Harte Zeiten für die Sekundarstufe I
Red. Schule, Studium & Arbeitswelt [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Wie die Sekundarstufe I zukunftssicher und nachfragegerecht ordnen und gestalten? Mit diesem Problem schlägt sich nun die Ampel herum.
Bei der Schulausschusssitzung am 18.11.2009 verwies einleitend Schuldezernent Dr. Fischer (CDU) auf den aktuellen Schulentwicklungsplan aus dem Jahr 2007, der die Entwicklung bis 2013/14 fundiert zeigt. In den letzten beiden Jahren wurden zusätzlich Daten, z.B. aus dem Einwohnermeldeamt, erhoben.
Gießkannenprinzip statt konzentrierte Mittelverwendung zum Nutzen der Schüler.
Schafft es nun die neue Gestaltungsmehrheit FDP-SPD-GRÜNE in Gladbachs weiterführenden Schulen Verlässlichkeit zu bringen und Elternwünsche zu erfüllen?
Dr. Fischer konnte zum jetzigen Zeitpunkt nur auf die Beschlüsse der letzten Schulausschusssitzung verweisen (wir berichteten) und die Politik mahnen, in der Ratssitzung am 16.12.2009 nun auch überfällige Beschlüsse zu fassen, sonst vergeht ein weiteres, ungenutztes Jahr zur Neugestaltung der Sekundarstufe I.
Die Entwicklung der Förderschulen ist abhängig vom Ratsentscheid, der Fachdezernent kann – oder möchte (?) – daher zum jetzigen Zeitpunkt keine Aussagen machen.
Das Übergangsverhalten in die Sekundarstufe I kann Dr. Fischer nur schwer einschätzen, fordert daher politische Entscheidungen. „Gerade in der Sek I gibt es Fragen, da kann ich nicht vorhersagen, was passiert“.
Auch bei der Standortfrage einer weiteren Gesamtschule zeigen sich Chancen und Risiken im von ihm vorgelegten Konzept. Letztlich würde sich in 4 – 5 Jahren zeigen, was passiert.
„Wir sind deutlich im Prozess des Schülerrückgangs. In den nächsten 3 – 4 Jahren sind stabile Ströme, ab 2014 knicken die Zahlen weiter ein“. Dr. Fischer rät, nicht nur die kurzfristige Ruhephase zu nutzen, sondern auch den Bestand ab 2014 zu sichern.
Gisela Stähn (FWG) ist das zu dünn, fordert konkrete Vorschläge der Verwaltung.
Schiebt hier Politik den schwarzen Peter der Verwaltung zu oder umgekehrt?
Jedenfalls muss Verwaltung Zahlen, Fakten und Alternativ-Vorschläge liefern, damit die Politiker entscheiden können. Würde die Verwaltung die endgültige Lösung gleich mitliefern, dann bräuchte es keine Kommunalpolitiker, die Stadt würde sich aus ihrer Selbstverwaltung heraus gestalten, einzig Landes- und Bundesgesetzen folgend.
An dieser Stelle macht es sich die FWG zu einfach, sie fiel allerdings auch in der Vergangenheit nicht durch konstruktiven Beiträge beim Thema Schulpolitik auf.
„Bitte trennen Sie Diskussionen um Hauptschulschliessungen von der Gesamtschulsituation“, mahnt Dr. Fischer die Politiker
Nach Fischer’s Ansicht lassen Hauptschulschliessungen keinen Rückschluss auf das bestehende Schulsystem zu. Sie seien eher Zufall, da dieses System nun den Schwächsten trifft. Jetzige Schliessungen würden „den Rest“ stärken.
Nachfragen von Schulformen und Schulentwicklungen als Zufallsprinzip?
Das ist dann doch zu billig. Schließlich sind die Empfehlungen der Grundschulen bei der Wahl zur weiterführenden Schulform maßgebend, erzielen immer bessere Förderleistungen bei Schülern. In den IGEL-Studien schneiden Grundschulen gut ab, danach fangen vielfach die Probleme an.
Bei sinkenden Schülerzahlen, bei steigender Nachfrage nicht nur nach Gesamtschulplätzen, auch nach Privatschulen, nach Montessori und Waldorf-Plätzen, bei einem boomenden Nachhilfemarkt, bei gleichzeitig übervollen Förderschulen kann der Nachfragerückgang nach Hauptschulplätzen kein Zufall sein.
„Zu den Hauptschulschliessungen gibt es keine Alternative, will man am Schulsystem festhalten“, meint Dr. Fischer.
Stimmt. Doch in der Kommunalpolitik stellt sich nicht die Frage, ob man am Schulsystem festhalten will oder nicht. Die Landespolitik alleine ist verantwortlich für den Erhalt, Förderung oder Abschaffung von Schulsystemen; Kommunalpolitiker können sich nur in dem vom NRW-Schulministerium vorgegebenen Rahmen bewegen.
Diese Betonung ist so gesehen an dieser Stelle überflüssig, denn die Systemfrage ist keine Frage, mit denen sich Kommunalpolitiker beschäftigen müssen, gestalten können sie die Schullandschaft nur im von der Landesregierung vorgegeben Rahmen.
Der Schlüssel zur politischen Gestaltung liegt in den Vorgaben, die die Ratsmehrheit der Verwaltung macht. Verwaltung braucht eine Marschrichtung, dies machte auch Gerd Schaeben (GRÜNE) im letzten Schulausschuss deutlich. Nun haben sich Mehrheiten geändert, kann er mitgestalten…
Auch vor dem Hintergrund, dass Dezernentenstellen oftmals, wie auch im Falle des Schuldezernats, nach Parteibuch besetzt werden, kann die nach wie vor oppositionelle FWG nicht ernsthaft nur von der Verwaltung Entscheidungen fordern, sie muss auch selbst gestalten und entscheiden können.
Daran haperte es allerdings bislang in Schulfragen: Nein oder Enthaltung, Festharren und Aussitzen waren bisherige FWG-Positionen. Sicherlich erreicht sie damit auch bestimmte Wählerschichten, hilft aber Eltern, Schülern und Lehrern nachhaltig nicht.
„Wir müssen den Mut zu Entscheidungen haben, wir müssen gemeinsam ran“, so Schulausschussvorsitzender Ulrich Elsen (SPD).
Monika Schuster (SPD) meint, zumindest im Hauptschulbereich fände man ja konkrete Vorschläge in Fischer’s Konzept.
Im Gesamtschulbereich regiert erst einmal das Prinzip Hoffnung, ein Anfang ist gemacht (zur Situation der Gesamtschulen ein gesonderter Bericht).
Gerd Schaeben (GRÜNE) geht auf die Sorgen der anwesenden Schüler ein. „Unser Problem sind die Schüler, die morgen und übermorgen einen Abschluss machen wollen und sollen“.
Angela Tillmanns (SPD), MdL, sichert zum Schluss der Sitzung den protestierenden Eltern und Schülern der Hauptschule Eicken zu, dass entgegen bisheriger Presseberichte die Hauptschule Eicken nicht von heute auf morgen schließen und ebenfalls auslaufen soll. Genauso wie die Hauptschulen Wickrath und Asternweg (Giesenkirchen).
Erste Einschätzungen hierzu lesen und hören Sie in einem gesonderten Bericht.