Weltkindertag „Chancen für Kinder“ – Wie die Parteien und ihre Bundestagskandidaten das Thema verpassen

Red. Gesundheit & Soziales [ - Uhr]

Seit mehr als 20 Jahren gibt es dieses große Kinder- und Familienfest, bei dem sich jährlich rund 100.000 kleine und große Besucherinnen und Besucher bei freiem Eintritt und kostenlosen Mitmach-Angeboten, Spiel und Spaß vergnügen können…“, lautet die Werbung des Kinderhilfswerks zum jährlichen Weltkindertag.

Dieser Sinn des Weltkindertages scheint in Mönchengladbach keinen Politiker zu interessieren – daran ändert auch der derzeitige Wahlkampf nichts.

Das diesjährige bundeszentrale Weltkindertagsfest findet am 22.09.2013 in Berlin statt und steht diesmal unter dem Motto: „Chancen für Kinder!“

Eine Aussage, die jede Partei auch so auf ihre Plakate verwenden könnte.

Und eine Aussage, die von jedem Politiker in Mönchengladbach gerne in den Mund genommen wird. Spannend wird es erst bei der Klärung der Frage, wie denn das sich hinter diesem Motto verbergende Ziel erreicht werden soll.

Diese Debatten und Schlagabtausche finden gewöhnlich unter Schulpolitikern in Stadt und Land statt.

Wie geht nun die Stadt Mönchengladbach alljährlich mit dem Weltkindertag um?

Gewohnt desinteressiert überlassen Politiker die Gestaltung dieses Weltkindertages der gewohnt routinierten Marketingmaschinerie der städtischen Gesellschaft MGMG.

„Chancen für Kinder!“ – unter diesem von UNICEF und dem Deutschen Kinderhilfswerk ausgerufenen Motto stellen die Kinderrechtsorganisationen allerdings das Recht der Kinder auf gleiche Chancen im Bildungssystem in den Mittelpunkt.

In vielen Städten und Gemeinden finden dazu Veranstaltungen und Aktionen statt.

In Mönchengladbach bewirbt MGMG – wie immer – eine am Thema vorbei gehende „Stadt-Tour eigens für Kinder“.

Solche Touren kann man übrigens das ganze Jahr hindurch buchen.

Die kleinen (und natürlich auch die großen) Teilnehmer dürfen sich freuen auf eine Zeitreise in die Vergangenheit.

Unter dem Motto „Ich sehe was, was Du nicht siehst“ werden sie die Altstadt erkunden und dabei hinter so manches Geheimnis kommen, alte Kinderspiele neu entdecken, eine Stadtmauer nachbauen und sie auf Räuberleitern erobern.

In spannenden Geschichten werden die Mädchen und Jungen erfahren, wie Kinder früher gelebt haben, was sie gespielt und was sie gegessen haben.

Dagegen ist mit Sicherheit nichts einzuwenden, doch wird der Sinn des Weltkindertages zur Farce im Hinblick auf die Kosten: Die etwa 1,5 Stunden dauernde Tour kostet für Kinder (bis 14 Jahre) 8 Euro, für begleitende Erwachsene 4 Euro.

Solch ein Angebot kann sich mit Sicherheit nicht jede Familie leisten. Das Motto dieser Kindertour „Ich sehe was, was Du nicht siehst“ ist an dieser Stelle eine Ohrfeige für die städtischen Bildungspolitiker und aufgestellten Wahlkandidaten.

Zu klären wäre im übrigen die Frage, ob solche Angebote aus dem Bildungs- und Teilhabepaket finanziert werden können. 

Und wenn ja, dann sollte gerade zum Anliegen des Weltkindertages auf diese Finanzierungsmöglichkeit auch hingewiesen werden – in der städtischen Pressemeldung, bei der ARGE und in entsprechenden Institutionen.

An dieser Stelle wäre eine Steuerung der städtischen Marketingmaschinerie ein überfälliges Zeichen der hiesigen Politiker auf das Recht auf Bildung (ungeachtet des elterlichen Einkommens) durch Nutzung von außerschulischen Angeboten.

Ansonsten bleibt in Mönchengladbach der Weltkindertag das, was er seit Jahren ist: Exklusiv.

2 Kommentare zu “Weltkindertag „Chancen für Kinder“ – Wie die Parteien und ihre Bundestagskandidaten das Thema verpassen”
  1. Typisch Gladbach.

    Etwas für Kinder?

    Dafür gibt es doch Leute resp. Bürger (z.B. die vielen Fördervereine), die sich ehrenamtlich kümmern!

    „Unser“ OB hat doch grade in seiner Androhung einer weiteren Kandidatur hervorgehoben, dass „besonders das gestiegene Bürgerengagement in den letzten Jahren in unserer Stadt beeindruckend ist“.

    Wenigstens hat er das noch mitbekommen. Wozu er das in seiner Lobeshymne mit verarbeitet hat, weiß nur er. Sollte er gar meinen, dass er das mit verursacht hat?

    Klar ist, dass an vielem im Kinder- und Jugendbereich gespart wird. Diese gute Sitte setzt man nur konsequent fort, indem man sich (womöglich auch noch kostenlose!) Aktionen zum Weltkindertag spart.

    Einzig positiv für die, die es sich leisten können: der Preis für die Tour ist seit 2011 nicht erhöht worden …

  2. MGMG ist an dieser Stelle nichts vorzuwerfen. Sie macht das, was sie tun soll: Marketing.

    Symptomatisch wird es nur, wenn mit der Auslagerung von städtischen Angelegenheiten – gleich welcher Art – auch politische Anliegen ausgelagert werden.

    Nach dem Motto „Die machen das schon…“ wird das eigene Denken abgestellt und gleichfalls übertragen.

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