheydter Schlosses .
Den ausführenden Sängern, Anja Kaftan, Sopran, Daniel Ochoa, Bariton, und dem genial begleitenden Gabor Antalffy, zunächst einmal für ihren Einsatz ein pauschales Lob.
Antalffy gab zu Beginn des Abends eine launige, von profunder Sachkenntnis zeugende Einführung in diese Musik und etliches mehr.
Charmant erzählte er von den bereits erwähnten Differenzen zwischen Wolf und Brahms, nicht ohne einige Kostproben hiervon zu geben. Die Stimmung im ausverkauften Saal war hierdurch bestens.
Mit Schwung und Hingabe, den Liedern die richtige Stimmung einer heißblütigen, stolzen, liebenden, aber auch schnippischen Frau gebend, sang Anja Kaftan die Frauenlieder des Zyklus.
Am besten gefielen mir „In dem Schatten meiner Locken“, das wohl bekannteste Lied , und das letzte Lied, „Geh, Geliebter, geh jetzt“. Stimmlich natürlich alle anderen Lieder ohne Tadel.
Der Bariton Daniel Ochoa verfügt über eine große, dunkle, reich timbrierte Stimme, die er voll einsetzte. Aber nicht etwa in den Fortegesängen, sondern im Piano klang es am berückendsten.
Reich differenzierte er in Ton- und Farbgebung. Alle Stimmungen vollzog er nach.
Zu bemerken sei hier noch, daß Wolf das Lied „Herz, verzage nicht geschwind“ als Arie in seiner einzigen Oper „Der Corregidor“ verwendet, dort allerdings vom Tenor gesungen.
Wie bereits vorerwähnt begleitete, nein, sang Gabor Antalffy am Flügel mit den Sängern. Großartig!
Die Duette von Johannes Brahms, die als Intermezzi eingefügt waren, erklangen romantisch mit runder, weicher Tongebung.
Warum aber, und dieses sollte man beiden Sängern doch mitgeben, machen sie beim Liedersingen Armbewegungen, die nichts mit dem Gesungenen zu tun haben. Liedgesang sollte diese (Nicht) Unterstützung , wenn man gut und textverständlich singt (Bei der Textverständlichkeit haperte es wirklich), nicht nötig haben.
Warum wurden von den 34 weltlichen Liedern nur 24 gesungen? Das erschloss sich mir nicht.
Aber das sind nur Kleinigkeiten, die man erwähnen, aber dann vergessen sollte. Den Veranstaltern ein Dankeschön, daß sie dieses Konzert ermöglichten.
Im Publikum gab es eine Reihe von Zuhörern aus Köln, Düsseldorf, etc. !!!
Herbert Rommerskirchen