Erklärung des Katholikenrates der Region Mönchengladbach zur Lage des Arbeitslosenzentrums Mönchengladbach

Herbert Baumann [ - Uhr]

Einstimmig beschloss die Vollversammlung des Katolikenrates, einem Zusammenschluss von Gemeinden und caritativen Verbänden aus der Region Mönchengladbach und Kreis Heinsberg, am 27.10.2015 zur Lage des Arbeitslosenzentrums Mönchengladbach diese Resolution:

 

„Das Arbeitslosenzentrum Mönchengladbach e.V. soll ohne bisherige konkrete Nennung eines Alternativstandortes den städtebaulichen Maßnahmen rund um den Abteiberg weichen.

Dies wollen wir nicht wortlos hinnehmen.

Wir, der Katholikenrat der Region Mönchengladbach, sprechen uns bewusst für den Erhalt des Arbeitslosenzentrums am bestehenden Standort aus.

Hier an der Lüpertzenderstrasse erfährt das Zentrum eine hohe Akzeptanz unter den Bürgerinnen und Bürgern und stellt mit Beratung, Begegnung und Mittagstisch für arbeitslose und materiell bedürftige Menschen einen wertvollen sozialen Treff-Mittelpunkt dar.

Zum Selbstverständnis dieser Institution gehört auch seine Lage im Zentrum Mönchengladbachs.

Der Rand ist die Mitte Mönchengladbach ist geschichtlicher Ausgangspunkt des Sozialkatholizismus in Deutschland. Münster und Abteiberg stehen deshalb auch als Wahrzeichen für den Einsatz für sozial Schwächere in unserer Gesellschaft.

„Der Rand ist die Mitte“, sagte Bischof Klaus Hemmerle.

Das Arbeitslosenzentrum am Fuße des Abteiberges ist in diesem Sinne ein Mittelpunkt-Treff, der hier mit Recht beheimatet ist.

An anderem Ort und nicht mehr in der zentralen Lage würde das Zentrum als Treff- und Lebensort an Bedeutung verlieren, die engagierte Arbeit und der Nutzen für die Besucherinnen und Besucher mehr als in Frage gestellt.

Exklusives Wohnviertel – inklusives Arbeitslosenzentrum!

Auf dem Gelände des ehemaligen Zentralbades werden die „Roermonder Höfe“ entstehen. Finanzierung und Planung stehen.

Bei diesem geplanten innerstädtischen neuen Wohnquartier sollen Penthouse-Wohnungen, Appartements für Senioren, Kindergarten, Gesundheitszentrum sowie Büro- und Gastronomiebereiche entstehen.

Der Katholikenrat spricht sich keineswegs gegen eine hochattraktive Wohnanlage aus.

Die Planer sprechen in diesem Rahmen von Exklusivität.

Aber zur Exklusivität gehört nach unserem Grundverständnis von gesellschaftlichem Miteinander auch die Nachbarschaft zum Arbeitslosenzentrum Mönchengladbach e.V. am bestehenden Ort.

Wir fordern Politik und Stadt auf, die vor Jahr und Tag zugesicherten Konditionen, Maßnahmen und Unterstützungen einzuhalten, den jetzigen Schwebezustand der Ungewissheit zu Standort und Weiterexistenz des Arbeitslosenzentrums zu klären und in diesem Sinne den Verbleib am bestehenden Ort – exklusives Viertel inklusive Arbeitslosenzentrum – zu garantieren.

Hans-Peter Katz
Vorsitzender“

 

 

4 Kommentare zu “
Erklärung des Katholikenrates der Region Mönchengladbach zur Lage des Arbeitslosenzentrums Mönchengladbach”
  1. @ Mario Bocks

    Auch ich schließe mich Ihren Ausführungen voll an und bin sehr erfreut über die wichtige sinngemäße Klarstellung, dass nicht der Mangel an Bargeld sozial schwach ist.

    Nein, Begünstigung der Reichen bzw. Einflussreichen, Ausgrenzung von anderen Mitmenschen, kurzum: rücksichtsloses Verhalten, das ist unsozial = sozial schwach.

