„Frühling“ in Wanlo … [mit Bildergalerie]
Red. Politik & Wirtschaft [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Seit 2005 rückt der Tagebau Garzweiler II unaufhaltsam näher. Otzenrath gibt es nicht mehr. In der Ortslage Holz stehen nur noch einige wenige Häuser.
Sichtbar wird dies auch durch die Sümpfungsbrunnen, die parallel zum zukünftigen Tagebaurand gesetzt werden. Die Sümpfungen stellen einen massiven Eingriff für Grundwasser und Natur dar.
Das Oberflächengewässer der Niers fiel bereits trocken. Dafür gibt es nun eine „künstliche“ Niersquelle bei Wanlo. Feuchtgebiete wurden bereits geschädigt.
1985 gab es bereits 1.300 Sümpfungsbrunnen rund um den Braunkohletagebau, die die unvorstellbare Menge von 1,2 Milliarden m³ Grundwasser jährlich förderten.
Gerade einmal 3% wurden für die Trinkwasserversorgung genutzt. Mehr als 80% der Sümpfungswässer leitete Rheinbraun (heute RWE Power) in Vorfluter.
Da das Wasser durch die Sümpfung an Qualität verliert, kann es nur noch bedingt als Trinkwasser genutzt werden. Selbst ohne weitere fachlich-technische Informationen ist auch für den Laien nachvollziehbar, dass derart massive Eingriffe nicht ohne fatale Folgen für den Wasserhaushalt der Niederrheinischen Bucht bleiben können.
Folgen, die übrigens auch auf Umwelt und Natur wirken.
Und noch eine Zahl, die verdeutlicht mit welchen Dimensionen wir es hier zu tun haben. Schon 1985 umfasste das von den Sümpfungen betroffene Gebiet 3.000 km². Einer Fläche größer als das Saarland.
Sogar in den Niederlanden muss befürchtet werden, dass die Provinz Limburg trocken fällt. Schon 1984 wurde kritisiert, dass dies die Deutschen, also RWE Power (damals noch Rheinbraun) und maßgebliche Politiker „kält lässt“ (Elseviers Magazine/NL vom 10.11.1984).
Nicht allen Gladbachern ist klar, was hier unmittelbar „vor ihrer Haustür“ geschieht und vor allem nicht, mit welchen Folgen.
Ein kurzer Rückblick:
Ratsbeschluss 1988 mit der Feststellung: Das Tagebauvorhaben Garzweiler II ist sozial unverträglich, ökologisch unverträglich, energiepolitisch nicht notwendig.
Das änderte nichts daran, dass die Landesregierung (SPD) mit Entscheidung vom 25. September 1991 Garzweiler II grundsätzlich für genehmigungsfähig hielt.
Lediglich eine Reduzierung des Abbaufeldes im Nordwesten und Westen von 27% wurd gefordert. Damalige Begründung: 4.000 Menschen weniger müssten umgesiedelt werden und der Schutz der Wasserwirtschaft und Ökologie.
Das bedeutete: Der Stadtteil Wanlo war gerettet!
1995 folgen die Genehmigung des Braunkohleplanes und des Rahmenbetriebsplanes Garzweiler II. Im Oktober 1998 die Erteilung der Wasserrechtlichen Erlaubnis.
2001 wird mit den Vorsümpfungen begonnen und im Sommer 2006 mit dem Tagebau Garzweiler II.
Seitdem rücken die Sümpfungsbrunnen immer näher an Wanlo heran.
Fünf bis sieben Jahre bevor der Braunkohlebagger „kommt“ muss bereits mit der Entwässerung begonnen werden. Deshalb entstanden in den letzten Jahren Brunnengalerien im Tagebauvorfeld. Dicht an dicht stehen die Sümpfungsbrunnen zwischen Hochneukirch und der Autobahn 61.
Seit rund zwei Monaten wird den Wanloer Bürgern noch deutlicher, dass der Braunkohletagebau unaufhaltsam „auf sie zukommt“. Er steht sozusagen schon fast „vor der Tür“.
Südlich der K 19 werden bereits Sümpfungsbrunnen gesetzt. Was sich harmlos liest, verursacht in der Realität Staub, Dreck, Lärm und regen Baustellenverkehr.
Eine fünfreihige Galerie von Brunnen entsteht hier parallel zum zukünftigen Tagebaurand.
Ein Vorgeschmack auf das, was demnächst nur 200 Meter vor den Haustüren der Wanloer (Straßen „Im Tal“ und „Auf dem Stiel“) geschehen wird. Denn auch dort müssen Sümpfungsbrunnen gesetzt werden.
Eine Galerie von 190 dieser „Wassersauger“ wird es einmal sein.
Um zu verdeutlichen, mit welchen Dimensionen man es zu tun haben wird, eine Erläuterung zu den Brunnen aus dem Braunkohlebericht der Stadt Mönchengladbach:
„Der überwiegende Teil der Brunnen endet in der grundwasserführenden Schicht zwischen den Flözen Frimmersdorf und Morken und ist somit durchschnittlich 160 bis 190 m tief. Die Sümpfungsbrunnen sind für die Förderleistung von 650 bis 1.225 m³ Wasser ausgelegt. Einige Brunnen dienen auch bereits der sogenannten Liegendentwässerung, womit das Trockenlegen der zukünftig tiefsten Tagebausohle erreicht werden soll. Diese Brunnen sind bis zu 315 m tief und können pro Tag 1.730 bis 2.020 m³ Grundwasser heben.“
Weiter wird ausgeführt:
„Im Gladbacher Stadtgebiet werden diese bis in durchschnittlich 200 m Tiefe herabreichen und können bis zu 1 m³/min Grundwasser fördern. Ein weiterer Brunnen auf dem Stadtgebiet soll bis in 299 m Tiefe, also bis unter die Flöze, in die sogenannten Liegendschichten, reichen und bis zu 1,4 m³/min Wasser heben.“
Das bedeutet, dass Mönchengladbach mit den bekannten schädlichen Auswirkungen auf Umwelt, Wasserwirtschaft, Bebauung und Infrastruktur, wie im Braunkohlebericht ausgeführt, konfrontiert wird, muss dies allerdings, wie es dort heißt „auf Grund landespolitischer und planerischer Vorgaben“ hinnehmen.
Der Tagebau weitet sich nach Westen aus. Mit der Folge, dass sich die sümpfungsbedingte Absenkung des Grundwassers sogar bis in Richtung Schwalm, Niers und Rur schon aktuell massiv bemerkbar macht.
Bis alle Sümpfungsbrunnen stehen, wird den Wanloern einiges zugemutet. Und das ist erst der Beginn eines noch massiveren Eingriffs in das Umfeld und Leben in dem eigentlich beschaulichen, südlichsten Stadtteil Mönchengladbachs.
Hier aktuelle Eindrücke: