Wettbewerb Marktplatz Rheydt: Auch der 2. Preisträger TOPOTEK überzeugte
Hauptredaktion [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Die Gewinner des 2. Preises, TOPOTEK aus Berlin, sind ebenso detailliert auf die Rahmenvorgaben der Ausschreibung eingegangen, wie der Sieger, PLANORAMO, und die Drittplatzierten, das Büro Marcel Adam aus Potsdam.
Hier die Beschreibung von TOPOTEK zu ihrem Wettbewerbsbeitrag (Auszug):
… Mit der Umgestaltung des Marktplatzes Rheydt verfolgt der vorliegende Entwurf die Absicht einen qualitativ hochwertigen, öffentlichen Freiraum zu schaffen, der in seiner Gestaltung dem Anspruch der Multifunktionalität und Bedeutung dieses Ortes gerecht wird.
Der Marktplatz und die Innenstadt Rheydts sind im zweiten Weltkrieg bis zu 90 Prozent zerstört worden, was einen kompletten Wiederaufbau von Nöten machte.
So ist auch die ehemalige Figur des Marktplatzes während des Wiederaufbaus überprägt worden. Einstige Platzkanten wurden verschoben und Neues hinzugefügt.
Umso mehr wurden und sind die wenigen erhaltenen historischen Strukturen und Spuren wichtige Identifikations- und Bezugspunkte.
Und so prägen die Hauptkirche und das Rathaus, neben der ehemaligen Bezirkskommandantur, als die historisch bedeutsamen Bauten den Marktplatz in Funktion und Gestalt wesentlich.
Von diesen zwei Gebäuden ausgehend entwickelt der vorliegende Entwurf einen Platz, der den Dualismus zweier Orte in sich trägt – den Dualismus eines Grünen Platzes und eines Stadtplatzes.
Mit unserem Vorschlag möchten wir einen Ort entwickeln, der diese zwei Charaktere in sich aufnimmt und damit zwei Qualitäten und Angebote schafft.
Durch gezielt eingesetzte vegetative Elemente sollen die verschiedenen Platztypologien verdeutlicht und räumlichen Situationen heraus gearbeitet und unterstrichen werden. Ihnen soll mit deren Hilfe ein menschlicher Maßstab, passende Proportionen und Freundlichkeit gegeben werden.
Der Grüne Platz und der Stadtplatz bilden in ihrem Zusammenspiel den Rheydter Marktplatz. Sie werden als Einheit von einem Rahmen eingefasst.
Der Rahmen schließt einerseits die Fassaden im Süden und Westen, sowie die Hauptstraße und die sie begrenzenden Fassaden an den Platz an. Gleichzeitig bindet er den Rheydter Marktplatz an die Fußgängerzone und somit in das städtebauliche Gefüge der Innenstadt Rheydts ein.
GRÜNER PLATZ
Als Grüner Platz wird der Teil des Platzes definiert, der maßgeblich von der Hauptkirche und dem zu ergänzenden Neubau geprägt wird. Er ist der Platz der Solitäre.
Er ist auf ein getrepptes Podest gehoben auf dem sich die Hauptkirche und der schlicht gestaltete Neubau aneinander reihen. Gerahmt werden sie von locker gesetzten Einzelbäumen und Baumgruppen. Dabei werden vorhandene, vitale Großbäume auf dem Podest erhalten und durch markante rotlaubige Einzelbäume wie Blutbuchen und Blutahorn ergänzt.
Der romantische und zugleich dramatische Ausdruck der Kirche soll damit aufgenommen und durch diesen farbigen Rahmen verstärkt werden. Unter den Bäumen bietet eine gewundene lange Bank Möglichkeiten zum Aufenthalt.
Durch die Belegung mit einem weichen Bodenbelag (wassergebundene Wegedecke), aus dem die Bäume direkt herauswachsen, nimmt der Platz das Wesen des Grünen Platzes in sich auf. In ihrer Tonalität greift die Wassergebundene Decke die graugrüne Farbe des Plattenbelags des Marktes auf und zieht sich so visuell mit ihm zusammen.
Auf das Podest gelangt man über eine zweistufige Natursteintreppe. Neben den Bänken bietet sich hier die Möglichkeit zum informellen Sitzen, Treffen und Warten.
Neubau
(Anm. der Red.: Der als Neubau bezeichnete Verbindungsbau steht aktuell nicht im Fokus weiterer Planungen; er soll ggf. später hinzukommen)
Der Neubau südlich der Hauptkirche greift einstige Raumkanten auf, dient der Abdeckung der Tiefgarageneinfahrt und ergänzt das Raumangebot um den Marktplatz herum.
Um ihn formal sowenig wie möglich in Konflikt mit Kirche und Rathaus geraten zu lassen, stellen wir uns den Neubau als simplen kubischen Baukörper mit einer vorgesetzten Lamellierung, anstelle einer Fassade, vor. …
Selbst wenn der Neubau nicht realisiert werden kann, sollte auf eine Bebauung an dieser Stelle nicht verzichtet werden. Deshalb schlagen wir auch in zweiter Variante eine Bebauung in Form eines kleiner dimensionierten Cafépavillons vor.