  2. @ Mario Bocks

    Ihren Ausführungen schließe ich mich vollumfänglich an!

    Danke für den Hinweis zu den „sozial“ Schwachen. Sie hab absolut Recht!

    Sprache sollte genau sein und die Wahrheit/Realität widerspiegeln und nicht verschleiern, wie es längst überall geschieht.

    Warum sind die Menschen finanziell schwach? KEINER hat sich dieses Schicksal gewählt, sondern es wird ihnen gar keine Perspektive, gar Alternative geboten!

    Warum haben bzw. finden die Menschen keine Arbeit? Wer hat dafür gesorgt, dass überwiegend in Billiglohnländern produziert wird, statt vor Ort. Ein Gemeinwesen kann gar nicht funktionieren ohne ordentlich bezahlte Arbeitsplätze.

    Dieses „System“ ist krank und pervers. Reiche werden ständig reicher, Arme ständig ärmer.

    Das müsste sogar dem Unsensibelsten auffallen und zu denken geben.

    Das ständige Gerede von „hochwertig“ in dieser Stadt, von immer denselben Profiteuren und Klüngel ist unerträglich und widerlich.

    In dieser Stadt geht es schon seit Jahrzehnten nicht um ein Gemeinwesen im Sinne von gemeinsam, sondern um eines im Sinne von „gemein“. Profitierender Klüngel, der sich „seine“ Stadt zurecht bastelt.

    Da stören finanziell Schwache, die dank politischer Fehlentscheidungen (Arbeitsmarktpolitik, Wirtschaftspolitik und neo-neoliberale Ausichtung) zu dem wurde, was sie nun ist. Ist kein Alleinstellungsmerkmal Gladbachs, wenn auch hier massiver ausgeprägt als in anderen Städten.

    Der Klüngel glaubt und tut es auch, durch Bauen, bauen, bauen, seine Taschen füllen zu können.

    Betongold liegt aktuell voll im Trend als Anlagemöglichkeit. Solange also Investoren behaupten das nötige Geld zu haben, wird sicher einiges umgesetzt. Was, wenn die Blase dann platzt? Das wird sie definitiv.

    Dann haben wir gute Chancen, hochwertige Leerstände zu bekommen. So weit hergeholt ist das keinesfalls.

    Diese hässlichen Klotzhöfe (oder Idiotenhöfe) sind eben das, was der Klüngel in dieser Stadt toll findet.

    Geld und Klüngeleinfluss ist nun mal nicht gleichbedeutend mit Geschmack und Stilsicherheit, gar gekonnter Stadtentwicklung.

    Das nächste Ufo nach diesem Klotz von Einkaufszentrum auf der Hindenburgstraße, das dann hier landet und dumm und hässlich als Fremdkörper in der Gegend rum steht.

    Erinnert schon fast an Brasilia mit seinen klotzigen, wuchtigen Bauten, die dort verloren rumstehen. Diese Stadt blieb für immer künstlich, was nicht wundert.

    Sollen diese Leute mal Vermieter fragen, wie problematisch es längst ist Mieter zu bekommen, die nur durchschnittliche Mieten zahlen können! Einige von denen müssten doch selbst schon die Erfahrung gemacht haben.

    Soll Gladbach nun zur Schlafstadt für reiche Düsseldorf oder sonstwas mutieren? Selbst das wird nicht funktionieren.

    Vernünftige Stadtentwicklung ist nicht Sache des Mönchengladbacher Klüngels. Davon ist in dieser Stadt mehr als genug zu sehen.

    Beispiel: Brache hinter dem Haus Westland. Sieht aus wie nach dem Krieg. Hauptsache es wurde erst mal die Abrissbirne geschwungen. Abriss und Aktionismus vor Denken.

    So manches schöne Gebäude musste hässlichen, geschmacklosen Betonklötzen weichen.

    In anderen Städten wird alt und modern verbunden. In Gladbach kennen diese Typen nur eines: ABREIßEN! Neubau, verdienen, Grundstücke verhökern. Der Klüngel muss ja von was leben.

