Stichtag vor 50 Jahren: Als die „Gute Stube“ (Kaiser-Friedrich-Halle) lichterloh brannte

Hauptredaktion [ - Uhr]

„Die Halle brennt“, so riefen es sich am 10. Juni 1964 die Menschen auf Gladbachs Straßen zu, als die Kaiser-Friedrich-Halle lichterloh in Flammen stand.

Der Großbrand der „Guten Stube“ ist heute noch vielen Zeitzeugen in Erinnerung, die damals geschockt von der Katastrophe an den Einsatzort eilten.

„Ganz Gladbach war zur Halle hin auf den Beinen“, hieß es einen Tag später in der Rheinischen Post. Dabei stand nur wenige Monate später der 61. Geburtstag des Jugendstil-Gebäudes an, das am 29. November 1903 durch Prinz Eitel Friedrich, Enkel des Kaiser Friedrich III, in Gedenken an seinen Großvater eingeweiht wurde.

Jahrzehntelang fanden in der Halle Theateraufführungen, Konzerte, Karnevalsveranstaltungen und Empfänge statt. „60 Jahre hat die Halle das alles trotz vieler Bombennächte bei guter Gesundheit überstanden. Und nun, an einem schönen friedlichen Sommermorgen, ist sie ganz einfach abgebrannt…“, heißt es in der Zeitung.

Noch am selben Tag verkündete der damalige Oberstadtdirektor Elbers, dass die Halle wieder aufgebaut werden sollte. Er selbst wie zahlreiche andere Bürger auch, fasste am Brandort mit an, um wenigstens die neue Bestuhlung und die Einrichtung des Restaurants zu retten.

Auch die 45 Soldaten der an der Reyerhütter Straße stationierten Instandsetzungskompanie der Bundeswehr eilten zur Kaiser-Friedrich-Halle, aus der meterhohe Flammen schlugen. Selbst der Landesvater, Ministerpräsident Dr. Franz Meyers, später Ehrenbürger der Stadt, beendete seinen Arbeitstag, um sich vor Ort als „alter Gladbacher“ von den Ausmaßen des Großfeuers zu überzeugen.

Mehrere Millionen DM hoch war der durch Versicherungen gedeckte Schaden. Ursache des verheerenden Feuers, das den Dachstuhl völlig vernichtete, waren Dachdeckerarbeiten. In starke Mitleidenschaft gezogen wurden nicht zuletzt durch die umfangreichen Löscharbeiten auch die unteren Säle, die später völlig saniert werden mussten.

Der Rat beschloss wenige Zeit später den Wiederaufbau der Halle. Am 28. Juni 1966 gründeten Bürger den gemeinnützigen Wiederaufbauverein Kaiser-Friedrich-Halle e.V. und riefen zu Mitgliedschaft und Spenden auf

Der Bürgerverein hatte nicht weniger als 578 Mitglieder; die Spenden erreichten eine Höhe von annähernd 900.000 DM. Diese Gelder flossen allesamt in die Inneneinrichtung.

Am 29. März 1967 wurde mit dem Wiederaufbau der Halle begonnen, und am 1. Oktober 1969 feierten die Mönchengladbach die Wiedereröffnung ihrer „Guten Stube“, die Jahre später, am 17. Dezember 1977, erneut brannte.

Foto: Stadtarchiv Mönchengladbach

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