Vorstellung des 41. Burggrafen der Neuzeit von Odenkirchen
Red. Wickrath [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Letzten Donnerstag versammelten sich Vorstand, einige Burggrafen und eine Abordnung der Burggrafen-Garde im Burgturm zu Odenkirchen. Der Vorsitzende der Historischen Karnevalsgesellschaft von 1883 RUET-WISS-OKERKE – Burggrafengesellschaft, Norbert Ohlig, wollte den neuen, den 41. Burggrafen der Neuzeit, vorstellen.
Er erzählte, daß einige Burggrafen erkrankt oder sonstwie verhindert seien und der 40. Burggraf, Horst Thoren, in Urlaub ist. Dann verwies er auf die leeren Stühle links und rechts neben sich und meinte, da sitzen normalerweise der neue, vorzustellende Burggraf und seine Frau.
Bei der Auswahl eines Burggrafen ist es wichtig, daß alle Gremien ohne jede Einschränkung dem neuen Burggrafen zustimmen. Diese Einstimmigkeit ist von großer Bedeutung, denn der „Neue“, ob Mitglied oder nicht, muß sich in der Gesellschaft wohl fühlen.
Der Kandidat muß sich in besonderer Weise um die Karnevalsgesellschaft, um den Stadtteil Odenkirchen, oder um das Brauchtum unserer Stadt, verdient gemacht haben. Außerdem soll er die Interessen von RUET-WISS-OKERKE und die Brauchtumspflege auch zukünftig nachhaltig unterstützen.
Dann endlich stellte er den „Neuen“ vor. Der saß am Tisch, unter den Vorstands- und Gardemitglieder. Daher auch die verwaisten Stühle neben dem Vorsitzenden.
Der 41. Burggraf ist Wilfried Günther. Er und seine Frau Elly nahmen nun ihre Plätze ein und Ohlig berichtete aus dem Leben des designierten Burggrafen.
Zunächst aber eine kleine Episode. Beim gemeinsamen Gespräch zwischen Norbert Ohlig, Wilfried Günther und seiner Frau Elly meinte der nun vorgestellte Burggraf, „dann brauche ich ja einen neuen schwarzen Anzug. Aber den kann ich ja auch zur Goldenen Hochzeit tragen.“ Und die ist im Jahre 2017. Das nennt man „sparsam“.
Wilfried Günther ist ein Sonntagskind, geboren im August 1943, natürlich in Odenkirchen. Er ist in einer Handwerkerfamilie aufgewachsen und ist sparsam und diszipliniert. Eingeschult wurde er in der Kath. Volksschule Wiedemannstraße.
Das brauchte Ohlig nicht extra zu recherchieren, da er zur gleichen Zeit dort eingeschult wurde. Nach der Volksschule machte Günther ein Lehre zum Maler und Lackierer im elterlichen Betrieb. Da Wilfried sehr strebsam und diszipliniert war, hat er diese natürlich mit der Gesellenprüfung abgeschlossen.
Als Ausgleich betrieb er sehr viel Sport. Seine Hobbys waren Tischtennis und Fußball. 1963 trat er daher in den Turnverein Wetschewell ein und spielte dort recht erfolgreich Faustball. Drei Jahre später war er schon Vorsitzender.
Weitere Episode am Rande: Als die vereinseigene Turnhalle in Wetschewell von der Stadt für baufällig erklärt und jegliche Nutzung untersagt wurde, krempelte Wilfried mit ein paar Vereinskollegen die Ärmel hoch und setzten in Eigenleistung die Halle wieder in Stand. Dafür wurde u.a. Wilfried Günther 1985 mit der goldenen Ehrennadel der Stadt Mönchengladbach ausgezeichnet.
Da Wilfried Günther sehr ehrgeizig war, besuchte er die Kunstgewerbeschule in Krefeld und bereitete sich auf die Meisterprüfung vor. Die Prüfung zum Maler- und Lackierermeister legte er 1966, mit 23 Jahren vor der Handwerkskammer Düsseldorf ab.
Seine große Liebe Elly heiratete er 1967. Die Tochter Anke wurde 1971 geboren. Den elterlichen Betrieb übernahm Günther 1980 und führte ihn in der 4. Generation. Selbstverständlich bildete er auch eine ganze Reihe Lehrlinge aus.
Im Jubiläumsjahr 1983 – 100 Jahre Ruet-Wiss-Okerke – wurde Wilfried Mitglied der Gesellschaft. Dort ist er immer in 1. Reihe zu finden, wenn es heißt „Arbeiten!“. So ist er immer beim Wagenbau zu finden. Das hat aber auch der MKV mitbekommen.
Wilfried Günther war es, der die große Pferdekutsche in den Farben Weiß-Blau-Gold mit viel Liebe und Sachverstand restauriert hat. Diese Arbeit machte ihm soviel Spaß, daß er sich extra mit den alten Techniken und dem Vergolden vertraut gemacht hatte. Die Kosten für die Restaurierung hat der Burggraf in spe natürlich selbst übernommen.
Seine große Leidenschaft war auch das „Männerballett“ der Gesellschaft. Er tanzte und sang in vielen verschiedenen Rollen. Das besondere war, er sang live, während alle anderen Playback „sangen“.
Ein weiteres Verdienst des designierten Burggrafen ist die Burggrafengarde. Diese wurde 1988 als Hellebarden-Garde gegründet und Ende der 1990er Jahre wieder eingestellt. Im Jubiläumsjahr 2004, zum 11×11-jährigen Jubiläum der Gesellschaft, wurde diese Garde von Wilfried Günther wieder zum Leben erweckt. Seit der Wiedergründung ist er der Kommandant und führt diese, in Freundschaft verbundene Gemeinschaft.
Zur Unterstützung des Sitzungspräsidenten wurde er zum Stellvertreter gewählt und sitzt bei den Sitzungen immer zu seiner Rechten (wenn er nicht gerade tanzt und/oder singt). Auch riefen ihn die „Alten Säcke“ von Rheydt. Das ist eine Gemeinschaft von Altkarnevalisten, die sich für den „Senioren-Karneval“ einsetzen.
Sportliche Betätigung findet Wilfried Günther auch seit Jahrzehnten im Kegelklub „Wetscheweller Jungs“. Was aber die wenigsten wissen, höchstens ein paar Insider, Günther organisierte seit Beginn des Odenkirchener St. Martinzuges die Schlußfeier für den Heimatverein Odenkirchen. Leider legte er dieses Amt vor 2 Jahren nieder.
Man kann also davon ausgehen, die hist. KG von 1883 RUET-WISS-OKERKE hat einen würdigen Nachfolger von Horst Thoren, dem 40. Burggraf der Neuzeit gefunden. Die Proklamation wird am 9. Januar 2010 um 11:00 Uhr in der Burggrafenhalle zu Odenkirchen sein.
Die Idee zum „Burggraf von Odenkirchen“ hatte 1969 Emil Knour. Der erste Burggraf war der Heimathistoriker Franz Otten. Emil Knour, Ideengeber, Vorsitzender, Präsident, Ehrensenator, Ehrenpräsident bei Ruet-Wiss wurde 1974 der 25. Burggraf.
Alle Fotos: Josef Katz
1. Foto: Norbert Ohlig und ?,
2. Foto: Elly Günther, Norbert Ohlig und Wilfried Günther,
3. Foto = offizielles Vorstellungs-Foto,
4. Foto: Burggraf in spe – Wilfried Günther mit Burggrafensprecher Günter Pilz.