    Allein dieses Mengehaus am Berliner Platz! Eine einzige Scheußlichkeit! Dafür musste das alte Kaiserbad plus alter Kastanienbäume weichen. Daraus hätte man auch was machen können.

    Aber: das muss in dieser Stadt IMMER verhindert werden.

    Die Steigerung von Hässlichkeit ist leider: Mönchengladbach. Wer hat es zu verantworten? Wer hat sich hier in Jahrzehnten ausgetobt? Die CDU wird dazu einiges erklären können.

    Was jetzt mit dem Arbeitslosenzentrum geschehen soll ist unglaublich. Erst werden Menschen ausgegrenzt, weil ihnen die Arbeit entzogen wird, dann werden diese ausgegrenzt, weil sie das Auge eines hochwertig Wohnenden beleidigen könnten!

    Mönchengladbach: die Stadt der Arroganz des Klüngels und dessen geballte Inkompetenz am Niederrhein.

  3. In fast allen Punkten kann ich dieser Erklärung zustimmen. Schade ist allerdings, dass Herr Katz ebenso wie ein Großteil der sich äußernden Menschen in dieser Diskussion den Begriff „sozial Schwach“ für die Besucherinnen und Besucher des ALZ anwendet.

    Hierzu sei angemerkt, dass Begriffe eine Bedeutung haben und das übliche Klientel der neokonservativen und kapitaltreuen Personen diesen Unsinn der „sozial Schwachen“ leider immer wieder unreflektiert übernehmen. Das gilt leider auch für die Kirche.

    Diese Menschen, die mit diesem stark abwertenden Begriff gemeint sind, sind NICHT sozial schwach, sie sind finanziell schwach. Das ist ein riesengroßer Unterschied.

    Sozial schwach sind dagegen die sogenannten „Leistungsträger“, Investoren, Wohlhabende und ähnliches Klientel, welche geringe bis gar keine ‚Sozialkompetenz‘ in ihren Handlungen und Ausdrucksweisen erkennen lassen.

    Ackermann, Esser, von Pierer, Pietsch oder Zumwinkel als einige Vertreter der sozial Schwachen lassen hier grüßen. Über Gladbacher Äquivalente kann sich hier jeder selber seine Gedanken machen. Auch hier sind es die immer gleichbleibenden üblichen Verdächtigen, welche begünstigt werden.

    Die übliche Denkweise, dass finanziell Schwache also keine Sozialkompetenz haben, ist sicher von den finanziell Starken so gewollt.

    Wer kein Geld hat, ist nichts, kann nichts und hat nichts zu sagen. Soziale Kompetenz wird hier also im Einklang mit der finanziellen Stärke gemessen.

    Die Begrifflichkeiten der Wörter machen aber diesen Zusammenhang zunichte. Daher möchte man (ich) den wirklich sozial Schwachen zurufen:

    „Oh, ihr Prediger des kapitalistischen Mammons, biegt ab von den Alleen der Überheblichkeit und den Straßen der Asozialität. Euer Kanon der ewigen Liquidität und Ellenbogengesellschaft ist zutiefst unmenschlich und erfüllt den Tatbestand des sozial schwachen Verhaltens durch Ausgrenzung von Menschen ohne finazielle Mittel zu 100 %.“

    Na ja, oder so ähnlich…

    @ M. Angenendt:

    Vielen Dank für ihren Kommentar! Bereits im Januar 2014 (!) hatte ich darauf hingewiesen, dass die Planer der seelenlosen Glas- und Betonklötze an der Bleichwiese ihrem potentiellen Mietern/ Anwohnern mit Sicherheit nicht den Anblick „arbeitsloser“ und finanzschwacher Menschen zumuten wollen/ können.

    Die Ausgrenzung und Verdrängung dieser Menschen ist für mich defintiv bereits bei der Planung dieser „Idiotenhöfe“ beschlossen bzw. beredet worden.

    Als ich damals die Gentrifizierung dieses Stadtteils angesprochen habe, wurde ich (leider) mehr als weniger ‚ausgelacht‘.

