Politik in MG oder: Die Sache mit der Identität
Bernhard Wilms [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Nicht erst seit dem Pressefrühstück am 1. Februar 2009 bei der SPD in Wickrath wird deutlich, wie sehr doch die Bürger der bisher „selbständigen“ Stadtbezirke sich um den Erhalt Ihrer Identität sorgen.
Wohl auch aus diesem Grund kandidiert Ursula Klawuhn (SPD) nicht mehr für den Mönchengladbacher Rat. Sie will sich mehr für Wickrath einsetzen.
Während Frank Boss (CDU), Giesenkirchener Bezirksvorsteher, ganz offen hofft, dass auch die Menschen aus Neuwerk und Volksgarten einst das „Giesenkirchen-Lied“ lieben werden, veranstaltet der Rheindahlener Bezirksvorsteher Arno Oellers (CDU) im Mai ein Treffen der Rheindahlener und Wickrather Vereine zum gegenseitigen „Kennenlernen“.
Als ob die sich „fremd“ wären, kennen sie sich doch schon hinreichend über Sport, Brauchtum und von anderen Anlässen.
In beiden Fällen scheint man das Wild schon teilen zu wollen, bevor es erlegt ist; sprich: die Wunsch-Bezirksvorsteher von MG-West und MG-Ost (böse Zungen sprechen vom „Ostblock“) tun so, als hätten sie die Wahl schon gewonnen und wären schon Bezirksvorsteher.
Taktisch klüger scheint sich die Wunsch-Bezirksvorsteherin von MG-Süd und erklärte Odenkirchenerin Renate Zimmermanns (CDU) zu verhalten.
Sie enthält sich solcher, die Identität wenig förderlicher „Aktionen“. Noch!
Scheint sie doch zu wissen, dass es nicht einfach sein wird, die Odenkirchener Interessen und Identitäten gegen die ebenfalls nicht unterentwickelte Rheydter Identität durchzusetzen.
Eines sollte allen Kommunalpolitikern, die diese Stadtbezirksaufteilung mit den identitätsschädlichen Mönchengladbacher Richtungsbezeichnungen Ost, West, Süd und Nord durchgesetzt haben, klar sein.
Sie werden es noch schwieriger haben, diese Stadtbezirke wirklich „unter einen Hut“ zu bekommen, als es die Zusammenlegung von Mönchengladbach, Rheydt und Wickrath vor mehr als 30 Jahren auch nur erahnen ließ.
In dieser und auch in den folgenden Generationen wird es ihnen und ihren Nachfolgern nicht gelingen, einen Neuwerker oder Giesenkirchener zur einem „Mönchengladbach-Ostler“ (oder so ähnlich) oder einen Rheindahlener oder Wickrather zu einem „Mönchengladbach-Westler“ zu machen.
Sie haben – trotz evtl. anderweitiger Bekundungen – den identitätsbewußten Menschen in dieser Stadt keinen Dienst erwiesen, sondern tragen mit solchen, offensichtlich durch Machterhalt motivierten Entscheidungen zur Politikverdrossenheit bei. Vielleicht!
Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht beantworten die Mönchengladbacher Bürger bei der Kommunalwahl durch ihr Wahlverhalten die Fragen eines örtlichen Journalistenkollegen: „Wie leidensfähig sind die Mönchengladbacher eigentlich?
Wann reagieren sie endlich auf das, was hier in Mönchengladbach „abgeht‘?“
Viele wünschen sich einen Wechsel. Das erfährt man, wenn man richtig hinhört. Ob ein solcher Wechsel realistisch ist?
Die einen erhoffen es, die anderen zweifeln daran, denn der Mönchengladbacher Wähler (an sich) ist „kommunalwahlfaul“. Noch!
Möglicherweise aber werden wir/sie alle überrascht. Ansätze sind erkennbar. Themen- und stadtteil-bezogen. Denn viele Bürger haben erkannt, dass sie doch etwas bewegen können.
Und da haben die Giesenkirchener für die Mönchengladbacher „Basisarbeit“ im wahrsten Sinne geleistet. Sie haben gezeigt, dass die „Ohne-Mich(el)-Zeit“ vorbei sein kann.
Sie haben – unabgängig davon, ob eine zu einem Bürgerentscheid „gegen 2015″ kommt, oder nicht – deutlich gemacht dass auch „etablierte Parteien“ und deren „Vorturner“ ihre Grenzen haben.
Nämlich da, wo der Bürger näher hinschaut und sich dafür interessiert, ob ihre gewählten Vertreter sich für Bürger und deren Belange einsetzen, oder ob sie nur ihre eigenen Interessen verfolgen bzw. den wirtschaftlichen Interessen von „Freunden“ zu Diensten sind.
Es ist und bleibt spannend. Vor allen Dingen spannend, wie viele Bürger sich einen Ruck geben und zur Kommunalwahl gehen; gleich, ob die wirklich am 7. Juni stattfindet oder doch erst einige Monate später.
Schade ist nur, dass nicht auch die Bezirksvorsteher „direkt vom Volk“ gewährlt werden können. Dann würde sich sicherlich manch einer ganz anders verhalten.
So ist nicht ausgeschlossen, das „manch eine“ Partei in Gänze „den Wählerwillen“ abkriegt.
„Manche einen“ wird aber auch das nicht interessieren, denn der steht ja auf Platz 1 der Parteiliste und ist so „abgesichert“ (was für ein Begriff!). Wir werden sehen.