Bildungsentscheidungen in Mönchengladbach ignorieren Erfahrungen und die Ergebnisse von Untersuchungen
Rudolf Wilms [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Als ehemaliger Rheydter Bürger und Studiendirektor i. R. versuche ich, die Diskussionen um die Entwicklung der Schullandschaft in Mönchengladbach zu verfolgen und nachzuvollziehen. Was mich immer wieder wundert, ist die Ignoranz, mit welcher Verantwortliche der Stadt gerade Entscheidungen zum Bereich der Gesamtschule treffen bzw. verhindern.
Seit der „PISA-Studie“ und der Untersuchungen über Gründe für das schlechte Abschneiden unserer Schulen, sollte besonders den mit dem Thema „Bildung“ Betrauten bekannt sein, dass eine Entscheidung über die Schullaufbahn nach der vierten Klasse (Grundschulempfehlung) als verfrüht angesehen werden kann.
Das bestehende System der Sekundarstufe I ist überholt und verhindert fundierte Entscheidungen bezüglich der Schullaufbahn eines Kindes.
Argumente wie:“ Schwächere Schüler behindern bessere Schüler beim Lernfortschritt“ oder „Differenzierung fördert Leistung“ können mittlerweile nachweislich nicht mehr ernst genommen werden.
Unter diesen Bedingungen halte ich es für falsch und für die betroffenen Kinder und ihre Erziehungsberechtigten fatal, dass fast die Hälfte der Bewerbungen um einen Platz an einer Gesamtschule abgewiesen wird, weil die Politik der Stadt Mönchengladbach verhindert, das Angebot in diesem Bereich auszubauen.
Stattdessen wird einem alten und veralteten gegliederten System festgehalten, welches die Entscheidungsfreiheit der Eltern beschneidet und die best-möglichen Bildungsperspektiven für viele Kinder beschränkt oder sogar verhindert.
Länder, in denen die Entscheidung über die Schullaufbahn der Kinder zu einem späteren Zeitpunkt getroffen wird (z.B. Finnland nach der 9. Klasse), haben gezeigt, dass hierdurch die Chancen auf eine den Kindern angemessene Bildungsentscheidung deutlich erhöht werden.
Auch eine Untersuchung des VBE in NRW (Pressebericht vom 13.08.2009) hat ergeben, dass die Empfehlungen nach der Grundschule zu ca. 70% falsch getroffen wurden.
Dass die Neugründung von Gesamtschulen von der derzeitigen Landesregierung nicht mehr als Ganztagsschulen genehmigt wird, haben die Verantwortlichen in Mönchengladbach nicht zu vertreten. Dennoch hätten die CDU-Landtagsabgeordnete Norbert Post und Michael Schoeren alle daran setzen müssen, diese Einschränkung zu verhinden.
Da der Ausbau von Gesamtschulangeboten von dem zurzeit verantwortlichen Rat/Schulausschuss nicht gewollt ist, kann kaum erwartet werden, dass von hier aus eine Initiative zur Gesamtschule als Ganztagsschule ausgeht.
Damit erscheint auch die Forderung nach einer „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ aus dem Kreis der für die Bildung Verantwortlichen wenig glaubwürdig.
5.
mike_nrw schrieb am 19.08.2009 um 19:59 Uhr:
Leider hat die Crew Nierspiraten, Organ der Landespartei der Piratenpartei zufällig und erst heute von dieser Veranstaltung erfahren und konnten daher leider nicht teilnehmen. Wir möchten dennoch zu diesem Thema unsere Ziele darstellen:
Jeder Mensch hat das Recht auf freien Zugang zu Information und Bildung. Bildungsgebühren jeglicher Art schränken den Zugang zu Bildung ein und sind deshalb kategorisch abzulehnen.
Dies ist notwendig, um jedem Menschen, unabhängig von seiner sozialen Herkunft, ein größtmögliches Maß an gesellschaftlicher Teilhabe zu ermöglichen.
