Inklusionspreisträger Jack Onkelbach: „Kinder lernen am besten voneinander und, das wissen alle ganz genau, Vielfalt fördert, fordert und formt.“
Vorstand VdK Mönchengladbach [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Der Leiter der Hauptschule Kischhhecke, Jack Onkelbach, benötigte nicht viele Worte, um nach der Verleihung des 1. Inklusionspreises des VdK Mönchengladbach an ihn und seinen Kollegen Werner Blug deutlich zu machen, wie Inklusion auch in der Sekundarstufe machbar ist:
„Meine Damen und Herren, wir bedanken uns ganz, ganz herzlich für die Verleihung des ersten Inklusionspreises des VdK Mönchengladbach.
Wir können diesen Preis nur annehmen, weil wir ihn im Namen der Schule annehmen. Denn verantwortlich für das Tun an der Kirschhecke sind nicht wir beide, sondern wir haben ein Heer von Mitarbeitern, das Inklusion an der Schule aktiv lebt und denen, diesem Personenkreis, gehört eigentlich der Preis zugesprochen.
Darüber hinaus auch den Eltern, die vor ungefähr 12 Jahren aktiv mit uns dazu beigetragen haben, dass sich integrative Förderung und lernzieldifferente Förderung das ist der entscheidende Unterschied zu dem, was vorher gewesen ist, in Mönchengladbach überhaupt anstoßen ließ.
Unsere Situation ist z.Z. die, dass wir ungefähr 430 Schüler haben. Von diesen 430 Schülern haben rd. 60 Kinder besondere Beeinträchtigungen im Leben und Lernen. In unserer Schule werden all diese Kinder nicht in Spezialgruppen gefördert, wie das in vielen anderen Anstalten der Fall ist, sondern integrativ in allen Klassen gefördert.
Jede unserer Klassen ist eine integrative „Lerngruppe“ und so sollte es an Schulen auch sein.
Was bedauerlich ist, dass die Kinder, die integrativen Lerngruppen angehören in Mönchengladbach immer noch durch die ganze Stadt reisen müssen, weil nicht all zu viele Schulen im SI- und SII-Bereich (Anm.: Sekundarstufe I und II) sich bisher dieses Themas geöffnet haben und da liegt eigentlich auch die Herausforderung für alle politisch Verantwortlichen und die Verantwortlichen der Verwaltung schnellstmöglich dazu beizutragen, dass es in naher Zukunft ein flächendeckendes, wohnortnahes Angebot für alle Kinder mit Beeinträchtigungen im Leben und Lernen gibt.
So dass jeder, auch jeder, der ein Handicap hat mit seinem Schulnachbarn, mit seinem Wohnnachbar vor Ort gefördert werden kann und nicht erst irgendwohin gebracht werden muss.
Lassen Sie mich zum Abschluss noch kurz eine Geschichte erzählen.
Ich würde Ihnen gerne einmal kurz Phillipp vorstellen.
Phillipp kam vor ungefähr 10 Jahren an die Kirschhecke. Er war bis dahin Schüler einer Schule für geistig Behinderte, hatte also offiziell das Etikett: „Du bist geistig behindert“.
Daneben war Phillipp schwerst körperbehindert. Er kann also Treppen nur in Begleitung steigen, und er war noch Stotterer und Polterer.
Phillipps Eltern haben den Versuch unternommen, ihn aus dem Sonderschulkapitel heraus zu lösen, ihn irgendwo in einer Regelschule anzumelden.
Weil sie sehr, sehr beharrlich waren, ist esden eltern nach langer Zeit gelungen, die Schulaufsicht soweit zu bringen, dass sie sagte, wenn ihr eine Schule findet, die Phillipp aufnimmt, die ihn integrativ fördern möchte, dann bewilligen wir das.
Wir hatten damals nicht das Zertifikat auch geistig behinderte Kinder zu fördern. Wir haben das dann gemacht, haben Phillipp aufgenommen.
Und das Spannende ist jetzt Phillipps Entwicklung.
Phillipp im 8. Schuljahr, interviewt im Rahmen einer Qualitätsanalyse, sagte als Sprecher der Schülerschaft: „Es ist mir gelungen, das Stottern zu meinem Freund zu machen und deshalb kann ich jetzt hier vor Ihnen reden.“
Phillipp konnte im 9. Jahrgang komplett aus der sonderpädagogischen Förderung entlassen werden und war als 10-Klässler in der Lage die Abschlussrede seines Jahrgangs bei der Schulentlassung zu halten.
Soviel zur Entwicklung von Kindern, die mit Etiketten versehen wurden, dann aber die Gelegenheit hatten, sich ganz normal unter anderen zu entfalten.
Natürlich gefördert. Auch durch Sonderpädagogen und Fachleute gefördert, aber um das zu realisieren, meine Damen und Herren, brauchen wir keine separaten Anstalten.
Kinder lernen am besten voneinander und, das wissen alle ganz genau, Vielfalt fördert, fordert und formt.
Ich danke Ihnen!
…
Wir haben natürlich nicht nur Phillipp … wir haben auch Nera, Binusia und wie sie alle heißen.
Nicht jedes dieser Kinder wird irgendwann zum Sekundarstufenabschluss geführt werden können, aber alle profitieren davon unter anderen zu sein.“
Mehr zur Verleihung des 1. Inklusionspreises des VdK Mönchengladbach finden Sie HIER.
1.
Kerstin Königs schrieb am 7.01.2014 um 17:12 Uhr:
Herr Onkelbach, Herr Blug und alle, die die Schule an der Kirschhecke „sind“, sollten als Vorbild nicht nur für Inklusion, sondern für „Schule“ ganz allgemein gelten.
Vielleicht sind Stadtverwaltung und Politiker endlich einmal bereit, von Vorzeigeschulen und Lehrern wie diesen zu lernen.
Vieles ist möglich, wenn es wirklich gewollt ist.
Nur immer auf fehlendes Geld zu verweisen kann ich nur als „billig“ bezeichnen. Es ist immer einfacher erst mal gar nichts zu tun und zu warten, dass irgendwann jemand kommt und sagt, dass alles bezahlt wird.
Wahrscheinlich können wir da noch lange warten und träumen.
Warum also nicht wie Herr Onkelbach und sein Lehrerteam und die Eltern und Kinder an der Kirschhecke, einfach mal anfangen? Wenigstens in Kleinigkeiten oder kleinen Schritten.
Das wäre sogar schon mehr als „gar nichts“.
In dieser Stadt scheint man sich lieber für „gar nichts“ entschieden zu haben. Dann besteht auch nicht die Gefahr, etwas tun zu müssen.
Das ist nicht nur sehr schade, vor allem für die betroffenen Kinder, sondern erbärmlich.
Warten alle auf den Geldregen?
Was ist, wenn der nie kommt?
Dann bleiben Kinder und Jugendliche im Regen stehen. Das ist zynisch und überhaupt nicht zu verstehen.
Das Beispiel von Phillipp, von dem Herr Onkelbach berichtete sagt doch mehr als alle Bedenken, die nur vorgeschoben und bequem sind.
Ich fand schon das Interview mit Herrn Onkelbach sehr interessant. Aber es machte mich auch nachdenklich und ärgerlich. Es macht klar, wo es in dieser Stadt hakt.
http://www.bz-mg.de/stadtbezirk-sued/odenkirchen-gudderath-sasserath/hauptschule-kirschhecke-will-inlusive-gesamtschule-werden-interview-mit-schulleiter-jack-onkelbach-mit-o-ton-und-als-pdf.html
Das ist leider nicht nur beim Thema Schule so. Warum eigentlich?