    Die Realität hat meine damaligen Warnungen diesbezüglich schon lange überholt. Es wird nur noch ‚hochwertig‘, ‚hochqualitativ‘, ‚gehobenen Standarts‘ und ’neuwertig‘ geplant.

    Ob Minto, Berliner Platz (Gladbach Tower?), Abteiberg, Alter Markt, Gelände Maria Hilf, Idiotenhöfe oder City Ost – egal, der Begriff ’sozialer Wohnungsbau‘ oder preislich erschwingbare Wohneinheiten scheint komplett aus dem Sprachgebrauch der Planungsverantwortlichen der Stadt entschwunden zu sein.

    Damit sollen dann auch die Menschen, die auf diese Wohnungen angewiesen sind, tunlichst verschwinden und das schöne und heile Bild einer Konsum- und Shopping-Welt nicht stören.

    Der Konsumterror kann schließlich keine Kritik gebrauchen. Was der gewünschte kritiklose Mensch in Mönchengladbach machen soll, hat Herr Schlegelmilch ja in einer Stellungnahme deutlich kommuniziert, er soll: Shoppen – Arbeiten – Wohnen.

    Ich erinnere hier noch einmal an den 1. Immobilien und Investorendialog in MG. Motto: Mönchengladbach soll „Reich und Elegant“ werden.

    Umgangssprachlich: Die Stadt als Rendite-Objekt – Vertreibung finanzschwacher Familien als Investoren-Spaß

    Ich zitiere hier: Das Gesamt-Credo fassten dann die Veranstalter des Treffens (WFMG & IHK) in flammenden Worten in einer Kernbotschaft zusammen: „Wer sich genau jetzt auf Mönchengladbach einlässt, kann extrem gute Renditen erzielen, wer aber wartet, […], verpasst ein Chance. Walendy (Alberto-Geschäftsführer) selber möchte am Friedrichsplatz ein Stadthaus bauen. Natürlich auch mit hochwertigem Wohnraum. Für mich ist das ein Spaßobjekt, verkündete der Geschäftsführer.“

    Die Menschen in dieser Stadt hier werden schon länger nur als ‚Spaßobjekte“ und die Vertreibung „sozial“ Schwacher als ‚Investoren-Spaß‘ gesehen.

    Ihrem Schlussfazit „Echt widerlich“ schließe ich mich ungefragt an.

  4. Nicht zu glauben, was dem Arbeitslosenzentrum widerfährt.

    Nur weil von Exklusivität von diesen Roermonder Höfen erzählt wird, sind die das noch nicht.

    Vielleicht werden die es mal? Was bisher als Modell oder Entwurf zu sehen war ist nicht exklusiv, sondern hässlich, kastig und klotzig.

    Gehören wohl zu den „wichtigen“ Projekten in dieser angeblich boomenden Stadt.

    Sowas soll Gladbach angeblich inzwischen sein. Ich habe davon noch nichts gemerkt, was nichts heißt.

    Habe immer das Gefühl, dass die angeblich wichtigen Leute dieser Stadt sich das gegenseitig erzählen.

    Wäre es hier so toll, warum hat das Arbeitslosenzentrum dann einen so großen Zuspruch??

    Warum ist es so wichtig? Weil es den Arbeitslosen so blendend geht?

    Ich werde den Verdacht nicht los, dass es OB Reiners, Schückhaus und anderen zum Klüngel gehörenden, z.B. dieser Masterplanverein, um Gentrifizierung geht.

    Das Arbeitslosenzentrum passt dann nicht mehr dort hin. Arbeitslose und exklusives Wohnen!

    Warum wird nicht endlich von allen diesen Leuten was daran getan, dass die Arbeitslosenzahlen endlich mal wirklich zurückgehen (nicht nur geschönt mit Statistiktricks), dann würde das Arbeitslosenzentrum überflüssig.

    Peinlich wie mit diesen ohnehin schon ausgegrenzten Menschen mit voller sozialer Kälte und Härte vorgegangen werden soll, um sie nur nicht mehr wahrnehmen zu müssen.

    Echt widerlich!

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