5 Millionen Mark
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Jeder Rheydter ein Millionär
Wie die meisten Städte, hatte im Hyper-Inflationsjahr 1923 auch die Stadt Rheydt ihr eigenes Geld. Ältere Menschen werden sich noch daran erinnern, dass Sie einmal Millionäre, ja kurzzeitig auch Milliardäre waren.
Das Papiergeld spielte in der wirtschaftlichen Entwicklung bis 1914 nur eine begrenzte Rolle. Der größte Teil des Geldvolumens bestand aus Münzen.
Als gesetzliches Zahlungsmittel mit unbegrenzter Annahmepflicht galten nur die Reichsgoldmünzen. Am 01.01.1910 wurden auch alle Reichsbanknoten zu gesetzlichen Zahlungsmitteln erklärt.
Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurden die umlaufenden Goldmünzen eingezogen, da die Verpflichtung der Reichsbank, ihre Noten jederzeit gegen Gold umzutauschen, aufgehoben wurde. Der Umlauf des Papiergeldes nahm dadurch beträchtlich zu.
Ebenso erforderten die steigenden Kriegskosten weitere Zahlungsmittel.
Diesem Erfordernis wurde durch den ungedeckten Druck von Banknoten Rechnung getragen. Gegen Ende des Jahres 1916 begann überall in Deutschland durch das Horten der Silbermünzen das Kleingeld knapp zu werden.
Städte, Gemeinden und Behörden und vereinzelt auch Firmen behalfen sich durch Ausgabe von Notgeld in Form von Münzen und Kleingeldscheinen.
Gegen Ende des Krieges 1918 nahm der Umlauf an Zahlungsmitteln im größeren Maße zu.
Ohne Rücksicht darauf, dass die Deckung der Banknoten verloren gegangen war, wurde der Umlauf an Papiergeld durch Neuausgaben weiter erhöht.
Folge war, dass sich die Wechselkurse zu ausländischen Währungen zusehends verschlechterten und die Inlandspreise in die Höhe schnellten.
Die Reichsbank war schon im Jahre 1922 nicht mehr in der Lage, ausreichende Mengen an Zahlungsmitteln herzustellen. Die Ausgabe von weiteren Notgeldscheinen durch Städte und Privatwirtschaft ist die Folge.
1923 war das schwierigste Jahr der Inflation – einer Hyper-Inflation.
Lohnkämpfe, Streiks, Unruhen sowie die Besetzung des Ruhrgebiets durch französische und belgische Truppen verschärften die Situation erheblich.
Die Entwertung ging so rasch vor, dass das Geld von einem Tag auf den anderen nur noch einen Bruchteil seines Wertes besaß.
Löhne und Gehälter wurden wöchentlich, später sogar täglich ausgezahlt, da der Betrag vom Vortag durch die aktuelle mittägliche Dollarnotierung wertlos geworden war.
Der Devisenkurs für einen US-Dollar betrug
- 1914: 4,20 Mark
- Juni 1922: 272 Mark
- Juli 1923: 160.000 Mark
- Oktober 1923: 242.000.000 Mark
- November 1923: 130.000.000.000 Mark und
- am 30.11.1923: 4.200.000.000.000 Mark
Das Geld wurde in Einkaufstaschen, Waschkörben und Schubkarren transportiert. Man bezahlte mit ganzen Geldscheinpaketen, die gerollt oder verschnürt waren.
Auch wurden Waren gegen Geldscheine eines bestimmten Wertes aufgewogen; beispielweise in Essen waren über 2.000 verschiedene Notgeldausgaben im Umlauf.
Banken waren kaum mehr in der Lage, die Papiergeldmengen zu bewältigen.
In dieser Zeit waren bei der Landesbank der Provinz Westfalen (heute Westdeutsche Landesbank Münster) über 70 Bedienstete allein damit beschäftigt, die täglich anfallenden Notgeldscheine zu sortieren und den jeweiligen Ausgabestellen (Städte, Gemeinden, Privatwirtschaft, Banken) wieder zuzustellen.
Teilweise wurden die Scheine nach Erhalt gleich in der Heizungsanlage verbrannt, da die Scheine in der Zeit des Posttransportes ihren Wert verloren hatten, oder sie wurden an Papierfabriken zum Einstampfen verkauft.
Jeder versuchte, empfangenes Geld umgehend gegen Waren einzutauschen.
Der Preisverfall am Preis für ein Ei:
- Juli 1914: 8 Pfennig
- am 15.10.1923: 75 Millionen Mark
- am 30.10.1923: 2 Milliarden Mark
- am 30.11.1923: 700 Milliarden Mark
Ein Reichsbeamter, Gruppe VIII, verheiratet, 2 Kinder, verdiente
- Mitte Juli 1923 rund 1 556 Mark,
- Mitte August 126 Millionen Mark,
- Ende September 3,1 Milliarden Mark,
- Ende Oktober 710,2 Milliarden Mark,
- Ende November 71,6 Billionen Mark.
Durch die Einführung der Rentenmark (1 Rentenmark = 1 Billion Papiermark) im November 1923 stabilisierten sich die Preise, und im Januar 1924 wurde das umlaufende Notgeld endgültig zur Einlösung aufgerufen.
1.
Mine schrieb am 5.12.2010 um 16:56 Uhr:
Solche Scheine habe ich auch.
Diesen Artikel lege ich dazu für meine Kinder. Zusammen mit Rahmung und Erzählungen aus Familien-Erinnerungen aus dieser Zeit ein schönes Weihnachtspräsent.