“Die Wand“ & Sümpfungsbrunnen im Umweltausschuss

Red. Politik & Wirtschaft [ - Uhr]

img_4287Barbara Weinthal vom Fachbereich Umwelt und Entsorgung stellte am 29.06.2011 im Umweltausschuss erneut die von RWE Power vorgeschlagenen Änderungen hinsichtlich des Immissionsschutzes am Tagebaurand in Wanlo vor.

Auch diesmal betonte Weinthal, dass man nicht „im Verfahren“ sei, sondern die „Sondersituation“ bestehe, dass die Stadt Mönchengladbach gefragt werde, wie sie zu den von RWE Power vorgeschlagenen Änderungen des Immissionsschutzes am Tagebaurand stehe.

Weinthal verwies auf die ehemalige Mülldeponie, die sich hier befindet und in der Diskussion gewesen sei. Sie betonte, dass es ein Trugschluss sei anzunehmen, dass die zur Debatte stehenden Änderungen beim Immissionsschutz mit dieser Altlastfläche in irgendeiner Weise zu tun hätten.

Weiter führte sie aus, dass eine Lärmschutzwand lediglich bewirken würde, dass Brunnen nicht in Wanlo, sondern im Bereich des vorgesehenen Walles platziert werden könnten. Nämlich, wie sie sagte „in der Dichte, wie sie sonst am Tagebaurand üblich sind“.

Aus dieser Äußerung könnte man durchaus die Schlussfolgerung ziehen, dass es RWE Power tatsächlich nur darum geht so viele Sümpfungsbrunnen wie möglich, nämlich in der „sonst am Tagebaurand üblichen Dichte“ platzieren zu können. Mit einem Immissionsschutzwall wäre dies unmöglich.

Kein Mitglied des Umweltausschusses fragte nach, wie die „übliche Dichte“ (Zahlen, Abstände der Brunnen zueinander) aussehen würde. Außerdem wäre es interessant zu erfahren, wie viele Brunnen für die nicht nutzbare Fläche der Mülldeponie vorgesehen waren und nun  anderweitig platziert werden müssen.

Mit Bezug zur Deponie merkte Annette Kerkes-Grade später an, der Grundwasserflurabstand sei so groß, dass „nichts zu befürchten“ sei. Sollte RWE Power die Fläche in Anspruch nehmen, müsse das „ordnungsgemäß“ gemacht werden. Wahrscheinlich bestehe kein Interesse daran. Wenn es dazu kommen sollte, wären entsprechende Auflagen seitens der Bodenschutzbehörde einzuhalten.

Zu der Lärmschutzwand  meinte Weinthal, es sei ein Vorteil, dass diese auch vor dem Lärm der ebenfalls dort geplanten Landstraße schützen würde, und Brunnen nicht in dem Bereich der Ortslage Wanlo platziert werden müssten; das seien „so 12 bis 15 Stück“.

Die genaue Zahl würde der Bergbautreibende (RWE Power) noch liefern. Man sei dabei, dies zusammenzustellen, eine Aussage, die es bisher so nicht gab.

Immer wieder war erklärt worden, dass RWE erst planen könne, wenn die Entscheidung für die eine oder andere Variante gefallen sei, also darf man gespannt sein, was RWE „zusammenstellt“.

suempfungsbrunnengalerie-hochneukirchBislang unbestätigten Informationen zufolge sollen in Wanlo etwa 190 Sümpfungsbrunnen gesetzt werden, Wie viele davon sich „am Ortsrand“ befinden sollen ist noch nicht öffentlich bekannt.

Mehr als verwunderlich ist, dass RWE Power, die über Jahre generalstabsmäßig planen, nicht in der Lage wären, für eine von ihm vorgeschlagene Planungsänderung konkrete Informationen zu geben.

Weinthal erläuterte weiter, dass der genehmigte und somit für RWE verbindliche, Sonderbetriebsplan noch im Laufe diesen Jahres oder Anfang 2012 umgesetzt werden müsse, der besagt, dass mit dem Bau bzw. der Aufschüttung des darin vorgesehenen Immissionsschutzwalles noch in diesem Jahr, spätestens jedoch Anfang 2012 begonnen werden muss.

