VDZ: Familienfreundlich oder bieder-provinziell? [mit Bildergalerie]
Red. Politik & Wirtschaft [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Den Gladbacher Karnevalszug kann man als familienfreundliche Veranstaltung zum Abschluss einer Kanevalssession bewerten. Oder auch als provinzielles Gegenstück zum Düsseldorfer Rosenmontagszug.
Wer bissig-spöttische Satire erwartet, der sucht die im Gladbacher Veilchendienstagszug (fast) vergeblich.
Ein „Highlight“, die „JU 52“, flog im Tiefflug vorbei. Wo war sie nur?
Interessant noch: das „Cable Car“.
Aus den vielen Gladbacher Baustellen, politischen wie auch im Straßenleben, hätte man mehr machen können als schlicht ein „Umleitungsschild“ auf einen Wagen zu montieren. Ideen-, saft- und kraftlos. Wo ist da der Karnevalswitz? Der Narr, der Politikern und Akteuren des Stadtlebens den Spiegel vorhält?
Nur bei einem bundespolitischen Thema glänzten Gladbach’s Wagenbauer: ein strahlender Röttgen mit Atommüllproblem.
„Die flinke Pflege“ wurde nicht auf’s Korn genommen, für gute Pflege wurde freundlich geworben.
Nun kann nicht in jeder Stadt ein frecher Wagenbauer a la Tilly (Düsseldorf) aktiv sein. Hat Köln ja auch nicht. Aber Köln hat dafür reichlich Prominenz zu bieten.
Gladbach hat weder das eine noch das andere, möchte aber gerne in einer Oberzentrumliga mitspielen. Der Veilchendienstagszug zeigt das strategische Vermarktungspotential von Mönchengladbach: dörfliche Großstadt.
Wobei das in der Tat ein positives Image sein könnte, wenn… ja wenn Gladbach’s Kommunalpolitiker und Stadtverwaltung nicht immer großstädtische im Sinn von großmäuligen Bestrebungen hätten, die ländliche Strukturen zerstör(t)en und städtische Finanzen an den Abgrund brachten.
Der Veilchendienstagszug lebt nun weder von der Sehnsucht der Bürger nach Wohn- und Lebensqualität noch von bissiger Kritik oder gar von Prominenz. Der Zug präsentiert sich zum größten Teil als Selbstdarstellung der Karnevalsvereine und einiger Werbepartner.
Ein bisschen Mythos Borussia gepaart mit hoffnungsvollem Erwarten auf die Frauen-Fußball-WM darf es noch sein.
Ob Gladbacher Jecke nichts von Politik, Verwaltung und Wirtschaft verstehen?
Womöglich denken die organisierten Karnevalisten „Bloß das fröhlich-schunkelnde Volk nicht überfordern…“.
Vielleicht will man sich aber auch Gönner und Sponsoren nicht verprellen.
Oder man hat einfach keine großartigen Ideen, so wie die Düsseldorfer. Oder auch keinen Mut.
Wer weiß schon, was in den Köpfen der Verantwortlichen des Veilchendienstagszugs so vor sich geht. „Geht da überhaupt was vor?“, fragt sich Till Eulenspiegel.
Wie gut, dass es gewitzte Fußgruppen gibt. Da macht das Gucken schon Spaß.
Dass Karneval fit hält, merkten die Zuschauer wenigstens unaufhörlich: Reichlich Wurfmaterial prasselte über sie herein – von Bällen über CD’s bis Gurken, Gummibärchen, Keksen, Putzartikel, Spielzeug, Taschentücher – ach ja, und – tatsächlich! bis hin zu ein paar Kamellen. Die Leute bückten sich, was die Tragetaschen her gaben.
Doch bevor es soweit war, gingen die Zuggroschensammler vor. Gingen? Eher eilten, fast wäre der Zuggroschen nicht im Clown gelandet – schnell hinterher gehechtet. Also wenn da mal viel zusammen gekommen ist…
Der Jeck am Straßenrand fragt sich auch, wofür der Zuggroschen eigentlich verwendet wird. 400.000 € soll der ganze Spaß ja kosten.
Der Gladbacher Jeck hört dafür Musikgruppen, braucht auch mal eine Möglichkeit zur Toilette zu gehen und ordnungsbehördliche Verfügungen und Kontrollen wollen auch bezahlt werden. Das sieht wohl jeder ein, aber war’s das? Keine Ahnung, wie 400.000 € zusammen kommen.
