Demenz ist die zentrale pflegepolitische Herausforderung – Pflegenotstand muss DAS Top-Thema werden
Red. Gesundheit & Soziales [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
[pmpps] Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk macht seit Jahren darauf aufmerksam, dass im Rahmen einer Pflegereform, die diesen Namen verdient, eine Einbeziehung der Demenzkranken in den Kreis der pflegebedürftigen Menschen nach § 14 SGB XI dringend geboten ist.
Im Übrigen sind leistungsrechtliche Verbesserungen, vor allem für die ambulante pflegerische Versorgung, angezeigt. Für die stationären Pflegeeinrichtungen (aber auch für die Krankenhäuser) sind Personalbemessungssysteme geboten, so dass der reale Bedarf an Pflegekräften auch aussagekräftig belegt werden kann.
Es besteht die Notwendigkeit, das Stellensoll für Pflegekräfte deutlich anzuheben, so dass die vielfach beklagte „Minutenpflege“ minimiert bzw. überwunden werden kann.
Dass solche pflegepolitischen Verbesserungen die Pflegekosten erhöhen werden, liegt auf der Hand. Gute und angemessene Pflege hat ihren Preis. Und darüber muss sich die Gesellschaft klar werden.
Der am 30.11.2010 vorgestellte BARMER GEK Pflegereport 2010 macht die Problematik aus dem Blickwinkel der Demenz besonders deutlich. In einer Krankenkassenmitteilung wird die Entwicklung der Pflegenotwendigkeiten im Zusammenhang mit der Demenz näher beschrieben:
Danach muss fast jede zweite Frau und jeder dritte Mann damit rechnen, dement zu werden. Bei der Vorstellung des Reports wurde herausgestellt, dass wir mit der Entwicklung dementieller Erkrankungen in eine neue Pflegedimension vorstoßen, die zwingend einer tragfähigen Lösung für die Pflege von morgen erfordert.
Der Pflegereport liefert mit einer umfassenden Bestandsaufnahme der Pflegeversorgung in Deutschland eine gute Grundlage für die weitere Debatte.
Gegenwärtig geht das Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen (ZeS) von 1,2 Millionen Demenzkranken aus.
Für das Jahr 2030 prognostizieren die Wissenschaftler einen deutlichen Anstieg auf 1,8 Millionen und für 2060 auf 2,5 Millionen.
Der Anteil der Demenzkranken an der Gesamtbevölkerung erhöht sich damit innerhalb von 50 Jahren um das Zweieinhalbfache von heute 1,5 auf dann 3,8 Prozent.
Mit der Demenz sind intensivere Pflegeverläufe verbunden, professionell erbrachte Pflegeleistungen werden viel stärker in Anspruch genommen.
Demente Versicherte im Alter ab 60 Jahren haben bei Pflegebedürftigkeit zu rund 20 Prozent die Pflegestufe 3. Unter allen Pflegebedürftigen ab 60 Jahren liegt der Anteil lediglich bei zwölf Prozent.
Abhängig vom Alter werden zwischen 40 und 70 Prozent der pflegebedürftigen Dementen in Pflegeheimen versorgt. Unter allen Pflegebedürftigen sind es hingegen nur 28 Prozent.
Der höhere medizinische und pflegerische Betreuungsaufwand verursacht erheblich höhere Kosten. So liegen die monatlichen Aufwendungen der Sozialversicherungen für einen Demenzkranken durchschnittlich um rund 800 Euro höher als bei einer gleichaltrigen nicht dementen Person.
Daher begrüßt Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk sehr, dass im Zusammenhang mit der Vorstellung des Pflegereports an die Koalition appelliert wird, die Neuausrichtung der Pflege zu forcieren.
Bevor die Politik alternative Versicherungs- und Finanzierungsformen ins Spiel bringe, so die Krankenkasse, solle sie sich zuerst über den künftigen Leistungsinhalt und -umfang der Pflegeversicherung verständigen.
Vorrangig müsse die Leistungsfrage beantwortet werden. Erst dann könne entschieden werden, ob wir überhaupt eine neue Finanzierungssäule in der Pflegeversicherung brauchen oder ob nicht die klassische Beitragsfinanzierung eine angemessene Antwort auf die Finanzierungsherausforderung gibt.
Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk unterstützt diese Forderungen, weil eine Reform zunächst inhaltliche bzw. strukturelle Veränderungen aufgreifen muss. Erst dann kann die Frage der Finanzierung nach Art und Höhe beantwortet werden.
Bereits vor Monaten hat Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk dazu aufgerufen, ein „Aktionsbündnis menschenwürdige Pflege jetzt“ zu gründen, um auf einer solchen Plattform alle wichtigen Reformthemen zu bündeln und in die politische Diskussion einzubringen.
Mit einer Pressemitteilung vom 29.11.2010 hat Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk noch einmal dazu aufgerufen, in einer koordinierten und zusammengefassten Interessenvertretung für die Verbesserung der Pflege-Rahmenbedingungen einzutreten.
Das Bundesgesundheitsministerium wurde aufgefordert, die Interessenvertretung der pflegebedürftigen Menschen in die weiteren Diskussionen einzubinden.