Martinsmarkt Rheydt: Verkaufsevents zukünftig mit mehr Augenmaß genehmigen
Bernhard Wilms [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Man muss nicht besonders religiös sein, um zu erkennen, dass die Kommerzialisierung christlicher Bräuche und Feste mittlerweile seltsame Blüten treibt, wie seit vorigem Jahr der Martinsmarkt in Rheydt.
Ohne jeglichen Bezug zum Wirken von St. Martin, einem römischen Offizier, der im 4. Jahrhundert seinen Mantel mit einem Bettler teilte, stehen sie da, die Eß- und Trinkbuden, die Verkaufsstände, Karussells, usw. Ohne Bezug auch die geöffneten Geschäfte, die auf die Käuferströme warten.
Auch wenn der Veranstalter des Martinsmarktes, das Rheydter Citymanagement, von einem Erfolg dieses „Events“ sprechen sollte, bleibt ein schaler Beigeschmack.
Nun kann man schon die Stimmen hören, die sagen „erst beschwert Ihr Euch, dass in Rheydt nichts passiert, passiert was, ist es auch nicht recht“.
Natürlich muss in Rheydt etwas passieren, aber doch nicht nur einen Namen suchen, um bei Verwaltung und Politik einen „Verkaufsoffenen Sonntag“ beantragen zu können und dann auch noch genehmigt zu bekommen.
Dass Besucher veranlasst wurden, in die Rheydter Innenstadt zu kommen, darf ohne Weiteres dem relativ guten Wetter zugeschrieben werden.
Viele Mönchengladbacher Schulen (fast 40 an der Zahl) veranstalten um den 11. November der Tradition folgend ihre St. Martinszüge, basteln im Vorfeld in Kindergärten und Schulen mit den Kindern Laternen, studieren Martinslieder ein und bringen den Kindern die Geschichte um St. Martin näher.
Manch andere sehen nur die Chance, Umsätze zu machen oder machen zu lassen; was soll man auch anderes erwarten und wer von ihnen soll den gesellschaftlichen Input (oder Output) vor diesem Hintergrund auch leisten?
„Die Politiker“, sollte man meinen, schließlich sind diese nicht einzig dazu gewählt, wirtschaftliche Interessen zu vertreten, sondern betonen je nach Anlass (mehr oder weniger) die Wichtigkeit von christlichen und sozialen Grundwerten unserer Gesellschaft.
Wenn also – wie geschehen – ein „Martinsmarkt“ zum vorweihnachtlichen Umsatzförderer mit Volksfestambiente mutiert, sollten die genehmigenden Stellen und Politiker innehalten und für die Zukunft strengere Maßstäbe für die Erteilung von „verkaufsoffenen Sonntagen“ anlegen.
Es sind die gleichen Politiker, die in der Gesellschaft mehr Kinder- und Familienfreundlichkeit einfordern, aber nicht die Familien- und Kinderfreundlichkeit verkaufsoffener Sonntage in Zweifel ziehen.
Wenn dann noch das Deckmäntelchen der christlichen Traditionen zur Genehmigung eines solchen Verkaufsevents herhalten muss, bekommt das ganze eben diesen äußerst schalen Beigeschmack.
Verkaufsoffene Sonntage gerne, aber nicht über Adaption christlicher Bräuche und Feste, nur um der verkaufsoffenen Sonntage wegen.
Aber, vielleicht gibt es ja bald irgendwo einen „Hoppeditz-Erwachen-Markt“ (übrigens traditionsgemäß auch am 11.11., dem St.-Martins-Tag) …
1.
Kerstin Königs schrieb am 8.11.2011 um 13:28 Uhr:
Städte nutzen inzwischen auch St. Martin um einen verkaufsoffenen Sonntag rechtfertigen zu können. Da musste endlich auch Rheydt dran glauben.
Martinsmarkt? Was war bei dem in Rheydt typisch, urig, interessant? Woran erkannte man, dass es um St. Martin ging? Markt?
Das sah so aus als hätte jemand noch ein großes Zelt in seinem Fundus gehabt und überlegt, wie er das wenigstens noch gewinnbringend einsetzen kann.
Schwupps, muss ein Martinsmarkt her. Eine Mischung aus Hobby- und Trödelmarkt plus Bühne. Was haben Schlager mit St. Martin zu tun?
Nein. Das sah nach Kommerz der billigsten Art aus.
An der Bühne die nicht zu übersehende Eigenwerbung des Eventunternehmens. Durchaus legitim und verständlich. Klappern gehört zum Handwerk – aber, wäre es auch etwas dezenter gegangen? Irgendeine Deko mit wenigstens ein klein wenig Bezug zum angeblichen Martins-Markt.
Zur Gestaltung eines stimmungsvollen Martinsmarktes sollte man Leute fragen, die was davon verstehen. Die wissen wie man so etwas anpackt. Das ist dann weniger eine Sache des Preises, als des Könnens und Umgangs mit geeigneten Materialien wie z.B. Stroh, Reisig, Kürbissen. Eben allem was die Natur im Herbst zu bieten hat und zu St. Martin passt.
Das Zelt mag wetterfest sein, hat dafür aber den Charme eines Ramschladens.
Lieber gar keinen Martinsmarkt als so etwas.