Bildung ist eine der wichtigsten Ressourcen der Wirtschaft, da nur durch den Erhalt, die Weitergabe und die Vermehrung von Wissen Fortschritt und gesellschaftlicher Wohlstand auf Dauer gesichert werden können.
Aus diesem Grund ist auch die Lehrmittelfreiheit zu befürworten.
So ist das Schaffen freier Werke, die nicht nur kostenfrei im Unterricht einsetzbar sind, sondern auch von den Lehrkörpern ohne rechtliche Hürden auf den Unterricht angepasst werden können, ein wichtiger Schritt in diese Richtung.
4.
Barbara Neuwerk schrieb am 19.08.2009 um 18:12 Uhr:
Zitat:
„Dabei ist die Bildung unserer Kinder das größte Zukunftskapital, das wir haben. Wir wollen keine Talente verschwenden. Uns liegt jedes Kind am Herzen. Wir wollen alle Chancen für alle Kinder! Dafür halten wir es für dringend erforderlich, dass Kinder zukünftig länger gemeinsam lernen und nicht mehr nach der vierten Klasse in Schubladen gesteckt werden. Eine zentrale Frage ist: Wie muss ein Bildungssystem mit guten Perspektiven für unsere Kinder aussehen?“
Das wollen alle: Das Beste für das Kind. Nur über den Weg läßt sich wunderbar streiten.
Unter SPD-Landesregierung wurden Gesamtschulen gefördert. Die im Artikel genannten Tatsachen sollten doch auch Bildungspolitikern der SPD seit Jahren bekannt sein.
Damals hat die SPD Chancen zum richtungsweisenden Umbau verpaßt, weil sie es als Volkspartei letztlich jedem Recht machen will. Der große Wurf war nicht drin.
Diese Haltung setzt sich auch vor Ort fort: Ja 6. Gesamtschule, aber keinem weh tun, eine Bürgerinitiative muss vorgeschickt werden, aus Angst Wählerstimmen zu verlieren. Dabei sind auch hier allen Verantwortlichen alle Fakten und Zahlen zur Schülerentwicklung in MG seit Jahren bekannt. Aussitzen bei den Parteien.
Grund: Die Volkspartei muss es jedem Recht machen. Schön, dass diskutiert wird, nur dass dann daraus der große Wurf wird, bezweifel ich.
Bei den kleinen Parteien weiss man wenigstens wo man dran ist.
Politiker streiten, na gut!
Von mir aus existieren alle Schulformen weiter.
Politiker streiten aber nicht, auch wenn sie es sagen, weil sie „das Beste für mein Kind wollen“. Das, bitte schön, wollen nämlich nur die Eltern.
Also, liebe Politiker, bitte keine weiteren Schulexperimente und „wie stellen Sie sich vor“-Veranstaltungen. Als Elternteil bin ich das unendlich leid. Nach jeder Pisa-Studie kommen neue Ideen.
Akzeptiert den Elternwillen, schafft ausreichend Gesamtschulplätze und lasst die Eltern wählen was sie wollen, weil es in deren Verantwortung liegt.
3.
herbert schrieb am 19.08.2009 um 14:27 Uhr:
ab einem gewissen alter hat man mit schule nichts mehr zu tun. weder selbst, noch die kinder.
aber das darf einem nicht davon abhalten, sein gehirn einzuschalten und zu erkennen, dass die zeit des „kastendenkens“ (wie heute noch in indien praktiziert) endlich vorbei sein sollte.
kaum anders lässt sich das sture festhalten von cdu und fdp am 3-stufigen schulsystem nicht beschreiben.
dass, obwohl (vielleicht aber auch gerade deshalb) erfolg der gesamtschule sie lügen strafen.
dass ob-kandidat jansen-winkeln den elternwillen als massstab erkannt haben soll, würde für ihn sprechen. dass aber die fdpmg ihm aber nicht folgen wollte, spricht nicht für sie.
aber vielleicht sprechen sich ja auch die älteren wähler gegen das „kastensystem“ 3-stufige schule aus. viele von denen hätten sich vielleicht gewünscht, in einer gesamtschule das abitur machten zu dürfen, statt die ochsentour, den so gennannten „3. bildungsweg“, gehen zu müssen.
vielleicht gehören ja sogar cdu-leute dazu und haben das schlicht vergessen (oder verdrängt).
