Einheitsschule vs. Gesamtschule? – Statement Mario Bocks (DIE LINKE)
Hauptredaktion [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Mit Bezug zum Begriff „Einheitsschule” hatten wir auch Landtagsabgeordnete von SPD, Grüne und LINKE um ihre Meinung gefragt. Hier die Antwort von Mario Bocks (DIE LINKE):
Geradezu inflationär wird jetzt vor der Landtagswahl wieder mit dem Begriff „Einheitsschule“ umgegangen, was die jeweiligen Akteure darunter verstehen sagen sie nicht.
Für mich ist „Einheitsschule“ lediglich ein historisch gewachsener Sammelbegriff für verschiedene Bildungskonzepte die dem dreigliedrigen, bzw. dem gegliederten Schulsystem an sich, gegenüber stehen.
Ich glaube ein Ausflug in das 19te Jahrhundert, als der allgemeine Deutsche Lehrerverein den Begriff aufbrachte, bringt uns nicht weiter – Parteien sollten jetzt ihre Konzepte klar benennen.
Deswegen spricht DIE LINKE ja auch von „Einer Schule für alle“ und als Weg dahin sehen wir den Ausbau der Gesamtschulen.
Nur muss auch klar gesagt werden, die Gesamtschule ist keine „Einheitsschule“, sie ist eine weitere Schulform neben Hauptschule, Realschule und Gymnasium.
Wir verstehen unter „Eine Schule für alle“ eine Schulform, die es den Kindern ermöglicht, von der ersten bis zur zehnten Klasse in Ganztagsform gemeinsam lernen zu können. Diese Schule bezieht alle Schulformen mit ein.
Eine solche Schulform kann sich vor allem an die individuellen Lernbedürfnisse einzelner Schülerinnen und Schüler orientieren.
Dazu kommt, dass sie integrativ, barrierefrei und auch sozial gestaltet werden kann, so das auch Kinder mit und ohne Behinderungen gemeinsam lernen können.
Die gezielte Fokussierung entsprechend den Bedürfnissen und Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler können in einer solchen Schulform effizient gefördert und umgesetzt werden, da sich bei längerem gemeinsamen lernen Schwächen und Stärken besser erkennen lassen.
Die bisherige Schulform degradiert Schulen oftmals zu „Verwahranstalten“ und kann mit den Ansprüchen der heutigen Gesellschaft die Schülerinnen und Schüler nicht mehr genügend auf zukünftige Aufgaben gezielt vorbereiten.
Schulen sollten eine Plattform für soziale Entwicklungen sein und neben dem gemeinsamen und ganztägigen Lernen auch weitergehende gemeinsame Betätigungen wie sportliche, musikalische aber auch weitere Freizeitgestaltungen fördern und anbieten können.
„Eine Schule für alle“ kann das gewährleisten.
Nun ist aber mit der Schulzeitverkürzung am Gymnasium ein heilloses Chaos ausgebrochen.
Auch an den Gymnasien sind SchülerInnen Zahlen rückläufig, und damit nimmt leider auch das Kursangebot ab. Individuelle Schwerpunkte können nicht gesetzt werden, oder werden mit einem ständigen Ortswechsel zwischen kooperierenden Schulen bezahlt.
Deswegen wollen wir die Einführung von Oberstufenzentren, in denen die Oberstufen mehrerer Gymnasien und Gesamtschulen zusammen geführt werden. Das daraus resultierende umfangreiche und erweiterte Wahlangebot von Leistungs- und Grundkursen wird den Bildungsbedürfnissen der Schülerinnen und Schüler besser gerecht.
Wo breitere Angebote die Vielfältigkeit erhöhen ist auch eine gezieltere Förderung möglich. Sowohl in der „einen Schule für alle“ als auch in den Oberstufenzentren.
CDU und FDP halten trotz aller Erkenntnisse an dem jetzigen gegliederten Schulsystem fest und und verhindern die weitere Gründung von Gesamtschulen entgegen dem Wunsch von Eltern und Kommunen. Mönchengladbach ist ein besonders negatives Beispiel.
Trotz jährlicher Ablehnung von hunderten von Kindern (dieses Jahr waren es 457 Kinder und das Jahr davor 511) wird die Einrichtung weiterer Gesamtschulen blockiert.
Wenn man den Kindern also nicht ermöglicht auf eine Gesamtschule zu gehen, dann kann man schon vom Angriff auf die Institution „Gesamtschule“ sprechen.
Dieses festhalten der CDU und FDP an einem gescheiterten gegliederten Schulsystem fördert weitere Selektion durch soziale Herkunft und finanzielle Möglichkeiten. Wenn dies das Ziel ist, dann sollte es auch klar benannt werden.
Damit in Zukunft, und das muss schnell geschehen, eine bessere Bildung für unsere Schülerinnen und Schüler umgesetzt werden kann, ist dem „Eine Schule für alle“-System von uns nichts entgegen zu setzen.