Waffelrezepte aus dem 19. Jahrhundert lagen im Keller
Red. Neuwerk [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Ein altes, gusseisernes Waffeleisen aus dem 19. Jahrhundert vermachte Günther Schmitz jüngst den Neuwerker Heimatfreunden.
„Mein Großvater Adam Schmitz hat das Waffeleisen ca. 1890 gekauft und ich kann mich noch gut an den Geruch der leckeren Waffeln erinnern“, erzählt Günther Schmitz.
Das Waffeleisen war bis 1954 bei der Schwiegertochter Elisabeth Schmitz, die Mutter von Günther Schmitz, im Einsatz. „Es war eine Kunst, die Waffeln auf dem Kohleherd herzustellen“, Günther Schmitz schildert detailliert das Wenden der Waffeln (im Gegensatz zu den heutigen Elektrowaffeleisen kam die Hitze ja nur von unten), das große Geschicklichkeit erforderte.
„Meine Mutter Elisabeth Schmitz musste die Waffeln mit dem richtigen Schwung drehen. Ging es schief, landete die Waffel im schlimmsten Fall im Kohleofen“, bedauerlich für Klein und Groß, denen beim Waffelduft das Wasser im Mund zusammenlief.
Geheizt wurde der alte Kochherd mit Kohle und Buchenholz. „Das Holz holten wir noch von der eigenen Waldparzelle in der Donk“, weiß Günter Schmitz noch zu berichten. Die Familie von Adam Schmitz wohnte damals auf der Von-Groote-Strasse in Bettrath.
Ringe verschiedener Größen konnten auf dem alten Herd herausgenommen werden, um Pfanne, Topf oder eben auch ein Waffeleisen entsprechend dessen Durchmesser direkt über der Hitze stellen zu können.
Die Heimatfreunde Neuwerk sind nun stolze Eigentümer dieses schönen Waffeleisens. Das Eisen steht natürlich stilecht auf dem im Heimatmuseum, der Priorstube, befindlichen alten Kohleherd.
Dieser Herd funktioniert übrigens richtig und wurde bis dato immer einmal jährlich zum „Dreihkönigskaffee“ des Vorstandes durchgeheizt.
Ob es dann auch künftig bei den Heimatfreunden diese Waffeln nach alter Rezeptur gibt? Wer weiß, schließlich ist der Vorsitzende vom Fach: Albert Walbergs ist Bäckermeister.
Ob hierfür das alte Waffeleisen noch brauchbar ist, ist jedoch fraglich. Günther Schmitz hat das gute Stück liebevoll restauriert und gekonnt mit einem schwarzen Schutzanstrich überzogen, um es vor Korrosion zu bewahren. „Eigentlich ist es viel zu schade, um nur im Keller zu liegen“, fand Günther Schmitz.
„Die Neuwerker Heimatfreunde bedanken sich für dieses schöne Geschenk. Wir führen regelmäßig Schulkinder durch unser Heimatmuseum und können nun auch anschaulich zeigen, wie früher Waffeln gebacken wurden“, freut sich Albert Walbergs.
Und damit bekommt das alte Waffeleisen aus Schmitzen’s Keller doch einen wirklich guten Sinn und Zweck für alle Neuwerker und künftige Generationen.
Vielleicht bringen die Kinder dann auch die beiden alten Waffelrezepte mit nach hause und durch Neuwerker Wohnungen zieht wieder vermehrt der aromatische und behagliche Duft selbstgebackener Waffeln.
„Ich hab’ als Junge noch die Waffeln, die auf diesem Eisen gemacht wurden, gegessen. Die waren wirklich lecker und für uns ein Festschmaus“, erinnert sich Günther Schmitz.
Zwei Rezepte sind auf dem Wendedeckel eingelassen: ein süßes und ein herzhaftes. Wer möchte, kann diese ja auch mal ausprobieren. Guten Appetit.
2 Pf. Mehl
4 Eier
3 Schoppen Milch
3 Pf. Kartoffeln
15 Gr. Hefe
1 Pf. Mehl
7 Eier
1 Schoppen sauren Rahm
1 Esslöffel voll Zucker
½ Teelöffel voll Salz
Wie viel ist denn nun ein Schoppen?
Darüber hat auch Günther Schmitz lange nachgedacht. Er hat die Waffeln schließlich „nur“ äußerst gerne gegessen, aber den Teig angerührt hat immer die Mutter.
Er meint sich allerdings erinnern zu können, dass ein Schoppen ungefähr ein Viertel Liter gewesen sein muss. Da hilft nur ausprobieren.
„Der Begriff Schoppen ist ein altes deutsches und schweizerisches Flüssigkeitsmaß. In Deutschland beträgt es je nach Weinbaugebiet entweder 0,5 oder 0,4 Liter. Es wird auch heute noch in der Gastronomie beim Weinausschank benutzt. Ein ganzer Schoppen (0,5 Liter), wie beispielsweise in der Pfalz wird nur noch selten ausgeschenkt. Meist werden, wie im Rheingau nur noch halbe Schoppen (0,2 Liter) im so genannten Römer bzw. Römerglas serviert. In Württemberg und in Franken fasst ein Römerglas 0,25 Liter und wird als Viertel bezeichnet. Ein Schweizer Schoppen fasst 0,375 Liter.“ (Quelle: http://www.lebensmittellexikon.de/sch00540.php)