Ausstellung: Korschenbroicher Zeitzeugen berichten über die Flucht

Red. Korschenbroich [ - Uhr]

bzmg-wappen-korschenbroichZehn Jugendliche der Geschichtswerkstatt der Realschule Korschenbroich haben sich getraut. Sie haben ein Thema aufgegriffen, das bis in die Gegenwart hinein noch sehr viele Emotionen auslöst: Flucht und Vertreibung aus der alten Heimat und die Suche nach einer neuen.

Die Jungen und Mädchen haben nicht nur im Stadtarchiv gestöbert und mit Hilfe von Stadtarchivarin Michaele Messmann zahlreiche Fakten recherchiert. Sie haben mit Menschen gesprochen, die in Korschenbroich ein neues Zuhause gefunden haben.

Die Ergebnisse dieser Arbeit, die das Land NRW beim Wettbewerb „Archiv und Jugend“ mit 7.200 Euro honorierte, sind bis zum 4. Juli in der Sparkasse, Hindenburgstr. 23, zu sehen.

„Ich fand es ergreifend, selber zu hören, was meine Zeitzeugin erlebt hat. In Büchern davon zu lesen ist etwas ganz anderes“, sagt Jasmin Evers (15 Jahre).

39 Prozent der Menschen, die in Korschenbroich eine neue Heimat fanden, kamen aus Schlesien, 30 Prozent aus Pommern. Sie brachten einen fremden Dialekt mit und waren so auf der Straße direkt zu erkennen.

Viele brachten eine andere Religion mit: Sie waren evangelisch – nicht katholisch wie die meisten Niederrheiner. Heute ist klar, dass Korschenbroich diesen Neubürgern die Entstehung einer eigenen evangelischen Gemeinde 1958 zu verdanken hat.

Die neuen Familien gaben auch Impulse für Wachstum: Für sie sind Siedlungen wie „An Heldsmühle“ und an der Marienstraße geplant worden. Doch als die Flüchtenden eintrafen, waren Wohnungen knapp. Die „Alte Schule“ wurde zum Notquartier.

Zwischenmenschliche Spannungen entstanden. Der Start war bei aller ländlichen Beschaulichkeit nicht einfach, das erfahren die Ausstellungsbesucher.

Doch die Schüler meisterten die Herausforderung, sensibel mit den Zeitzeugen auch über diese Erlebnisse zu sprechen. Das zeigt die Ausstellung. Darauf hatten sie ihre Lehrerin Eva Hermanns und der Historiker Dr. Martin Rüther vorbereitet, der einen Teil der Ergebnisse auf www.lebensgeschichten.net  veröffentlichte.

„Traurig fand ich, dass meine Zeitzeugin geweint hat, als sie von früher erzählt hat“, erinnert sich Lara Müller (15). Lena Molls (15) war beeindruckt von ihrer Gesprächspartnerin: „Es hat mich berührt zu erleben, dass sie trotz all dem Traurigen, das sie erlebt hat, immer wieder so fröhlich sein kann.“

Öffnungszeiten: Montags bis freitags 8.30 – 16.00 (Do. bis 18.00) und samstags 9.30 – 12.30 Uhr.

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