Besuch des Wickrather Judenfriedhofes
Red. Wickrath [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Am 23. April 2010 lud der SPD-Ortsverein Wickrath zu einem Besuch des hiesigen Judenfriedhofes ein. Die stellvertretende Vorsitzende Ulla Klawuhn begrüßte die etwa 100 erschienenen Personen. Die Führung über den Friedhof übernahm dann Peter Hörchens.
Dieser erklärte, dass der Friedhof etwa 3.000 qm groß und seit 1847 belegt ist. Es ist aber davon auszugehen, dass der Friedhof älter ist. Judenfriedhöfe wurden früher immer außerhalb eines Ortes angelegt.
Wenn man unter der Herrschaft der Grafen von Quadt beerdigt werden wollte, ging dieses nur gegen Bargeld. Peter Hörchens zeigte den Werdegang der Juden in Deutschland auf:
- 351 waren die ersten Juden in Köln.
- 1337 in Mönchengladbach
- 1346 in Odenkirchen
- 1347 gab es ein Judenviertel in Mönchengladbach
- 1612 wurden die ersten Juden in Wickrath erwähnt
- 1673 wurde dann der sogenannte Judentribut eingeführt.
Viele jüdische Bürger änderten ihre Namen in deutsche Namen. Die Familie Spier, Inhaber der Lederfabrik, zogen erst später nach Wickrath und haben ihren Namen beibehalten.
Auf dem Friedhof sind 63 Belegungen. Steine, die in der Zeit von 1936 bis 1945 durch das Regime zerstört wurden, wurden teils von den Familien erneuert.
In der Mitte des Friedhofs ist eine deutliche Vertiefung im Boden. Das ist der älteste Teil des Friedhofs. Man vermutet, dass noch Grabsteine vorhanden sind. Die Grabplätze werden für immer erworben.
Es darf kein Besuch des Grabes an hohen jüdischen Feiertagen vorgenommen werden. Bei der Beisetzung übergibt man den Menschen an Gott und überlässt das Grab sich selbst.
Wenn man den Friedhof betritt, hat man auf der linken Seite zunächst den neueren Teil, dann folgt der älteste Teil, was man anhand der Grabsteine erkennen kann.
Weiter hinten zur Mauer sind wiederum neue Steine aufgestellt, u.a. der der Eheleute Spier sowie ein Grabstein von Gretel Spier, Ehefrau von Viktor (Sohn der Eheleute Zacharias Spier).
Obwohl auf den Steinen normalerweise nur Symbole eingelassen sind, ist das bei dem Grabstein von Gretel Spier anders: hier ist ein sich gebückter Mann und eine stehende Frau abgebildete, die Gretel Spier darstellen soll.
Diese hatte immer eine offene Hand für die Armen. Angeblich soll sie Selbstmord begangen haben, was aber von Bekannten bezweifelt wird.
Bevor man einen Friedhof verlässt, wird ein Trauergebet gesprochen, was mit einem Kaddisch (Gesang) abschließt. Das übernahm Peter Hörchens.
Anschließend begrüsste, diesmal als Vorsitzende der AWO, Ulla Klawuhn ca. 70 interessierte Personen in der Begegnungsstätte, Rossweide.
Dort hielt Hildegard Krane (im Bild rechts) einen ausführlichen Bericht über die Wickrather Lederfabrik, insbesondere über die Familie Spier. Begleitet wurde sie von ihrer Tochter, der Schriftstellerin „Rebecca Gablé“.