Fit für die Schule? – Schulärztlicher Dienst analysiert Schuleingangs­unter­suchungen 2012

Red. Gesundheit & Soziales [ - Uhr]

logo-mgRund 2.300 schulpflichtige Kinder haben ihren Testlauf für den großen Tag nach den Schulferien bereits hinter sich.

Die zukünftigen Erstklässler hatten einen Termin beim schulärztlichen Dienst im Fachbereich Gesundheit, der seit November vergangenen Jahres die obligatorischen Schuleingangsuntersuchungen mit einem Team von sechs Ärzten durchführte und jetzt abgeschlossen hatte.

Dabei wurde festgestellt, ob die Fünf- bis Sechsjährigen schulfähig sind.

„Aber das ist es nicht allein. Es ist auch vor allem eine Art Vorsorgeuntersuchung, bei der gesundheitliche Beeinträchtigungen erkannt werden“, erläutert Wolfgang Ditz, Abteilungsleiter des Kinder- und Jugendärztlichen Dienstes.

So mag ein Kind schulfähig sein, hat aber eine Sprachstörung, eine Sehschwäche oder eine Hörminderung. In solchen Fällen empfiehlt der schulärztliche Dienst, einen Fach- oder Kinderarzt aufzusuchen.

Notwendige Therapien können dann noch rechtzeitig vor Schulbeginn eingeleitet werden um Lernhindernissen vorzubeugen.

Darüber hinaus erfolgt eine Impfberatung, so dass auch Impflücken noch rechtzeitig vor Schulbeginn geschlossen werden können.

„Bei den Untersuchungen geht es aber vor allem auch darum, die richtige Schulform für ein Kind zu finden und die reicht von der regulären Grundschule, über integrative Schulen bis hin zu speziellen Förderschulen“, betont er.

So genannte Zurückstellungen werden nur in Ausnahmefällen ausgesprochen. So etwa, wenn vor dem Hintergrund gravierender Entwicklungsverzögerungen sogar der Besuch einer Förderschule oder einer integrativen Grundschule eine Überforderung des Kindes bedeuten würde oder wenn auf Grund einer schweren körperlichen Erkrankung absehbar ist, dass der Schulbesuch nicht regelmäßig stattfinden kann und medizinische Therapien im Vordergrund stehen.

Nach derzeitigem Stand sind lediglich sechs Kinder vom Schulbesuch zurückgestellt. Nach dem Schulgesetz können schulpflichtige Kinder nur aus erheblichen gesundheitlichen Gründen zurückgestellt werden. Insofern ist die Zahl auch so niedrig.

Die regelmäßigen Schuleingangsuntersuchungen sind außerdem hervorragend geeignet, den Gesundheitszustand eines gesamten Jahrgangs zu erfassen, Entwicklungstendenzen aufzuzeigen und Handlungsbedarfe zu formulieren.

So zeigte die Auswertung der Schuleingangsuntersuchungen der Vorjahre, dass der Durchimpfungsgrad der Einschülerinnen und Einschüler erfreulich gestiegen ist. Der Erfolg von Aufklärungsarbeit und der Einsatz der niedergelassenen impfenden Ärztinnen und Ärzte wird hier sichtbar.

Leider liegt dagegen der Anteil der übergewichtigen und fettleibigen (adipösen) Kinder dieser Altersklasse wie in den Vorjahren auf unverändert hohem Niveau (ca. 11 Prozent). Ein Problem, das sich mit zunehmendem Alter verschärft.

So sind mehr als 55 Prozent der über 15jährigen übergewichtig oder adipös. „Fehlernährung ist die eine Ursache, Bewegungsmangel die andere“, so Wolfgang Ditz.

So werden bei den Schuleingangsuntersuchungen häufig motorische Ungeschicklichkeiten festgestellt.

Auch hier setzt sich die Entwicklung aus den Vorjahren fort. Seit mehreren Jahren werden insgesamt bei rund 15 Prozent der zu untersuchenden Kinder motorische Schwächen entdeckt.

Neben den motorischen Entwicklungsverzögerungen beobachten die Ärzte des Gesundheitsamtes einen zunehmenden Anteil der „Zappelphilipp-Kinder“ mit Konzentrationsmängeln bis hin zum Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom ADS.

Fernsehen, Computer und zu wenig Bewegung seien hier unter anderem die Ursachen.

Auffälligkeiten treten vor allem auch im Sprachbereich auf. So wurde bei der Einschulungsuntersuchung 2011 knapp sechs Prozent der Kinder empfohlen, den Kinderarzt wegen des Verdachts auf eine Sprachstörung aufzusuchen.

Knapp 19 Prozent der Kinder waren bereits in Behandlung wegen einer Sprachstörung. Damit haben sich die Sprachstörungen in den letzten zehn Jahren verdreifacht.

„Die Auswertung der Schuleingangsuntersuchungen lassen auch erkennen, dass gesundheitsfördernde Maßnahmen insbesondere Kinder von Eltern mit niedrigerem Bildungsstand und Kinder mit Migrationshintergrund erreichen sollten,“ meint Dietz.

Diese Kinder seien häufiger von Übergewicht, motorischen Entwicklungsverzögerungen und Sprachstörungen betroffen. Auch würden sie seltener die gesetzlichen Früherkennungsuntersuchungen in Anspruch nehmen. Eine gezielte Förderung schon im Kindergartenalter ist hier von besonderer Bedeutung den Schulstart zu erleichtern.

Denn eines stellte das Ärzteteam bei den Einschulungsuntersuchungen auch noch fest: Bei den Vorsorgeuntersuchungen, die in den letzten Jahren erweitert wurden, „schlabbern“ viele Eltern.

„Schon die U-5 Untersuchung im Kindergartenalter wird von vielen nicht mehr wahrgenommen“, bedauert Wolfgang Ditz. „Eine regelmäßige Vorsorgeuntersuchung trägt dazu bei, dass Entwicklungsverzögerungen auch frühzeitig erkannt werden. Nur so besteht die Möglichkeit, dem rechtzeitig entgegen zu wirken“.

[PM]

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