Wir sind dann mal weg….
D. Pardon [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
… zumindest für einen Tag. Es muss ja nicht gleich eine wochenlange Wanderschaft nach Santiago de Compostela sein.
Pilgern kann man nämlich nicht „nur“ auf dem berühmten Jakobsweg, sondern auch nach Kevelaer – zum Beispiel mit dem Fahrrad.
„Gedanken sammeln“ – „Atempause“ – „Kraft tanken“… in einer Gemeinschaft, die sich auf den Weg macht. Noch nie von gehört? Dann lesen Sie mal weiter.
Alljährlich am 2. Sonntag im September treibt es nämlich „halb Neuwerk“ zur Wallfahrt nach Kevelaer: per Pkw, Reisebus, zu Fuß oder auch mit dem Fahrrad trafen auch in diesem Jahr viele Neuwerker pünktlich zum Gottesdienst in Kevelaer ein.
Königshäuser und Fahnen der diesjährigen Kirmesvorstände der St. Maria-Männerbruderschaft und der St. Barbara-Männerbruderschaft waren ebenfalls anwesend. Die Frage „Ja wo sind denn unsere Junggesellen?“, konnte indes niemand beantworten.
„Am Sonntag morgen schon um sechs Uhr freiwillig aufstehen? Wo ich endlich mal ausschlafen kann?“, diese Gedanken halten wahrscheinlich viele von der Teilnahme an einer Wallfahrt ab.
Es gibt allerdings auch immer mehr Menschen, die sich aus der Bequemlichkeit begeben, um sich auf den Weg zumachen. Mal raus aus dem Alltag, sich rückbesinnen, zu sich kommen, ausspannen mal auf eine ganz andere Art und Weise. Warum auch nicht?
„Also so christlich-katholisch bin ich nun auch wieder nicht…“. Zugegeben, die katholische Kirche wirkt auf viele Menschen antiquiert, nicht mehr zeitgemäß. Und hat mächtig Konkurrenz, wenn es um das Thema „Seelenheil“ geht.
In Bibliotheken, Buchhandlungen, Zeitschriften und Internet finden sich jede Menge (Lebens)Weisheiten, Sinnsprüche bekannter Zeitgenossen, psychologische Aussagen über den Sinn von Krisen und was man daraus lernen kann, Lehren und Wertevermittlung verschiedener Vertreter von Religionen, und eine ganze Menge von Ratschlägen.
Und wie das so ist, orientieren sich viele Menschen an Berichterstattungen der Medien. Der Dalai Lama kommt einfach bei einem Interview sympathischer und lockerer rüber als ein Erzbischof auf einer Bischofskonferenz. Aber heißt das zwangsläufig, dass die Lehren, die sich aus dem Neuen Testament ziehen lassen, auch antiquiert und „überholt“ sind?
Um das herauszufinden, muss man offen sein und sich einfach mal „drauf einlassen“. Dazu lädt die jährliche Radwallfahrt ein.
Die Gedanken um ein Thema kommen auf solch einer Wallfahrt ganz von alleine, gute Denkanstöße werden gegeben und auf heutige Lebensverhältnisse übertragen. Die diesjährige Wallfahrt der Neuwerker Pfarrgemeinden stand unter dem Thema „Wie mit Sorgen und Nöten umgehen?“
Maria, die Mutter Jesu, hat Begleitung und Beistand in Sorgen und Nöten erfahren, hat gelernt mit Sorgen und Nöten umzugehen und war selbst Trösterin und Wegbegleiterin bei Sorgen und Nöten.
Maria musste Not-Unterkünfte aufsuchen, auf Hilfe vertrauen. Sie war voller Hoffnung, Mut, Zuversicht, auch wenn sie nicht immer den Grund verstand. Ihr „Gottvertrauen“ ist letztlich das, was viele Menschen als unerschütterlichen Optimismus bezeichnen.
5 Stationen luden zum Innehalten ein: sich einstimmen und auf den Weg machen, ausruhen, etwas essen und trinken, sich unterhalten und nachdenken. Gedanken zum Thema hören und erfassen. Gemeinsam ein dazu „passendes“ Gebet sprechen. Weiter auf dem Weg zum Ziel.
Die Radwallfahrt startet jedes Jahr am Neersbroicher Kreuz. Um 6.45 Uhr ging’s los.
An der Konradkapelle am Grenzweg vorbei führte der Weg weiter zur Burg Uda – Frühstückspause.
Weiter ging’s die Niers entlang, an Grefrath und Kloster Mariendonk vorbei, zur Burgruine Wachtendonk.
Über Wald-, Feld- und Wiesenwege erreichte man dann kurz vor Straelen die letzte Station, das „neue Kapellchen“.
Dort war auch eine zweite Kaffeepause. Um 12.00 Uhr war man dann am Ziel: Kevelaer. 52 km liegen nun hinter den Radfahrern. Aufgrund der vier Stationen erreichen auch immer alle ihr Ziel, Jugendliche, Senioren, „Radprofis“ und auch „Gelegenheitsradfahrer“. Notfalls wird unterwegs auch mal ein Reifen geflickt. Das Tempo liegt bei ca. 15 km/h.
Fast schon traditionell nehmen viele Neuwerker auf dem Kevelaerer Pfarrfest nach der Messe etwas zu sich. Dort ist immer eine gute Auswahl an Speisen und Getränken. Die Neuwerker jedenfalls sorgen dort alljährlich für einen guten Umsatz.
Die sportlichen Radpilgerer fahren immer gegen 15.00 Uhr zurück. Hier ist allerdings Kondition angezeigt, das Rücktempo ist deutlich schneller bei einer – allerdings ausgiebigen – Rast gegen 18.00 Uhr mit Möglichkeit, einen Abendimbiss zu sich zu nehmen.
Wem das zuviel ist, der kann sein Fahrrad rücktransportieren lassen und mit dem Reisebus gegen 16.30 Uhr zurückfahren.
Viele dieser Pilgerinnen und Pilger treffen sich gegen 15.00 Uhr an der Gnadenkapelle. Von dort zieht die Prozession zum Kreuzweg, dessen Stationen dann gemeinsam begangen werden.
Besonders gut kam in diesem Jahr bei allen an dem Kreuzweg teilnehmenden Neuwerkern an, dass der amtierende König der St. Barbara-Bruderschaft, Ulrich Drobny, nebst beiden Brudermeistern, Fähnrich und Fahnenadjudanten beim Kreuzweg mit dabei waren.
Das nahmen übrigens auch Pilgerer und Bruderschaftler aus Nachbargemeinden anerkennend wahr. Einige schauten auf die Bruderschaftsfahne oder fragten nach „Ah, aus Neuwerk, das find ich aber gut…“.
Zugeben: so ein Tag ist anstrengend – und zwar für Körper und Geist. Aber irgendwie ist man auch am Ende dieses Tages rundum zufrieden.