Tschernobyl – Gedenken 26 Jahre danach
Red. Politik & Wirtschaft [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Am 26.04.2012 jährte sich die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl zum 26. Mal. Der Strahlenzug Mönchengladbach erinnerte daran mit einem Informationsstand und Aktionen auf dem Rheydter Marienplatz.
Auf Stellwänden waren Bilder aus Tschernobyl zu sehen, die thematisch nach „Zerstörung“ und „Leiden“ aufgeteilt waren. Erstaunlich: Gerade für viele jüngere Menschen waren diese Bilder völlig neu.
In weiße „Strahlenschutzanzüge“ gekleidet wurde Atommüll in kleine Castoren gefüllt, auf Spielzeug LKWs verladen und am Ende an Passanten und Interessierte am Stand verteilt.
Besonders Kinder zeigten sich erfreut, weil die Mini-Castoren Bonbons mit der lachenden Anti-Atomsonne enthielten.
Mit einem Flyer informierten die Aktivisten zu Themen wie: Gedenken der Opfer, warum die Anti-AKW-Bewegung noch aktiv ist und über die Castortransporte, die durch NRW und auch an Mönchengladbach vorbei rollen werden.
Darüber hinaus gab es Informationsmaterial zum Stromanbieterwechsel, Radioaktivität und die Unterstützung für Fukushima, das von vielen Interessierten rege nachgefragt wurde.
In einem Flyer, der ebenfalls verteilt wurde, war dies alles thematisiert worden.
Sehr erfreulich war, dass viele Passanten inne hielten. Das Interesse war überraschend groß.
Das zeigt: Atomkraft ist auch in Deutschland, trotz des Ausstieges, noch immer ein Thema und bestätigt den Strahlenzug in seinem Engagement. Solange Atomkraftwerke am Netz sind, entsteht Tag für Tag radioaktiver Abfall für den es kein Endlager gibt.
Solange dies der Fall ist, wird es immer Castortransporte geben, die ein unnötiges Risiko darstellen.
Der strahlende Müll wird hin und her transportiert, um dann in mehr oder weniger überall baugleichen Hallen „gelagert“ oder besser gesagt „abgestellt“ zu werden. Das wird so lange geschehen müssen, bis es, wenn überhaupt jemals, ein Endlager gibt.
Die Gefahren, die sowohl von den Castortransporten als auch deren Lagerung ausgeht werden regelmäßig heruntergespielt.
26 Jahre nach Tschernobyl ist in Deutschland noch immer das bestimmende Thema in der atompolitischen Debatte: Wohin mit dem „strahlenden“ Müll, denn es gibt weltweit kein Endlager!
Auch in der Ukraine haben Menschen, darunter viele Angehörige und Überlebende, der schrecklichen Katastrophe gedacht. An einem für die Opfer in der Stadt Slawutytsch errichteten Denkmal, entzündeten sie Kerzen und legten Blumen nieder.
Slawutytsch entstand 50 Kilometer von dem Katastrophenreaktor entfernt. Viele Bewohner lebten früher in Pryjat. Diese Stadt musste wegen der radioaktiven Verseuchung aufgegeben werden.
In Slawutytsch leben Menschen, die an der Bekämpfung der Folgen des Unglücks beteiligt waren. Entsprechend hoch ist die Zahl der Opfer mit strahlenbedingten Gesundheitsproblemen. Darunter sind allein 8.000, die 1986 noch Kinder waren.
Noch heute, 26 Jahre nach der Reaktorkatastrophe, sind weite Gebiete der Ukraine und Weißrusslands radioaktiv verseucht. Dort rüstet man sich für die Fußball-Europameisterschaft und es gibt sogar Überlegungen für den Bau neuer Atomkraftwerke …
Obwohl es noch tausende Menschen gibt, die in radioaktiv verseuchten Gebieten leben, kontaminierte Lebensmittel essen müssen und selbst und ihre Kinder einem erhöhten Krebsrisiko ausgesetzt sind.
Der Atomreaktor von Tschernobyl, der einstige Stolz der Ukraine, bekommt nun einen neuen Sarkophag, von dem man sich mehr Sicherheit verspricht. Mit dem Bau wurde am 26. April begonnen. Über Sinn oder Unsinn des Sarkophags wird viel diskutiert.
Angesichts der aktuelleren Bilder aus Fukushima sind die Opfer von Tschernobyl leider in Vergessenheit geraten.
Was die Öffentlichkeit gar nicht weiß, wahrnimmt bzw. dieser auch gar nicht vermittelt wird, erklären Nicht-Regierungs-Organisationen immer wieder: Atomare Unfälle und Katastrophen verursachen genetische Schäden, die die Welt noch lange beschäftigen, weil die meisten Auswirkungen erst in der zweiten oder dritten Generation sichtbar werden!
Eine Studie über die gesundheitlichen Folgen von Tschernobyl von IPPNW Deutschland (Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges/Ärzte in sozialer Verantwortung) und der Gesellschaft für Strahlenschutz e.V. spricht dieses unpopuläre, weil unangenehme Thema an.
Was sagte 1986 Hans Blix in seiner Funktion als Direktor der IAEO (Internationale Atomenergie-Organisation):
„Die Atomindustrie kann jedes Jahr eine Katastrophe wie Tschernobyl verkraften.“
Nach der Katastrophe von Fukushima 25 Jahre später, räumte sogar der Chef des AKW-Betreibers Eon, Johannes Teyssen, ein, man müsse nach Fukushima erwägen, in zusätzliche Sicherheit zu investieren und eventuell „bestimmte Anlagen nicht mehr zu betreiben“.
26 Jahre nach Tschernobyl und nur ein Jahr nach Fukushima muss mehr geschehen als die Solar-Förderung drastisch zu reduzieren und eine Zukunftsbranche, die tausende Arbeitsplätze geschaffen hat, „abzuwürgen“.
Wie äußerte sich Kanzlerin Angela Merkel (CDU) nach der Katastrophe von Fukushima:
„Wir können nicht einfach zur Tagesordnung übergehen und die bisherige unbestrittene Sicherheit unserer kerntechnischen Anlagen zum Maßstab auch des künftigen Handelns machen…“
Am 15. Juni 2009 Merkel, selbst Physikerin, noch erklärt: „Wenn ich sehe, wie viele Kernkraftwerke weltweit gebaut werden, wäre es jammerschade, wenn Deutschland aussteigen würde.“
Die Energiewende ist möglich und schon lange überfällig. Konzepte gibt es ebenfalls.
Es fehlt ganz klar der Wille der Energiekonzerne und der Mut und Wille der Politik für eine Energiepolitik der Zukunft und Nachhaltigkeit, die frei ist von den Gefahren der Atomenergie, die Gesundheit und Leben einer unabsehbaren Zahl von Generationen gefährdet und finanzielle Lasten aufbürdet, die ins Unermessliche gehen.
„Die Energiewende ist möglich und dringend nötig!“, fordert der Strahlenzug Mönchengladbach und weiter: „eine strahlende Zukunft OHNE Atomenergie!“