Claudia Roth: „Die Buntheit macht die Gesellschaft aus“
Hauptredaktion [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Die Bundesvorsitzende der Grünen, Claudia Roth, machte im Rahmen des Europa-Wahlkampfes beim Niederrheinischen Türkisch-Deutschen Freundschaftsverein Station und erläuterte vor 120 geladenen Vertreterinnen und Vertretern ausländischer Vereine, der Politik und der Verwaltung ihre Position zum Thema Europa-Politik und Integration.
Sichtlich stolz war Dr. Bünyamin Basibüyük auf diesen Gast: Mit Claudia Roth konnte der Vorsitzende des Niederrheinischen Türkisch-Deutschen Freundschaftsvereins (NDTV) als Gastgeber des Internationalen Frühstücks am Pfingstsonntag erstmals eine Abgeordnete, und eine prominente dazu, in den gemütlichen Räumen des Vereins an der Heppendorfstraße begrüßen. Den Kontakt hergestellt mit der Grünen-Bundesvorsitzenden hatte Karl Sasserath, Fraktionschef und Oberbürgermeisterkandidat der Mönchengladbacher Bündnisgrünen.
Die gebürtige Allgäuerin ist derzeit auf Tour in Deutschland, um für grüne Positionen im Rahmen des EU-Wahlkampfes zu werben. Rund 120 Gäste waren gekommen zum NDTV an diesem sonnigen Pfingstsonntagmorgen, darunter der Mönchengladbacher Grünen-Bundestagskandidat Dr. Gerd Brenner, der Integrationsbeauftragte der Stadt, Klaus Schmitz, die Vorsitzende des Integrationsrates, Gülistan Yüksel, die Vorsitzende des Betriebsrates von Karstadt Rheydt, Ursula Richter, sowie zahlreiche Vertreter örtlicher ausländischer Vereine und Verbände sowie die Presse.
Nach einer Gratulation an die Mönchengladbacher Borussia zum Klassenerhalt („Schade, dass Hans Meyer aufhört!“) machte sich Claudia Roth, die Mitglied ist im Vorstand der DFB-Kulturstiftung, zunächst für Mönchengladbach als Austragungsort der Frauenfußball-WM stark.
Ein Blick auf die Aufstellung der Nationalteams bei Männern und Frauen – mit Mesut Özil oder Lira Bajramaj – zeigt aus ihrer Sicht klar das neue Gesicht, die Vielfalt unserer Gesellschaft. Die prägt heutzutage auch jemand wie der Hamburger Fatih Akin, der zu Deutschlands erfolgreichsten Filmemachern gehört, die aus Duisburg stammende TV-Moderatorin Asli Sevindim oder etwa der Journalist und Autor Feridun Zaymoglu.
Zaymoglu zählte übrigens zu den Wahlmännern, die jüngst erst den Bundespräsidenten wählten. „Das ist heute Deutschland, das ist die Buntheit, die unsere Gesellschaft ausmacht, auch in Mönchengladbach“, stellte Claudia Roth fest, und schlug anschließend den Bogen zum Thema Unions-Bürgerschaft: Die EU-Bürgerschaft müsse ausgeweitet werden auf all jene, die dauerhaft hier leben, forderte sie und sprach damit auch Gästen wie Dr. Basibüyük aus der Seele. Der mit einer Deutschen verheiratete Chirurg lebt und arbeitet seit über drei Jahrzehnten in Deutschland. „Ein Portugiese darf hier schon nach drei Monaten wählen, ich darf es nicht“, klagte er.
Eine Steilvorlage für Claudia Roth: Eine demokratische Türkei, machte sie klar, gehöre selbstverständlich in die EU. Eine klare Absage indes gab es an den von CDU/CSU aus wahltaktischen Gründen geforderten Gottesbezug im EU-Vertrag. Angela Merkel wisse genau, dass das mit Frankreich nicht zu machen sei. „Die Glaubensfreiheit in Europa gilt für alle Religionen“, betonte die Grünen-Bundesvorsitzende.
Zu einem Europa, wie es sich die prominente Bundesgrüne wünscht, zählen auch die Wahrung von Menschenwürde und sozialer Rechte. „In Europa muss die soziale Frage eine größere Rolle spielen“, sagte sie. „Dazu gehört auch ein Recht auf gute Arbeit, von der man leben kann.“ Die Forderung nach einer Mindestlohnregelung hören insbesondere Deutschlands Christdemokraten gar nicht gern.
„Fast alle anderen Länder in der EU haben eine solche Regelung, nur die Große Koalition drückt sich vor diesem Thema“, so der Kritikpunkt Claudia Roths an der Bundesregierung. Sie forderte für Karstadt-Mitarbeiter die Unterstützung ein, die den „Opelanern“ und insbesondere den Banken zuteil wurde. Karl Sasserath hatte seine Berliner Parteikollegin auf den Karstadt-Standort Rheydt aufmerksam gemacht. Hier bangen 140 Mitarbeiter um ihre Jobs.