Für die Verwaltung sei es besonders wichtig, dass der Immissionsschutz der Wand nicht geringer sei als der des Walles, so Weinthal weiter. Das müsse RWE gutachterlich belegen. Diese Auflage würde diese bekommen. Die Wand sei auf jeden Fall zu begrünen und „landschaftlich einzubringen“ …

Sollte der neue „Wand-Vorschlag“ keinen Anklang finden, würde kein Sonderbetriebsplan eingereicht, sondern der Wall angeschüttet.

Da bereits in der BV West und auch im Planungs- und Bauausschuss „aus der Politik“ der Wunsch gekommen sei, die Bürger Wanlos einzubeziehen, werde seitens der Verwaltung alles daran gesetzt, dass eine solche Veranstaltung noch vor den Sommerferien stattfinden wird. Ein genauer Termin stehe noch nicht fest.

Die zahlreichen Wortmeldungen, die sich an Weinthals Vortrag anschlossen, befassten sich mit Forderungen nach Informationen über die Auswirkungen eines Immissionsschutzwalles oder einer Lärmschutzwand, im Hinblick auf die Emissionen Lärm, Licht und Staub. Ausnahmslos endeten die Wortmeldungen mit der Forderung bzw. Befürwortung einer Bürgerinformation in Wanlo

Von besonderer Bedeutung war für alle die Nähe der Wand zur Ortsbauung Wanlos, die zu erwartende Anzahl Sümpfungsbrunnen und mindestens eine ungefähre Angabe, wo diese stehen würden. Die einhellige Meinung war, dass es Erfahrungswerte geben müsse, wie viele Brunnen auf einer solchen Fläche in etwa stehen.

Um abzuschätzen, was mehr wiege, eine Wand, die „die Sicht kaputt macht“ oder 10 oder 15 Brunnen, brauche man Informationen, ebenso wie Antwort auf die Frage, wie hoch die Belastung der geplanten L 354 n überhaupt sein würde, meinte Dennis Hutschenreiter (SPD). Dieser Meinung schloss sich Markus Heynckes (CDU) an. Entscheidend sei zu wissen, wieviele Brunnen dort überhaupt hinkommen. Ob 50 oder 100, das sei von Bedeutung.

Auch Dr. Graefe (Grüne) pochte auf einen Plan, der die eine oder andere Variante darstellt. Die Bürger müssten sich eine Vorstellung machen können.

Er gab zu bedenken, dass mit der Wand für die Bürger, wie er es ausdrückte „mehr Heimat verloren gehe“ als mit dem Wall, der weiter entfernt sei. Eine Wand enge ein und das „Gefühl von Verlust an Heimat“ sei größer.

Für die Ampel erklärte Thomas Diehl (Grüne), dass es so verstanden werde, dass die Veranstaltung in Wanlo stattfinden wird und beantragte für die Ampel, dass die Kenntnisnahme dieser Vorlage in dieser Sitzung nicht angenommen wird, sondern erst nach der Veranstaltung in Wanlo und Anhörung der Bürger.

Heynckes schlug für die CDU vor, diesen TOP in den nächsten Ratszug zu verschieben.

rathaus-wandSabine Cremer (Linke) ging auf Ausführungen Weinthals zu der Wand ein und meinte, dass statt Einsparung von Fläche sich eher „ein Gefühl der Eingeengtheit“ einstellen könne. Der Blick aus 70 Metern Entfernung auf eine sieben Meter hohe Wand sei eine Zumutung.

Wörtlich: „Schlimmer kann nur sein, die Fenster zuzumauern. Ich denke, das ist keinem zuzumuten.“

Weinthal hatte erklärt, dass die Wallgrundfläche 27 Meter betragen würde. Das sei „‘ne ganz schöne Breite“. Die „schmale Wand“ habe den gleichen Effekt. Das sei „in der Tat weniger Inanspruchnahme von Landschaft“ bei gleichem Effekt.

