Fukushima Mahnwache – drei Jahre danach – alles bestens?
Red. Natur, Umwelt & Energie [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Gestern Abend trafen sich 30 Aktivisten des Strahlenzuges Mönchengladbach und der Montagsspaziergänger Wegberg zu einer Mahnwache anlässlich der Atomkatastrophe von Fukushima Daiichi am 11.03.2011, in Mönchengladbach-Rheydt am Marienplatz.
Was so gut wie nie deutlich gemacht wird, ist die Tatsache, dass es sich um die zweite Atomkatastrophe der Geschichte handelt, die auf der Internationalen Bewertungsskale für nukleare Ereignisse (INES) mit der höchsten Stufe, nämlich 7, bewertet wird.
Ansprachen hielten Hajo Siemes (Bündnis 90/Die Grünen), der sich insbesondere für Umweltschutz, Naturschutz, Ökologie, Abfallentsorgung, Verkehr und Energie einsetzt und Bernhard Clasen (DIE LINKE), der sich in der Arbeitsgemeinschaft Frieden & Internationale Politik NRW (LAG FIP), deren Sprecher er ist, genauso engagiert, wie gegen Atommülltransporte nach Russland und Kontakte nach Angarsk unterhält, wo sich ein großes Atommülllager unter freiem Himmel befindet, in dem auch Abfall aus Gronau/NRW lagert.
Beide Redner thematisierten die Katastrophe von Fukushima, deren Auswirkungen, von denen die Öffentlichkeit wenig bis gar nichts erfährt und deren gravierende und weitreichenden Folgen für die japanische Bevölkerung.
Sie drückten ihr Mitgefühl und Solidarität aus, kritisierten aber auch die Atom- und Energiepolitik in Deutschland und der EU.
Erfreulich war das Interesse aus der Bevölkerung, das auch zu Gesprächen führte. Viele Passanten blieben, bis die Mahnwache mit einer weiteren Schweigeminute ihren Abschluss fand.
Den Aktivisten ist es wichtig, dass die Katastrophe von Fukushima und das Schicksal der Menschen dort nicht in Vergessenheit gerät und mahnen zur Solidarität.
Aus den Augen aus dem Sinn. Dieser Satz trifft leider auch auf die Reaktorkatastrophe von Fukushima Daiichi zu. Die Presse berichtet so gut wie nichts.
Alles bestens und unter Kontrolle in Fukushima, wie immer wieder verbreitet wird?
Keinesfalls. Nachdem ein starkes Erdbeben die Ostküste Japans am 11.03.2011 erschütterte, gerieten drei von sechs Reaktoren in dem Atomkraftwerk Fukushima Daiichi außer Kontrolle. Es kam zu Explosionen, die die Reaktorgebäude zerstörten.
Die Bilder, die damals um die Welt gingen, waren verstörend, zeigten aber trotzdem nicht das volle Ausmaß dieser schrecklichen Katastrophe, in deren Folge schöngeredet und Probleme negiert wurden. Daran hat sich bis auf den heutigen Tag nichts geändert.
Sowohl die japanische Regierung als auch der Betreiber von Fukushima Daiichi, TEPCO, demonstrieren eine unfassbare Gelassenheit und spielen die Probleme und Gefahren herunter.
Wie es um die Beinahe-Kernschmelze und die wirkliche Situation in den havarierten Reaktoren und deren Umkreis bestellt ist und vor allem in gesundheitlicher Hinsicht für die Bevölkerung, erfährt niemand.
Ob die Verantwortlichen es wissen? Wenn ja, schweigen sie beharrlich und verbreiten Optimismus, den aber niemand mehr so recht teilen will.
Es soll alarmierende Krebszahlen bei Kindern geben. Ärzten und Journalisten ist es untersagt über die schrecklichen Folgen auch nur ein Wort zu sagen. Den Arbeitern, die es am schlimmsten trifft, erst recht.
Hin und wieder ist von Schlamperei, Chaos, Inkompetenz des Betreibers TEPCO, Vertuschung, höherer Verstrahlung als offiziell verlautbart wird, in den Medien zu lesen. Offizielle Verlautbarungen, außer unglaubwürdigen Dementis: Fehlanzeige.
Informationen dringen nur spärlich und über nichtoffizielle Kanäle an die Öffentlichkeit.
Die Welt erfährt wenig über die Realität in und um Fukushima.
So wird gewährleistet, dass die Katastrophe, so scheint die Devise und Hoffnung zu sein, in Vergessenheit gerät. Das ist nicht nur im Sinne der japanischen Regierung und TEPCO.