2.
Gülistan Yüksel schrieb am 19.08.2009 um 14:04 Uhr:
Liebe Leserinnen und Leser der Bürgerzeitung,
hier ein Veranstaltungshinweis zum Thema: „Beste Bildung für alle“
Ihre Gülistan Yüksel, SPD-Ratsfrau
»Beste Bildung für alle« Gemeinsam lernen- Individuell fördern- Qualifiziert betreuen-
Seit Jahren greift eine tiefe bildungspolitische Verunsicherung in Nordrhein-Westfalen um sich. Nach den Pannen beim Zentralabitur, den Debatten über Kopfnoten und dem Chaos beider Umsetzung des Abiturs nach zwölf Jahren bestätigt nun die aktuelle Schulstatistik, dass die Durchlässigkeit zwischen den Schulformen abnimmt.
Das derzeitige Schulsystem ist vom Abstieg statt vom Aufstieg geprägt.
Spätestens seit internationalen Bildungsvergleichen wie PISA wissen wir: Viel zu viele Kinder bleiben in unserem Bildungssystem auf der Strecke. Sie starten mit schlechten Voraussetzungen in ihr Leben.
Der Weg der schwarz-gelben Landesregierung geht in die falsche Richtung: Höhere Kindergartenbeiträge, weniger Chancengleichheit in der Schule und Studiengebühren führen nicht zu besseren Chancen für alle.
Dabei ist die Bildung unserer Kinder das größte Zukunftskapital, das wir haben. Wir wollen keine Talente verschwenden. Uns liegt jedes Kind am Herzen. Wir wollen alle Chancen für alle Kinder! Dafür halten wir es für dringend erforderlich, dass Kinder zukünftig länger gemeinsam lernen und nicht mehr nach der vierten Klasse in Schubladen gesteckt werden. Eine zentrale Frage ist: Wie muss ein Bildungssystem mit guten Perspektiven für unsere Kinder aussehen?
Wir laden Sie herzlich ein, diese Frage mit uns zu diskutieren.
Mittwoch, 19. August 2009 um 19.00 Uhr
Wasserwerk Helenabrunn
Kaldenkirchener Str. 250
41066 Mönchengladbach
Programm
19.00 – Begrüßung und Einführung
19.15 – Anforderungen an eine zukunftsweisende Bildungspolitik«, anschließend Diskussion
20.00 – Gemeinsames lernen in der Kommune realisieren«, anschließend Diskussion Moderation: Angela Tillmann MdL
21.00 – Zusammenfassung und Ausblick
Im Anschluss besteht bei einem Imbiss die Gelegenheit zu persönlichen Gesprächen.
1.
Redaktion BZMG schrieb am 18.08.2009 um 21:47 Uhr:
Im Kommunalwahlprogramm der Grünen ist das zu lesen:
„Eine Schule, wie die Gesamtschule Espenstraße, die Abiturjahrgänge hervorbringt mit Jugendlichen, die zu 60 Prozent einen Migrationshintergrund haben, verdienen unseren Respekt. An ihrem Beispiel müssen sich andere Schulen messen lassen. Allein schon aus demographischen Gründen brauchen wir ein Schulsystem, das Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund und aus bildungsfernen Schichten zu höherwertigen Abschlüssen führt.“
Bei Gymnasien soll die Quote von Abiturienten mit Migrationshintergrund bei durchschnittlich 5 – 10% liegen.