Zurück oder in die Zukunft? – Gedanken über eine sich verändernde Arbeitswelt
Helmut P. Fleischhauer (Niederlausitz) [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Erlauben Sie mir heute Gedanken über das sich verändernde Arbeitsleben und über sich verändernde Industrien. Der Umbruch war immer sehr schmerzhaft aber trotzdem nicht aufzuhalten.
Viele einmal ehrwürdige und angesehene Berufe gibt es nicht mehr. Ich erinnere mich an die Streiks und die vehemenden Proteste der Drucker.
Die Tageszeitung erschien nur noch in einer Schmalausgabe weil sie streikten. Sie kämpften gegen den Einzug der Computer in die Redaktionen und Druckereien.
Vergebliche Müh‘, sie wurden von der technischen Entwicklung ebenso überrollt wie die Berufe des Stellmachers oder des Küfers.
So wird es auch in Zukunft sein. Wir können die Entwicklung nicht aufhalten. Wollen Sie das eigentlich? Oder ich?
Wir alle tragen dazu bei, dass sich Industrien verändern … verschwinden. Die Tuchindustrie möchte ich als Beispiel nennen.
Jeder möchte ein ‚Schnäppchen‘ machen. Ein Kleid, eine Hose für 10 oder 15 oder 19,95 Euro ergattern. Das funktioniert aber nur, wenn der Stoff dafür in Billiglohnländern produziert wird und das Nähen ebenfalls dort stattfindet.
Neulich las ich auf einer asiatischen Handelsplattform ein interessantes Angebot: Jeans pro Stück 1,95 US$, Abnahme mindestens ein Container, Preis FOB.
Na klar, dann kann ich doch Jeans für 9,95 Euro das Stück verkaufen. Es reicht bei dem Einkaufspreis allemal für die Fracht und Gewinn bleibt auch noch genug übrig. Rücknahmen und Reklamationen sind da auch noch drin. Solch ein Einkaufspreis ist in Deutschland schlicht und einfach nicht möglich.
Lebensmittel: Äpfel aus Südafrika, Südamerika oder wer weiß woher noch. Und hier – zumindest bei uns in Brandenburg – darf jeder Äpfel pflücken, die so an den Landstraßen wachsen.
Zig Sorten, die man monatelang einlagern kann. Aber nein, die so schön aussehenden genormten Äpfel aus einem anderen Kontinent müssen es sein. Pflücken ist ja sowas von mühsam.
Erinnere mich an meine Kindheit. Wie herrlich, all die Saisonspezialitäten zu geniessen. Erdbeeren in der Erdbeerzeit, Spargel in der Spargelzeit, die ersten Frühkartoffeln. War die Saison vorbei, freuten wir uns auf die Saison im nächsten Jahr. Na sicher, da wurde eingekocht .. aber soooo lecker war das nicht wie in der Saison.
Mal ehrlich, Erdbeeren zu Weihnachten sind zwar schön, aber lange nicht so lecker wie in der Erdbeersaison. So frisch sebst gepflückt.
Doch zurück zu sich verändernden Industrien.
Manchester in Grossbritannien – Stoffe – , Forst (Lausitz) in Deutschland – Stoffe – oder Bielefeld in Deutschland – Leinen – haben ihren Standort in der Industrie verloren.
Das gilt für das Ruhrgebiet genauso wie für das Saarland (Steinkohle und Schwerindustrie) und viele andere Regionen. Und immer war es ein schmerzhafter Prozess, immer gab es Kämpfe um den Erhalt der dort todgeweihten Industrien. Letztendlich konnte kein Streik diesen Prozess aufhalten.
In der Niederlausitz und im Rheinland wird es auch so sein. Da klammern sich all die, denen die Braunkohle Lohn und Brot bringt an die Hoffnung, es möge doch immer so bleiben. Das wird es aber nicht. Ein Blick in die Geschichte genügt.
Deshalb wünsche ich mir, dass die Politiker vorausschauend agieren und schon heute Pläne für die Zeit danach entwickeln.
Zum Wohle der Niederlausitz und den Braunkohleregionen wie z.B. am Niederrhein. Es wäre schade, wenn am Tage X noch einmal viele Niederlausitzer und Rheinländer ihr Heil irgendwo auf der Welt suchen müssen weil zu Hause nur noch ausgeräumte Natur und schon gar keine Arbeit mehr ist.
Das gilt gleichermassen für die Bergleute wie für die ‚Randbetroffenen‘, deren Arbeit ebenfalls weggefallen ist, weil ihre Arbeitgeber wegen des Wegfalls des Einzugsbereiches ihrer Kundschaft wegen des neuen Tagebaus schliessen mussten.
Es wäre schändlich dann zu sagen: „Das haben die Braunkohlegegner zu verantworten.“
Nein, haben sie nicht. Das wäre nur Dämagogie.
Es wird einfach nur eine Entwicklung sein, die nicht aufzuhalten ist.
Verehrte Leserin, verehrter Leser, verstehen Sie mich bitte richtig.
Ich kann sehr gut verstehen, dass ein Arbeitsplatz wichtig ist. Er ist notwendig, damit Sie den Ihren ein sorgenfreies Leben ermöglichen können.
So habe ich das auch immer gewollt und war zufrieden, wenn es so war.
Ich möchte nur, dass Sie bitte ein wenig in der Geschichte herumstöbern und darüber nachdenken.
Was heute richtig sein mag ist vielleicht schon morgen Vergangenheit.