Vor 70 Jahren wurde Theo Hespers zum Tode verurteilt
Red. Politik & Wirtschaft [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Am 22.07.1943, vor 70 Jahren also, wurde Theo Hespers zum Tode verurteilt. Theo Hespers: dieser Name steht für die unbeugsame Opposition und den Widerstand junger Menschen gegen den Nationalsozialismus.
Die „Kameradschaft – Schriften junger Deutscher“, von Hespers und seinem Freund Hans Ebeling ab 1937 herausgegeben, war ihr Organ.
In einem Gestapo-Bericht von 1940 heißt es: „Der Inhalt (der Kameradschaft) kritisiert nicht nur in ketzerischer Form die Maßnahmen des nationalsozialistischen Staates in innen- und außenpolitischer Hinsicht, wobei in unverschämtester Form die Behauptung der ‚Gewaltherrschaft‘ und der ‚Vorbereitung des Krieges‘ aufgestellt wird, sondern … (ist) … Vorbereitung zum Hochverrat, indem zum gewaltsamen Sturz der deutschen Regierung aufgefordert wird.“
Theodor Franz Hespers, kurz Theo genannt, wurde am 12.12.1903 in Mönchengladbach geboren. Er besuchte das Stiftisch-Humanistische Gymnasium und absolvierte nach dem „Einjährigen“ eine Kaufmannslehre sowie ein Studium zum Textilingenieur an der früheren „Webschule“ in M.Gladbach.
Mit den politischen und sozialen Fragen seiner Zeit beschäftigte sich Theo Hespers schon früh.
Als Schüler trat er der katholischen Jugendbewegung Quickborn bei und wurde Mitglied der Vitus-Heller-Bewegung, der späteren Christlich Sozialen Reichspartei, für die er 1928 bei der Wahl der Stadtverordneten kandidierte.
Anfang der 30er Jahre schloss er sich der Pfadfinderschaft Westmark seines Weggefährten Hans Ebeling an.
Weil ihm die Christlich Soziale Reichspartei den erstarkenden Nationalsozialismus nicht energisch genug bekämpfte, wandte sich Hespers von ihr ab und kandidierte bei den Reichstagswahlen 1933 als Spitzenkandidat auf der Einheitsliste der Arbeiter und Bauern.
Spätestens damit machte er sich bei den Nazis suspekt. Bevor sie ihn verhaften konnten, flüchtete Hespers, der von einem Freund gewarnt wurde, im März 1933 nach Melik bei Roermond.
Von hier aus setzte er seinen politischen Widerstand gegen den Nationalsozialismus fort. Nach entsprechendem Druck aus Deutschland wurde er von der niederländischen Regierung aufgefordert, weiter ins Landesinnere, nach Helmond zu ziehen.
Hier gründeten Hespers und Ebeling 1935 den Arbeitskreis Bündischer Jugend.
Zwei Jahre danach ging die erste „Kameradschaft“ mit Hilfe von niederländischen Freunden, die die deutschen Emigranten in vielerlei Hinsicht unterstützten, in Druck. Später riefen Hespers, Ebeling und Peter Kutsches aus Süchteln ein Hilfskomitee für junge deutsche Flüchtlinge ins Leben.
Am Tag des deutschen Überfalls auf die Niederlande, dem 10.05.1940, floh Hespers mit Frau und Kind aus Eindhoven, wo er inzwischen wohnte.
Das Ziel Rotterdam, von wo aus sie per Schiff nach England hätten flüchten können, war durch deutsches Militär versperrt. Über Den Haag kamen sie schließlich nach Dünkirchen. Doch auch von hier gab es keinen Ausweg für die Hespers.
Das Angebot des britischen Hafenkommandanten, ihn alleine nach England überzusetzen, schlug Theo Hespers aus. Die Familie tauchte in Belgien unter.
Als Hespers am 10.02.1942 in Antwerpen Lebensmittelkarten abholen wollte, wurde er von der Gestapo verhaftet. Seinen Kampf gegen das Hitlerregime bezahlte Theo Hespers mit dem Leben.
Am 22.07.1943 wurde er vom Volksgerichtshof Berlin wegen Landes- und Hochverrats zum Tode verurteilt und am 9. September – mit 250 anderen Menschen – auf einem Garagenhof in Plötzensee gehenkt. Seine Leiche wurde verbrannt und die Asche an unbekannter Stelle verstreut.
In Mönchengladbach ist eine Straße nach Theo Hespers benannt. Seit 1994 erinnert ein Gedenkstein auf dem städtischen Hauptfriedhof an den Widerstandskämpfer.
Im September 2009 hat der Kölner Künstler Günter Demnig einen Stolperstein vor Hespers Wohnung in Mönchengladbach, Am Kämpchen 1, verlegt.
Die Theo-Hespers-Stiftung mit Sitz in Mönchengladbach hat sich unter anderem zum Ziel gesetzt, das Andenken an Theo Hespers, die sozialen Bewegungen am Niederrhein und den Kampf gegen den Nationalsozialismus zu wahren.