Die Neuwerker Mauer – Zeichen dilettantischer Gewerbegebietspolitik
Red. Neuwerk [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
„Das darf doch wohl nicht wahr sein!“ Von unverständlichem Kopfschütteln bis hin zu offener Empörung reicht die Gefühlspalette, die Spaziergänger beim Gang durch „den Tunnel“ erfasst.
Nein! Nun, nach Wochen des Mauerbaus will sich niemand so recht an den Anblick gewöhnen.
Wie auch?
Generationen von Neuwerkern und Bettrathern nutzten den beliebten Fußweg von der Ehrenstraße zur Engelblecker Straße. Damit war es seit Sommer letzten Jahres erst einmal vorbei.
Firma Drekopf, deren Geschäftsführerin die FDP-Ratsfrau und ehemalige Parteivorsitzende Nicole Finger ist, hatte frühzeitig eine Parzelle des Dünnerfeldes von der Stadttochter EWMG, deren Aufsichtsratsvorsitzender FDP-Fraktionschef Dr. Anno Jansen-Winkeln ehemals war, gekauft.
Aufgrund der Erweiterungsambitionen des Entsorgungsunternehmens beschloss die gestaltende Mehrheit der Bezirksvertreter von FDP, SPD und Grünen am 07.10.2010 die entsprechende Teilerschließung des neuen Baugebietes.
Doch mit dem Beschluss zur Teilerschließung begann der „Sündenfall“, der im darauf folgenden Sommer zur Abtrennung der beliebten Wegverbindung zwischen Bettrath und Neuwerk führte (siehe BZMG-Bericht „Abgeschnitten“).
Die Misere wurde dann auch allen Bezirksvertretern klar, man war um Schadensbegrenzung bemüht: Die Verwaltung sollte nun prüfen, ob kurzfristig eine neue Wegverbindung zur Borsig- bzw. Spinnerstraße realisiert werden könne.
Daraus wird wohl so schnell nichts werden:
Die neue Wegeverbindung (Kosten 14.000 €) zur Spinnerstraße hin war zwar von Anfang an mit der Gesamtentwicklung dieses neuen Baugebietes vorgesehen, ist jedoch nicht mit dessen Teilerschließung möglich.
Denn zur Zeit befinden sich noch nicht alle benötigten Flächen, auch nicht die für die neue Fuß-Radwege-Verbindung, in städtischem Besitz.
Vor Ende 2014 ist mit dem Ende des damit verbundenen Umlegungsverfahren auch nicht zu rechnen, ließ die Verwaltung nun wissen.
Außerdem würde eine den jetzigen Grundstücksverhältnissen angepasste Wegverbindung zu Mehrkosten von rund 8.500 € führen, da im Zuge der Gesamterschließung nochmals Änderungen des Wegverlaufs notwendig wären.
Mehrkosten, die weder im Haushalt eingestellt sind, noch von der Verwaltung als sinnvoll erachtet werden.
Ohne die benötigten noch in Privatbesitz befindlichen Grundstücke wäre der Verlauf des neuen Weges voller Windungen, fraglich, ob solch eine Wegführung auch von der Bevölkerung akzeptiert werden würde.
Bleibt abzuwarten, wie und ob überhaupt die Bezirksvertreter auf diese Stellungnahme der Verwaltung reagieren.
In der Zwischenzeit behilft sich die Bevölkerung ohnehin selbst: mittlerweile führt ein Trampelpfad am neuen Außenzaun der Firma Drekopf vorbei…
Doch mit der jüngst errichteten Mauer wird die Bevölkerung wohl nicht fertig werden.
Vermutlich konnte sich keiner der Politiker als letzte Konsequenz des Firmenausbaus diese Mauer, die Drehkopf just gegenüber der Neuwerker Tunnelseite errichtete, vorstellen.
Die Mauer nimmt nun den Fußgängern beim Gang durch den Tunnel nach Neuwerk die freie Sicht. Doch nicht nur das wird als äußerst unangenehm angesehen.
Schon vor Erweiterung des Drehkopf-Geländes verschandelte, vor allen Dingen an und nach windigen Tagen, Müll und Unrat den alt-bekannten Fußweg entlang der Borsigstraße.
Papierfetzen und -fetzchen, Plastiktüten und -reste in allen Größen und Farben … all das, was zwar eigentlich nicht ins Altpapier gehört, aber nicht sauber getrennt wurde lag am Wegesrand.
Nun gleicht das Dünnerfeld ob des erweiterten Firmengeländes immer mehr einer Müllhalde.
Das altbekannte Müll-Übel ist nun auch optisch ins Feld gerückt.
Der umher fliegende Müll verfängt sich nicht nur am abgrenzenden Firmenzaun, Papierschnippsel und Plastikreste finden nun auch ihren Weg über die restliche Ackerfläche bis hin zu den Zäunen am Rande des noch vorhandenen Ackers.
Auch hier erfreuen sie vor allen Dingen nicht die Anwohner.
Als ob das noch nicht reicht, sprechen Bewohner der Siedlung Engelbleck von „lautem Getöse in aller Frühe“, das den Arbeitstag bei Drekopf einläute. Die Befürchtung: Im Sommer geht das Getöse noch früher los.
Diese Erweiterung des Gewerbegebietes Engelbleck mitten in Neuwerk spricht weder von politischer Weitsichtigkeit noch von umsichtiger Entscheidungsfähigkeit.
Der Beschluss zur Teilerschließung setzte dem Ganzen nun die Krone auf.
Nun fällt den Neuwerkern auch so richtig der Verlust der Naherholung vor der Haustür auf. Bewusst genießen Sparziergänger und Radfahrer den verbliebenen, erholsamen Fußweg mit Blick auf Acker und Grün entlang des Bahndammes auf Bettrather Seite.
„Die Mauer“: Trennbild einer erholsamen Bettrather Seite von einem unerfreulichen Neuwerker Gebiet.
Aber auch Symbol einer äußerst fragwürdigen Politik bei der Ausweisung neuer Gewerbegebiete.
1.
Rettisch schrieb am 11.02.2012 um 21:40 Uhr:
Mit genügend Vitamin B geht alles.
Eine Frechheit, dass sowas erlaubt wird.
Toll für die Leute, die da gebaut haben. Die haben die berühmte A … karte gezogen.
Gladbacher Klüngel. Ätzend.