Marktplatz Rheydt: Neubau zwischen Hauptkirche und Rathaus in der Kritik
Bernhard Wilms [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Auf großes Interesse stieß gestern Abend die Bürgerversammlung im voll besetzten Ratssaal des Rheydter Rathauses, in der das Berliner Büro für Landschaftsarchitektur Planorama den Siegerentwurf des Wettbewerbs zur Umgestaltung des Rheydter Marktplatzes vorstellte. Etwa 100 Bürger „bevölkerten“ Ratssaal und Zuschauertribüne.
Für die Planungsphilosophie, den rund 5.000 Quadratmeter großen Platz in drei Zonen mit einem Baumriegel auf einer etwa 50 Zentimeter erhöhten Terrasse an der Westkante, dem Hauptplatz in der Mitte und einem Plateau um die evangelische Hauptkirche klar, übersichtlich und funktional zu gliedern, ernteten die Planer Maik Böhmer und Gerd Holzworth von Planorama Beifall.
„Der Hauptplatz nimmt die Funktion einer großen Bühne ein, der durch Veranstaltungen und Märkte belebt wird. Der transparente grüne Baumriegel an der Stelle der heutigen Pavillons soll die historische und verloren gegangene Raumkante des Platzes wieder aufnehmen“, erläuterte Maik Böhmer.
„Wir wollen vor allem den spürbaren Fehlentwicklungen entgegen wirken“, führte er weiter aus. Demnach sollen nicht nur die Pavillons abgerissen und der wenig ansehnliche Belag durch neue Natursteinpflasterung ersetzt werden, sondern auch auf das Loch über der Tiefgarage an der Limitenstraße einen „Deckel“ setzen und eine Rasenfläche anlegen.
Die Alternativplanung sieht als Lückenschluss zwischen der Hauptkirche, die als eine der bedeutendsten Gründerzeitkirchen in Deutschland zählt, und dem historischen Rathaus einen Baukörper vor, der in seiner Funktion die Platzkante zur Limitenstraße hin stärkt. „Dabei handelt es sich hier um ein Gebäude mit öffentlicher Nutzung für kirchliche, soziale und kulturelle Nutzungen“, so Maik Böhmer.
Nicht der speziell der von Planorama vorgelegte Neubau-Entwurf stieß auf wenig Gegenliebe, sonderen die Vorstellung, dass dort überhaupt ein Gebäude entstehen könnte, stand im Fokus der Kritik.
Dazu Prof. Kunibert Wachten, der den Prozess der Umgestaltung der Rheydter Innenstadt begleitet und dessen Dortmunder Planungsbüro das Innenstadtkonzept im Auftrag der Stadt erarbeitete: „Hier handelt es sich ganz klar um Plan B. Das Gebäude ist zweifelsohne zwiespältig. Es gibt keinen unmittelbaren Zwang, es zu bauen, könnte allerdings als Frequenzbringer für den Platz dienen“.
Nach BZMG bekannten Informationen, würde für ein solches Gebäude ein neuer Wettbewerb ausgeschrieben werden. Der jedoch würde erst dann Sinn machen, wenn sich ein seriöser Investor finden würde; gesucht würder derzeit nicht danach!
In der Umsetzung des Rheydter Innenstadtkonzeptes spielt der Rheydter Marktplatz als Herzstück der Innenstadt eine zentrale Rolle. Von hier sollen, so Wachten, „ganz wesentliche Impulse in die angrenzenden Gebiete, die es ebenfalls zu gestalten gilt, ausgehen“, so Wachten weiter.
„Der Wettbewerb mit dem nun vorliegenden Siegerentwurf dient als Idee und Grundlage für die weitere Planung. Die eigentliche Arbeit am Platz beginnt jetzt erst“, betonte Jürgen Beckmann, Leiter des städtischen Fachbereichs Stadtentwicklung und Planung mit Blick auf die weitere Vorgehensweise.
Demnach wird die Verwaltung der Politik den Siegerentwurf von Planorama als Grundlage für die weitere Planung und Überarbeitung vorschlagen. Den Aufschlag macht dabei die Bezirksvertretung Süd in ihrer nächsten Sitzung am 3. Februar.
Anschließend wird sich der Planungs- und Bauausschuss mit dem Entwurf befassen. Auf einen wesentlichen Faktor wies Jürgen Beckmann das Auditorium gestern allerdings hin: „Dies alles kann nur umgesetzt werden, wenn sich das Land mit Fördermitteln beschäftigt.
Eine entsprechende Entscheidung erwarten wir im Mai“. Die Umgestaltung des Rheydter Marktplatzes kostet rund sechs Millionen Euro. Die Stadt geht von Zuschüssen in erheblicher Größenordnung aus.
Obwohl am Nachmittag Helmut Wallbaum’s Initiative „Abenteuer Rheydt“ von Politikern von CDU und der „Ampel“ klar und deutlich gesagt wurde, dass es auf dem Rheydter Marktplatz keinen „Olympiabrunnen“ geben würde, konnte sich Wallbaum den Versuch nicht verkneifen, in der Bürgerversammlung erneut seine Ideen zur Sprache zu bringen.
Bleibt zu hoffen, dass ihn auch die klare Absage von Planungschef Beckmann in dieser Bürgerversammlung nunmehr endgültig davon abhält, Verwaltung und Politik „Zeit zu stehlen“, die sie für wichtiger Dinge benötigen.
Bei allem Verständnis für bürgerliches Engagement, hier wird die Grenze für Bürgerbeteiligung erreicht – wenn nicht gar überschritten.
Das Abenteuer „Olympiabrunnen auf dem Rheydter Marktplatz“ ist zuende!