Die Abrechnung der Einzelposten zu sehen, wäre jedenfalls auch mal aufschlussreich (wenn der MVK schon was haben will und jammert).
Hier weitere Bilder:
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4.
Jose schrieb am 11.03.2011 um 13:56 Uhr:
@ Rainer Missy
Sie sind aber optimistisch!
Karneval ist in MG Politik. Schauen Sie doch mal genauer hin wer sich da feiert. Dieselben begegnen Sie dann wieder beim Schützenfest – und in Hinterzimmern.
Halt Pohl!
3.
Rainer Missy schrieb am 10.03.2011 um 21:56 Uhr:
Ich kann die Kritik am VDZ teilweise teilen.
Ich habe allerdings auch einen Vorschlag für die Kritiker, den ich zum Schluss dieses Kommentars auch benennne.
Ich selbst habe den Zug erst jetzt in der Aufzeichnung von CityVision gesehen und festgestellt, dass tatsächlich wenig kritische Motivwagen im Zug zu sehen waren.
Jedoch habe ich einige Fussgruppen gesehen, die recht kritisch mit politischen Situationen umgingen, so z.B. mit dem Atommüll.
Ich fand es positiv, dass sich der MKV mit dem Paradies sprich gegen den Islamverein in Eicken klar positionierte und auch Fussgruppen das Thema aufnahmen.
Ich bin aber abschließend der Meinung, dass der Mönchengladbacher Karneval nicht versuchen sollte gegen den Mainzer, Düsseldorfer oder Kölner Karneval anzustinken.
Unser Karneval hat seine eigene Note und die sollte er auch behalten.
Noch etwas für die Kritiker. Wendet euch an den MKV wenn ihr für das nächste Jahr Vorschläge für aktuelle politisch motivierte Wagen habt und gebt diese weiter. Ich könnte mir vorstellen, dass der MKV dankbar für derartige Vorschläge ist. Desweiteren ist es keinem untersagt sich in einem Karnevalsverein zu angagieren und so aktiv an einem anderen Karnevalszug konstrutiv teilzuhaben.
2.
dorian gray schrieb am 9.03.2011 um 13:30 Uhr:
Liebe Redaktion,
vielleicht ist Euer Anspruch auch nur zu groß. Wie immer fand ich den Zug voll und ganz gelungen. Man kann sich immer noch mehr oder etwas anderes wünschen. Am Ende ist es aber Karneval und da geht es den Leuten um den Spaß und der schien überall gegeben.
Ein Kritikpunkt von mir soll aber auch noch folgen, denn ein Kommentar ohne Kritik geht ja gar nicht. Der MKV gefällt sich jedes Jahr darin einen Besucherrekord nach dem anderen zu melden.
Diesmal sollen auf 5,5 km Zugstrecke (oder meinten die die Länge der Gruppen!?) 400.000 Menschen dabei gewesen sein.
Bedeutet pro laufenden Meter 73 Menschen. Wer mal links und rechts geguckt hat muss sich wundern, wieviel Platz man ttzdem neben sich hatte.
Meiner unmaßgeblichen Meinung nach der Zug derartige Übertreibungen nicht nötig, und stellt eine der löblichen positiven Seiten unserer Großstadt im Grünen (zu euphemistisch?!) dar.
1.
Jose schrieb am 9.03.2011 um 12:06 Uhr:
Gladbacher Karneval und Kritik an der Politik?
Im Gladbacher Karneval feiern sich Politiker und ihre Seilschaften selbst. Man könnte das auch Filzokratie-Fete nennen. Man kennt sich, versteht sich, „arbeitet sich zu“ und wirft maximal mit Wattebäuschchen.
Ach, was sind wir doch wieder lustig und leutselig.
Karneval und Schützenfest – da kann man sich dem Volk präsentieren und huldvoll, jovial als „Bürgerversteher“ geben.
Das war’s dann aber auch schon in unserer Dorfstadt.
Dieser Artikel trifft es punktgenau.
In dieser Stadt ist immer Karneval und Schützenfest, weil sich bei jeder Gelegenheit immer dieselben „wichtigen“ Leute treffen.