Arsen in der Hindenburgstrasse? • Verschleppte die Stadt Gutachten?
Red. Natur, Umwelt & Energie [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Am 27.09.2014 griff der WDR den Skandal um Giftfunde im Bettungsmaterial verschiedener Straßen in Mönchengladbach in der Lokalzeit aus Düsseldorf auf:
„Hochgiftiges Blei und Arsen haben garantiert nichts in unserem Asphalt zu suchen. Trotzdem wurde das verseuchte Material u.a. in Mönchengladbach für den Straßenbau genutzt.
Der Skandal geht jetzt in die nächste Runde. Vor kurzem begann vor dem Landgericht Krefeld ein Zivilprozess, weil der Bauunternehmer, der das belastete Material eingesetzt hatte, die Zulieferfirma auf Schadensersatz verklagt hat.
Außerdem erhebt er schwere Vorwürfe gegen die Stadt Mönchengladbach. Die habe, so sagt er, schon seit 9 Jahren gewusst, dass mit giftigem Material gearbeitet wurde.“ (Zitat aus WDR-Lokalzeit)
Auch in der Hindenburgstraße könnte sich nämlich belastetes Bettungsmaterial befinden.
In einem Gutachten vom 03.06.2005 heißt es: „Das Material wies eine im Vergleich zu den Anforderungen (…) um 400 % höhere Blei-Konzentration auf. (…) Es hätte nicht als Bettungsmaterial in die Fahrbahn der Hindenburgstraße eingesetzt werden dürfen.“
Dem Bericht des WDR zufolge wusste die Stadt seit 2005, dass der Bauunternehmer Willi Tholen belastetes Material verwendet hatte, was ihm aber nicht mitgeteilt worden wäre. Folglich hätte er nicht gewusst, was er verbaute, deswegen jahrelang weiterhin das Material bei einer Firma in Krefeld gekauft und weiter verwendet.
Erst 2012 (!) sei er durch die Stadt Grevenbroich auf das Gift im Bettungsmaterial aufmerksam geworden, stoppte prompt den weiteren Verbau.
Tholens Anwalt kritisierte in der Sendung, dass die Stadt Mönchengladbach ihr seit 2005 bekanntes Wissen nicht weiter gegeben habe, es somit nicht bereits 2005 an die Aufsichtsbehörden gelangen konnte. Dies erfolgte erst 2012 durch die Stadt Grevenbroich.
Alle Fälle nach bekannt werden des Gutachtens wären damit aus seiner Sicht vermeidbar gewesen.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt derzeit die Verursacher, eine Krefelder Firma steht im Verdacht jahrelang belastete Baustoffe untergemischt zu haben.
- Was wurde inzwischen alles verbaut?
- Wie viele Klagen betroffener Kommunen sind anhängig?
- Werden gar noch weitere betroffene Kommunen im Zuge der Ermittlungen entdeckt?
Diese Fragen und die Rolle der Stadtverwaltung bezüglich des Gutachtens aus 2005 zeigen: Da könnten nicht nur unangenehme Verfahren, sondern gar eine Kostenlawine auf die Stadt zu rollen. Denn:
Tholens Anwalt kündigte im WDR an, eine Klage gegen die Stadt Mönchengladbach zu prüfen, weil diese das Gutachten nicht öffentlich gemacht habe.
„Der Bauherr, der derartiges zur Kenntnis bekommt, muss natürlich verhindern, dass der Unternehmer weiter macht und dadurch größere teilweise extrem große Schäden entstehen. Das heißt also: Jeder Bauherr ist verpflichtet, derartiges Wissen weiter zu geben“, so die Aussagen des Rechtsanwalts vor laufender Kamera.
Die Stadt äußerte sich im Hinblick auf die laufenden Verfahren nicht, wollte aber jetzt prüfen, ob wirklich Gift unter der Hindenburgstraße liegt.
Ein Gutachten, das nochmals überprüft wird? Und das erst jetzt?
Bekanntlich klappert und rappelt das Fahrbahnpflaster auf der Hindenburgstraße seit Jahren.
Sollte dieser Untergrund an diesen Stellen giftverseucht sein, dann hätte schon längst geprüft werden müssen, ob nicht schon fortlaufend Gift ausgewaschen wird und so an die Oberfläche und in die Umwelt gelangt.
2.
D. Pardon schrieb am 14.07.2015 um 13:26 Uhr:
Wie die Stadt am 24.06.2015 mitteilte, wird die Busspur in der Hindenburgstraße nun saniert, indem das Betonsteinpflaster durch Asphaltschicht ersetzt wird.
„Wird das der letzte Akt im Pflaster-Theater?“, fragte die RP am 01.07.2015 und lieferte gleich einen „Rückblick auf eine 14 Jahre währende Posse“: http://www.rp-online.de/nrw/staedte/moenchengladbach/wird-das-der-letzte-akt-im-pflaster-theater-aid-1.5204510
Es wird wohl noch nicht das Ende sein, denn dem Bericht zufolge muss der kontaminierte Unterbau des oberen Teilstücks noch warten. Vielleicht auch hier wie in vom Giftskandal Neuwerks betroffenen Straßen aus „Gründen der Beweissicherung?“
Nach einem für die Stadt positiven Urteil warten Anwohner weiterhin auf die Straßensanierung: http://www.bz-mg.de/stadtbezirk-ost/neuwerk/gift-im-strasenbau-landgericht-weist-schadenersatzklage-der-tiefbaufirma-zuruck.html
1.
Hauptredaktion schrieb am 17.12.2014 um 11:27 Uhr:
Stadtsprecher Wolfang Speen teilte uns heute auf Nachfrage mit, dass das Gutachten zur Überprüfung von Schadstoffen in der Hindenburgstraße inzwischen vorliege und ausgewertet werde.
Erst nach Vorlage eines Ergebnisses könne festgelegt werden, wie im Weiteren vorzugehen ist.
Die Verwaltung wird die Öffentlichkeit entsprechend über das weitere Vorgehen informieren.