WDR-Film über Mönchengladbach in der „Erholung“ uraufgeführt • „Heimatabend“ zeigte leider nur Bekanntes • Ausstrahlung: morgen, Freitag 17.10.2014, 22:30 Uhr [mit Video]
Karl Boland [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Das WDR-Fernsehen portraitiert seit dem vorigen Jahr im Sendegebiet von Funkhaus Düsseldorf zahlreiche Städte. Nun war die Stadt Mönchengladbach an der Reihe.
Im Rahmen einer 60minütigen Uraufführung am 14. Oktober in der Gesellschaft „Erholung“ durften sich ca. 200 geladene Personen den „Heimatabend“ für Mönchengladbach ansehen.
Am Freitag, 17.10.2014 wird dieser Film um 22.30 Uhr in einer 45-Minuten-Version zu sehen sein.
Dem Publikum wurde in der „Erholung“ die Stadt Mönchengladbach – neben einigen historischen Filmausschnitten u.a. zum Karneval, zum Borussen-Fußball, zum Rheydter Blumenkorso und zur Textilindustrie aus den Archiven – in jeder Hinsicht leider nur von der allseits bekannten Seite gezeigt.
Und dies in einer sehr reduzierten Themenauswahl.
Natürlich ging so manchem Zuschauer im Publikum das Herz auf, als er die reizenden Damen auf den geschmückten Wagen des Rheydter Blumensonntags aus den 60er Jahren sah, und wer findet es nicht lustig, „Jünter“ (Netzer) hinter dem Tresen seiner ehemaligen Disco „Lovers lane“ in der Gladbacher Altstadt zu sehen?
Doch beschreibt dies das Lebensgefühl der Menschen in dieser Stadt?
Lässt uns dies am Alltag der Menschen in Mönchengladbach teilhaben?
Vollkommen überdimensioniert geriet der Teil des Films zum ehemaligen Headquarter der Engländer in Rheindahlen.
Warum das?
Eigentlich auch überdimensioniert war ebenfalls der Anteil zum Verein Borussia Mönchengladbach.
Dagegen fielen Darstellungen zu anderen Sportarten völlig unter den Tisch.
Sogar die Schützen fanden keinen Platz im Film.
Eine Chance wurde mit der Darstellung der ehedem beherrschenden Textilindustrie vertan.
Hier hätte man auf die für alle Bereiche des Lebens der Menschen in dieser Stadt prägende Wirkung dieser Industrie eingehen können, die bis zum heutigen Tag noch spürbar ist.
Man hat auch nicht die Chance genutzt, den Blick des Publikums auf interessante Dinge in der Stadt zu lenken, die nicht so bekannt aber trotzdem bedeutsam sind für die Stadt.
Der „Heimatabend“ präsentierte sich den Zuschauerinnen und Zuschauern auch als ein Spiegel der historischen Erinnerung Mönchengladbachs.
Dieser Spiegel gab aber die neuere Historie der Stadt recht verzerrt wider.
Eigentlich könnte man zu dem Ergebnis kommen, die neuere Stadtgeschichte sei die Geschichte eines (ehemaligen) Militärstandortes aus der Zeit den Kalten Krieges und des Borussen-Fußballs aus den Jahren der Mythenbildung um „Jünter und Berti“.
Das geht so nicht!
Dem aktuell in den populären Medien vorherrschenden Hang zum Mainstream war leider auch der „Heimatabend“ verpflichtet.
Wer diesen Film ansieht, wird nur in dem bestätigt, was ihm ohnehin jeden Tag durch die Medien berichtet wird.
Schade eigentlich.
Foto: WDR
1.
gladbacher schrieb am 19.10.2014 um 14:01 Uhr:
Der Film schaffte einen Bezug zur Heimatstadt Mönchengladbach aus der jüngsten Geschichte, doch verpaßt wurde auch das heutige Lebensgefühl heraus zu arbeiten. Mönchengladbach ist eine Ansammlung von Dörfern und jahrzehntelange Kirchtumspolitik blockierte einen Strukturwandel.
Breit wurde im Film über die Textilindustrie und deren Niedergang berichtet, jedoch gab es wie im Film über Dortmund keinen Hinweis auf Maßnahmen durch die Politik – weil es hierüber nichts zu berichten gibt.
Das viele Grün wurde im Film positiv hervorgehoben, ohne Frage steigert viel Grün und dörfliche Kultur die Wohnqualität, insofern ist unsere Stadt doch in dieser Kombination eine überaus attraktive und außergewöhnliche Großstadt, geradezu richtungsweisend.
Doch keinerlei Hinweis auf die derzeitige Ansiedlungspolitik der Stadt „Ackerflächen für Logistik“.
Wickrather Bürger kamen zu Wort, Wanloer und Odenkirchener hätten auch bestimmt was zu Rheinbraun oder Güdderath sagen können, Hardter über neue Pläne zum Versiegeln von Flächen.
Ob das neue Einkaufszentrum für Belebung der Innenstadt sorgt … zumindest hätte man auch diesen Teil der politischen Maßnahmen zur Umstrukturierung erwähnen können, wie auch den Masterplan, der gut verkauft zumindest als späten Wecker für einen verschlafenen Aufbruch nach der Textilzeit gesehen werden kann.
Was fehlte war der eigentliche Motor für ein neues Lebensgefühl: Bürger in Initiativen.
Alles in allem war der Anfang des Heimatfilms gut, die eigene Geschichte und die Stadtstruktur zu kennen ist wichtig, allerdings gelang nicht der Bezug zum heutigen Lebensgefühl, weil damit wohl auch unweigerlich Kritik an altbackene Politik verbunden ist.