Weiterer Brennpunkt in Wickrath befürchtet – Bürgerinitiative gegründet
Red. Politik & Wirtschaft [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Wegen der Standortfrage eines neuen KRIZ hat sich in Wickrath die Bürgerinitiative „Besorgte Wickrather Bürger“ gegründet. Sie wird sich nun intensiv in die Standortdiskussion einbringen.
Gespannt ist man zunächst auf die Bürgerversammlung, zu der der Träger für Donnerstag den 17. November 2011 um 19.00 Uhr in die Adolf-Kempken-Halle eingeladen hat.
Eigentlich wollte der Träger sich nur mit der nächsten Nachbarschaft auf der Trompeterallee austauschen. Das wird nun nicht mehr möglich sein.
Der Jugendhilfeträger Schloss Dilborn plant in Wickrath auf der Trompeterallee gegenüber der Hausnummer 87 den Neubau eines so genannten KRIZ. Dahinter verbirgt sich das „Kriseninterventionszentrum“ für extrem auffällige und schwersterziehbare Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren.
Zurzeit befindet sich das KRIZ in einem zu einem Hochsicherheitstrakt umgebauten Wohnhaus auf der Kyffhäuserstraße in Mönchengladbach. Diesen Standort will der Träger aufgeben. Dort stehen 8 Plätze zur Verfügung; im neuen KRIZ sollen es 16 Plätze werden.
Um die Standortdiskussion geht es auch zahlreichen Wickrather Bürgerinnen und Bürgern.
Ein zunächst als Nachbarschaftstreffen geplanter Gedankenaustausch am 8. November 2011 im Wickrather Hotel Frambach entwickelte sich zu einer Bürgerversammlung.
Etwa 270 besorgte Menschen tauschten Informationen und Meinungen über den Standort für den Neubau des KRIZ aus und bemängelten sowohl die späte Bürgerbeteiligung seitens des Trägers als auch der Politik.
Erste Recherchen werfen zudem zahlreiche Fragen auf, insbesondere vor dem Hintergrund der seit langen Jahren bekannten sozialen Brennpunkte innerhalb Wickraths und im nahen Umfeld des geplanten KRIZ.
Teamleiter Kersting des KRIZ beschreibt in einem Aufsatz u.a.: „Der primäre pädagogische Auftrag der Mitarbeiter kann es auch in einer geschlossenen Einrichtung nicht sein, Entweichungen zu verhindern.“
Stattdessen soll es ein so genanntes “Rückführungsmanagement mit privatem Sicherheitsdienst“ geben.
Wie zu erfahren war, wurde der Grundstückskauf am 27.07.2011 notariell beurkundet. Und zwar mit auflösender Bedingung „Baugenehmigung“. Wenn also keine Baugenehmigung erteilt wird, ist der Kaufvertrag hinfällig.
Erst „auf Umwegen“ wurde das Vorhaben am 22.10.2011 den potenziellen Nachbarschaft bekannt, obwohl u.a. dem Bezirksvorsteher schon im September die Maßnahme vorgestellt wurde.
Die Bürgerinitiative stellt die grundsätzliche Sinnhaftigkeit einer solchen Jugendhilfeeinrichtung nicht in Frage. Unbenommen sei, dass Jugendliche in besonderen Lebenskrisen begleitet werden sollen und müssen, um weitere Eskalationen zu vermeiden und Lösungswege zu finden, ein „normales“ Leben zu führen.
Fraglich sei jedoch, ob der vorgesehene Standort sowohl für die Wiedereingliederung der Jugendlichen des KRIZ als auch für die Wickrather Problembereiche geeignet ist.
Die Initiative verwahrt sich schon jetzt gegen mögliche Vorwürfe, man würde sich nach dem „St. Floriansprinzip“ verhalten. Solche Einrichtungen gehörten an den Rand der Stadt, meinten nicht wenige, und nicht in ein „sozial sensibles“ Wohngebiet.
Seit Jahren hätten hier zahlreiche Pädagoginnen und Pädagogen, viele (auch ehrenamtliche) Helferinnen und Helfer in einem eigens dafür errichteten Familienzentrum (mittlerweile mit Erweiterungsbau) und einem Jugendtreffpunkt, dafür gesorgt, die schwierige Situation in den bisherigen „Problembereichen“ Wickraths zu entschärfen. Darüber hinaus gebe es viel privates Engagement zur Verbesserung der Situation in diesem Gebiet.
Besonders erbost sind die Wickrather, dass Betreiber, Stadtverwaltung und manche Politiker diese kritische Angelegenheit offensichtlich so lange „unter der Decke“ halten wollten, bis Fakten geschaffen worden seien.