Durch den Wall habe man am Ortsrand Wanlo auf Dauer eine „Endsituation“, wie sie es bezeichnete, weil dort der Tagebraurand und später der Restsee sein würden. Dort gehe es nicht mehr weiter.

So habe man aber einen etwas „offeneren Blick“ Im Flächenvergleich sei die Wand „in der Tat die günstigere Lösung“.

Diese Darstellung Weinthals darf als mindestens „eigenwillig“ bezeichnet werden, hatte sie doch im Gespräch mit BZMG dazu noch erklärt: „Einen dicken Wall, so sieben Meter hoch, da hinzuschütten und auch noch zusätzlich zu begrünen, wobei sich dann hier für Wanlo so eine richtige Endsituation ergeben würde, die man auch dort nicht wahrnehmen würde.“: http://www.bz-mg.de/politik-verwaltung-parteien/mg-verwaltung/braunkohletagebau-rwe-will-immissionschutzwall-durch-larmschutzwand-ersetzen-gedenkt-die-stadt-wegen-mulldeponie-den-plan-zu-unterstutzen.html

Der Erklärungsansatz Weinthals des „etwas offeneren Blickes“ bei einer sieben (!) Meter hohen Wand, sozusagen direkt vor der Haustür, ist schon mehr als ungewöhnlich.

Eine Frage von Cremer nach den Lichtimmissionen beantwortete Dr. König. Dies sei im Braunkohlenplan geregelt, der ausführt, dass keine Vorkehrungen zu Lichtemissionen zu treffen seien. Es dürfe zu keinen Störungen oder Lichtbeeinträchtigungen in den anliegenden Ortslagen kommen. Lediglich das Arbeitsumfeld werde in der Nacht beleuchtet.

Horst Hübsch (CDU) bemerkte, dass er selbstverständlich eine Bürgerversammlung für richtig halte. Ihn irritierte offensichtlich die „nicht ganz nachvollziehbare Eile“ der Verwaltung die „Bürgerfreundlichkeit nach vorne zu bringen“, nämlich diese Veranstaltung in Wanlo, noch vor den Sommerferien durchzuführen.

Auch ihm sei klar, dass es ein Unterschied sei, aus 70 Metern auf eine, wenn auch begrünte Wand oder in 170 Meter Entfernung auf einen begrünten, ansteigenden Wall zu blicken. Das sei schon ein „Unterschied in der Qualität“.

Er frage, wie und auf welcher Basis die Wanloer Bürger entscheiden und ohne Planungsinformationen Vor- und Nachteile abwägen können sollten.

Der RWE-Vorschlag „Wand statt Wall “ führe bei ihm zu der Frage, wo der Bergbautreibende seine Vorteile sehe. Ohne dass konkrete Daten vorliegen sei die Veranstaltung für die Bürger in Wanlo „ein bisschen Effekthascherei“.

Wörtlich meinte er: „Ich hätte als Wanloer Bürger Bauchweh über etwas entscheiden zu müssen, von dem ich nicht genau weiß, was Sache ist.“

An Kerkes-Grade gewandt,. Die erklärt hatte, dass man die Lärmschutzwand rückbauen könne, wollte Hübsch wissen, wie lange diese dort nötig sei. Der Rückbau könne schließlich ein Argument pro Wand sein.

Annette Kerkes-Grade, Leiterin Fachbereich Umwelt und Entsorung, hatte darauf hingewiesen, dass die Lärmschutzwand den Vorteil biete rückgebaut zu werden. Mit dem Wall wäre dies nicht möglich.

Die Antwort gab Dr. König von RWE Power. Der Tagebau „schwenke ab 2020/25 an der Ortslage Wanlo vorbei“. Wann  die Verkippung (Anm. Red. Verfüllung/Ablagerung von Abraum aus dem Tagebau) abgeschlossen sein wird, könne er nicht genau beantworten, „Garzweiler II“ werde bis 2045 betrieben.