Auch dieser deckt die Tiefgarageneinfahrt ab und schirmt den Platz zur Straße hin ab. Zudem und erweitert er das Angebot auf den Platz um ein Café und belebt diese Seite des Platzes. Formal wird auch der Pavillon als schlichter Kubus ohne ausformulierte Fassade betrachtet.
STADTPLATZ
Der Stadtplatz steht durch seine Strenge und Offenheit dem Grünen Platz gegenüber. Er wird im Süden durch die schmuckvolle Fassade des Rathauses und die des Karstadtkaufhauses geprägt.
Der Stadtplatz ist der Platz der Kanten. Deren Stärkung ist konzeptioneller Ansatz für diesen Teil des Marktes. Zudem soll der Stadtplatz als großzügiger, multifunktionaler und schlichter Platz der besonderen städtebaulichen Situation Rechnung tragen, sowie den geforderten Ansprüchen nach einer Markt- und Festplatznutzung gerecht werden.
Eine gleichmäßig belegte, offene Platzfläche mit wenig aber markanter Möblierung soll entstehen. So ist der Stadtplatz mit einem robusten und nachhaltigen Plattenbelag aus graugrünem Granitstein belegt, der in der Wahl der Plattenformate … und Plattenstärken … auf die Vorgaben hinsichtlich Belastung und Befahrbarkeit eingeht und deren Einhaltung garantiert. Der Plattenbelag ist orthogonal zur Hauptfahrtrichtung verlegt und hält den vorgebenden Belastungen für eine Marktnutzung stand.
Eine doppelte Baumreihe aus Platanen bildet als vegetatives räumliches Gestaltungselement die westliche Raumkante des Stadtplatzes. Als eine Art Filter vermittelt sie zwischen Fassaden im Westen und der offenen Platzfläche und schafft großzügige Bereiche zum Aufenthalt.
Die Platanenreihen reagieren situativ mit Unterbrechungen auf visuelle und funktionale Verbindungen. Im Kontrast zu den locker gesetzten Einzelbäumen um die Kirche vermittelt ihre strenge Reihung einen urbanen Charakter. Lange Holzbänke vor den Platanenreihen machen ein Erleben der Situation möglich.
Aufgrund fehlender Aufbaustärken auf der Tiefgarage muss bei der Planung der Platanenreihe auf die Tiefgarage eingegangen und diese in Teilen verändert werden. Die Platanen sind aufgrund dessen so gesetzt, dass die Tiefgarage in ihrer Bedienung und Funktionsweise erhalten bleibt und Veränderungen nur an den Parkplätze passieren müssen.
Zur Tiefgarage führen weiterhin 4 Abgänge vom Platz hinab. 2 Eingänge befinden sich unter den Platanenreihen. Sie werden mit hellen Glaskörpern eingehaust und nehmen Kassenautomaten u.ä. auf. Die zwei weiteren Abgänge sind an der östlichen Längsseite des Platzes zu finden. Sie werden über neue Glasbrüstungen gesichert und treten so in der Gesamtwirkung des Platzes zurück.
In der visuellen Verlängerung der Marktstraße, zwischen dem Neubau und der Platanenreihe ist ein Nebelbrunnen in den Belag des Platzes eingelassen. Der Nebelbrunnen ist eine betretbare Brunnenskulptur.
Er ist eine kreisrunde Wölbung des Belags in dessen Fugen Düsen eingelassen sind, welche einen feinen Nebel nach oben sprühen. Einer Wolke gleich schwebt dieser über den Brunnen, wird vom Wind zerstäubt und als feiner Wasserfilm auf der Brunnenoberfläche sichtbar.
Der Brunnen wird zur Attraktion und zum Anziehungspunkt für das urbane Leben in der Innenstadt. Im Winter tritt der Brunnen in den Hintergrund. Da er kein zusätzlich aufgestelltes Objekt ist, hinterlässt eben im Winter auch kein leeres ausgestelltes Objekt, sondern ist lediglich als subtile Topografie im Belag sichtbar. …
Die Beleuchtung soll gezielt über drei große Mastleuchten am östlichen Rand des Stadtplatzes passieren. Neben dem Brunnen und der Platanenreihe sind sie einziges Ausstattungselement auf dem Platz. Ihre Ausformulierung ist schlicht. Ein schmaler Mast hält eine kreisrunde Scheibe, welche die Beleuchtungselemente in sich trägt und den Platz beleuchtet. …
Hauptstraße
Die Hauptstraße soll über die Integration in die den Platz rahmenden Flächen eine Aufwertung erfahren und in das Gesamtgefüge des Platzes aufgenommen werden.
Eine einfache Baumreihe vor den Fassaden an der Hauptstraße erhöht die Aufenthaltsqualität an dieser Seite des Platzes und bindet die Straße an den Platz an. Zudem soll die Hauptstraße visuell beruhigt und an die Fußgängerzone angeschlossen werden.
Dazu erhält sie wie der Rest des Rahmens einen hochwertigen Betonplattenbelag. Dieser ist in ihrer kompletten Länge und Breite ausgelegt. In den Bereichen der Bushaltestelle reagiert er der Belag konstruktiv um die Vorgaben an die Befahrbarkeit durch den Busverkehr zu gewährleisten. …“