Weltweit sehen es Atomkraftbetreiber nicht gern, wenn über Gefahren, Risiken oder, wie in Japan, gar über Katastrophen berichtet wird, die nicht beherrscht werden, ja, offensichtlich nicht beherrschbar zu sein scheinen.
Das ist auch in Deutschland und der EU nicht anders. Im Oktober 2013 verlangte EU-Kommissar Günther Oettinger (CDU), Generaldirektion Energie, der er vorsteht, Anhänger und Verfechter der Atomenergie, dass ein Bericht über Förderungen im Energiebereich dahingehend geändert wurde (Deutsche Wirtschaftsnachrichten, Link zu diesem Dokument), dass die tatsächliche Summe von 100 Milliarden, mit denen AKW und herkömmliche, fossile Kraftwerke von den EU-Staaten in 2011 gefördert wurden, nicht an die Öffentlichkeit kommen sollte.
Die Erneuerbaren Energien wurden hingegen mit nur 30 Milliarden gefördert.
Das bedeutet ganz klar, dass der Atomstrom (mit 35 Milliarden) stärker gefördert wurde als die Erneuerbaren Energien. Noch im Juli 2013 plante die EU-Kommission den Bau und Betrieb von Atomkraftwerken zu erleichtern. Atomkraftwerksbetreiber sollten leichter an Fördermittel gelangen.
Wie auch immer es in Deutschland und der EU weitergehen wird, die Aktivisten erinnern nicht nur an Fukushima und sorgen dafür, dass es kein Vergessen geben wird, sondern werden auch weiterhin gegen den weiteren Betrieb der Atomkraftwerke in Deutschland demonstrieren.
Denn selbst wenn das letzte AKW einmal abgeschaltet sein wird, die Endlagerfrage, für die der Bund, also wir Bürger haften (!), ist nach wie vor ungeklärt und eine Lösung nicht in Sicht – und das weltweit.
1.
Der vom Morken schrieb am 15.03.2014 um 20:50 Uhr:
Nichts ist gut! Leider!
Die Pleite-Energie-Dinosaurier RWE & E.ON, letzterer rühmt sich, die größte private Kernenergiegesellschaft Europas zu sein, scharren schon mit den Hufen und hoffen auf Unterstützung aus der Politik, damit sie überleben können.
Nach jahrzehntelangem Ignorieren der Erneuerbaren, werden diese (die Erneuerbaren) nun mit Hilfe der Politik als die Buhmänner der Energiewende angeprangert.
Wer hat die Energiewende verschlafen? Genauso wie in Japan die Energieversorgungsunternehmen (EVU) und die Politik, die sich immer gerne von den Energie-Lobbyisten vor den Karren spannen ließ.
Über Jahrzehnte wurden Kernkraft und fossile Energie mit Milliarden in dreistelliger Höhe kräftig aus Steuergeldern subventioniert.
Nun kräht Peter Terium, RWE-Chef, schon wieder nach dem Staat/“der“ Politik, die nun dem selbstverschuldet in die Miesen geratenen Konzern helfen soll.
Die angeblich so üppig subventionierten Erneuerbaren wurden (wie hier zu lesen) durch die EU 2011 mit 30 Milliarden gefördert. Insgesamt waren 2011 durch die EU 130 Milliarden Fördermittel für den Energiesektor aufgewendet worden.
Allein die Kernenergie wurde mit 35 Milliarden unterstützt. Wo ist da die Bevorzugung der Erneuerbaren?
Genauso wie in Japan (wo es leider noch schlimmer ist als in Deutschland) wird auch hierzulande seitens der EVUs alles unternommen, ihre Kernkraftwerke nicht bis 2022 vom Netz nehmen zu müssen, sondern noch länger mit diesen Geld zu verdienen. Zumal sie alle finanziell angeschlagen sind.
Das zeichnete sich schon 2011 ab:
http://www.fr-online.de/politik/atompolitik–ausstieg-vor-2020-ist-machbar-,1472596,8505204.html
Warum lernen Konzerne nichts aus der Katastrophe von Fokushima Daiichi? Verhindern die Dollarzeichen in den Augen und im Kopf eine klare Sichtweise?
Es sieht ganz danach aus. Und der Bevölkerung Angst zu machen, das hat schon immer prächtig funktioniert.
Es wird Zeit dass die Menschen wach werden, und sich nicht mehr für dumm verkaufen lassen.
Fokushima kann sich jeden Tag überall ereignen. Ein atomarer Unfall oder gar GAU in Europa würde uns alle treffen. Nur weil in den Medien nicht über das wahre Ausmaß und Elend der Menschen in Fukushima und Umgebung berichtet wird, ist dort noch lange nicht alles bestens! Im Gegenteil.
Glück auf!