Der Lärmschutzwall sei Teil des Rekultivierungskonzeptes gemäß Braunkohlenplan.

Die letzte Wortmeldung hatte Renate Zimmermanns (CDU). Sie habe die Kernaussage zur Kenntnis genommen, dass es ein Gutachten erst gibt, wenn eine Aussage aus der Bürgerschaft vorliege. Nicht aus der Politik.

Das sei für sie wichtig, weil sie gehört habe, dass der Umweltausschuss sich erst weiter mit dem Thema beschäftigen werde, wenn er das Resultat habe.

An Dr. Graefe gewandt meinte sie, dass sie habe schmunzeln müssen. Dieser hatte nach der Geräuschentwicklung der Brunnen, sowohl im Betrieb  als auch im Bau gefragt.

Zimmermanns meinte, dass es Geräusche gebe, wenn Brunnen gebaut werden, das gehe gar nicht anders. Sie denke aber, dass diese „temporären Geräusche jeder Mensch aushalten kann, wenn irgendwo was gebaut wird.“ Sie wohne in der Nähe eines Brunnens und habe „fast gar nichts davon mitgekriegt“.

brunnenbohrerOb Frau Zimmermanns hier etwas verwechselt? Der Bau von Sümpfungsbrunnen ist nicht nur technisch gesehen eine Herausforderung, sondern verursacht über mehrere Tage, teils Wochen, Lärm und Erschütterungen. Allein die Gerätschaften sind beeindruckend.

Vielleicht meinte sie aber auch ein „Hauswasserwerk“? Das wäre durchaus möglich und in der Tat weder beim Setzen des Brunnens, noch im Betrieb ein Problem. Jedenfalls meistens.

2 Kommentare zu ““Die Wand“ & Sümpfungsbrunnen im Umweltausschuss”
  1. Es ist schon sehr verwunderlich, wenn man immer wieder lesen muss, dass die Verwaltung – besonders in Person von Frau Weinthal – behauptet, die Wand (Mauer von 7 Meter Höhe ca. 70 Meter vom ersten Haus entfernt!) sei ein Segen für Wanlo.

    Das wirft doch zwangsläufig die Frage auf: Auf wessen Seite steht die Verwaltung eigentlich? Auf die Seite der Bürger? Diesen Eindruck hat man nicht!

    Lasst doch die betroffenen Bürger selber entscheiden! Die können mindestens genau so geradeaus denken wie andere „besonders kluge Leute“ auch!

  2. Brunnen nicht im Bereich Wanlos oder dort weniger? Das müssten die mir schon schriftlich garantieren. Wenn RWE mehr Brunnen braucht, können die innerhalb der Wasserrechtslinie so viele bauen, wie die lustig sind.

    Auch vor die Lärmschutzwand. Das kann denen keiner verbieten und das werden die dann auch tun. Dann habt ihr beides. Das wird dort sowieso noch hübsch hässlich. Was dann?

    Auf den Rückbau dieser Wand zu verweisen grenzt an Hohn. Die wissen doch genau wie lange der Radau da in dem kommenden Loch dauern wird. Die Wand soll angeblich auch vor dem Straßenlärm schützen. Ist das nach 2045 nicht mehr nötig?

    Eure Verwaltung ist auf Seiten von RWE. Das merkt man deutlich. Da kann ich euch nur noch viel Glück wünschen. Kümmert euch selbst, fragt nach was noch alles kommt und wann. Fragt nach euren Rechten. Freiwillig werden die euch nichts rausrücken.

    RWE bekommt immer was die wollen.

    Die Wanloer sollen mal lesen, was Herr Büschgens aus Elsdorf schreibt.

    So wird es auch in Wanlo sein. Für alle. Nicht nur die, die direkt vornean wohnen. Das betrifft den ganzen Ort. Lärmschutz am Grubenrand ist deshalb wichtig.

    RWE wird immer alles schönreden und verharmlosen. Später bekommt ihr keine Schnitte mehr.

    Glückauf!

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