Endlich frei! – Tatort-Kommissar Mario Kopper als „Bärenretter“ [mit Slideshow]

Red. Natur, Umwelt & Energie [ - Uhr]

Am Dienstag, den 14.05.2013, begann (nach 20 bzw. 25 Jahren in einem Beton­verlies) für die drei Bärendamen aus dem Odenkirchener Tiergarten ein neuer Lebensabschnitt.

Dass sie mit Hilfe und Unterstützung eines Kommissars ihre Freiheit erlangten, dessen Arbeit sonst eher mit dem gegenteiligen Effekt endet, konnten die Bären nicht ahnen.

Bärenbotschafter Andreas Hoppe, der als Mario Kopper bekannte und beliebte Ludwigshafener Tatort-Kommissar, war von der ersten bis zur letzten Minute der Aktion dabei, legte mit Hand an und er war es auch, der Bären-Mama Mary in Müritz das Gitter der Transportbox öffnete, damit sie zum ersten Mal in ihrem Leben Gras betreten konnte und einen ersten Hauch von Freiheit um die Bärennase geweht bekam.

Bis es soweit war, hatten sieben Mitarbeiter der Tierschutzorganisation VIER PFOTEN, die Bärenwälder in mehreren europäischen Ländern unterhält, sowie Dr. Frank Göritz und Tierärztin Johanna Painer vom Berliner Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung alle Hände voll zu tun.

Sie sorgten dafür, dass die drei Bärendamen aus Mönchengladbach gut versorgt und wohlbehalten in den Bärenwald Müritz (Mecklenburg-Vorpommern) übersiedeln konnten.

Der Bärenwald Müritz ist ein Großprojekt, das zuletzt 2010 erheblich erweitert wurde. Hier leben aktuell 17 Bären auf 16 ha, die früher alle in ähnlich schlechten, manchmal auch noch schlimmeren Verhältnissen ihr Dasein fristen mussten, wie die Bären des Tiergartens Odenkirchen.

Mary, Sonja und Clara, wie die Bärinnen seit vergangenem Jahr genannt werden, finden in Müritz alles was ein Bärenherz begeistert: Wiesen, Mischwald, einen natürlichen Wasserlauf, Waldlichtungen, Hanglagen und vor allem endlich natürlichen Boden, der freundlich zu Bärenpfoten ist!

Nach einiger Eingewöhnungszeit werden sie, wie ihre anderen Kollegen auch, nach Herzenslust durch Wald und Wiesen streifen können, ein Bad im Teich oder Wasserlauf nehmen und sich im Herbst vielleicht zum ersten Mal in ihrem Leben zur Winterruhe begeben.

 Bevor es soweit war, haben die Mönchengladbacher Bären viel ertragen und erdulden müssen. 

Mary, die Mutter von Sonja und Clara kam vor 25 Jahren als Jungtier in den Tiergarten Odenkirchen oder wurde dort vielleicht sogar geboren, denn 1987/1988 hatte der Tiergarten Odenkirchen Bärennachwuchs, der selbstverständlich Publikumsmagnet und die Attraktion schlechthin war, wie es die flauschigen Bären-Wonneproppen nun einmal immer sind. 

Die heute verwaiste Bärenanlage im Tiergarten wurde 1973/74 gebaut, weil der damalige Vorstand für 14.000 DM zwei Eisbär-Wildfänge aus Russland gekauft hatte, was als „Glücksfall“ (wenn auch nicht für die Eisbären!) gewertet wurde, weil diese nicht so leicht zu bekommen waren.

Deshalb wurde seinerzeit ohne Zögern „zugegriffen“, was zur Folge hatte, dass schnellstmöglich eine Unterkunft geschaffen werden musste. 

Aus diesem Grund entstand die damals noch unterteilte Betonanlage, die den alten Bärengraben zwar ersetzte aber leider auch kein bisschen besser war.

Auf einer Seite waren die beiden Eisbären, ein damals 2 ½ Jahre altes Männchen und ein 1 ½ Jahre altes Weibchen, untergebracht und auf der anderen die Braunbären, zeitweise fünf Tiere (Eltern und Jungtiere) gleichzeitig. Der einzige Unterschied zwischen den Betongehegen war der, dass der Teil der Eisbären ein größeres Wasserbecken hatte. 

Für dieses fragwürdige Projekt wurden seinerzeit auch Spenden eingeworben. Eisbären und Braunbären mussten gemeinsam auf einer Fläche von nur etwa 500 qm (!) „leben“.

Von artgerechter Unterbringung zu sprechen, grenzt an Hohn. Auch wenn die von Tierschützern seit Jahrzehnten kritisierten deutschen Vorschriften und Gesetze so etwas zulassen, bedeutet es noch lange nicht, dass derartige Zustände akzeptabel sind oder gar dem Wohl und physischer als auch psychischer Gesundheit der Tiere dienen. 

Ende der 1990er Jahre starb auch das Eisbärweibchen. Seitdem haben die Braunbären die triste Betonanlage, die bis Ende der 2000er Jahre noch ohne den Riesenbaumstamm war, „für sich“. 

Welchen Sinn und Zweck, außer dem gründlich missglückten Versuch einer „naturnahen Gestaltung“ des Geheges, dieser Baumstamm haben sollte, ist nicht erklärbar. Er ist ähnlich unsinnig wie das lange Jahre in dem Gehege hängende oder herumliegende (Deko-?) Aluminiumfass. 

Für Menschen mag das öde Gehege dadurch optisch ansprechender aussehen. Für die Bären hatte das keinen Deut Beschäftigungs- oder Unterhaltungswert und verbesserte schon gar nicht deren miserable, unsagbar monotonen Lebensumstände, die nur durch das Verabreichen von Futter und das auch zur Schaufütterung, unterbrochen wurden. 

Warum Mary 1993 noch Nachwuchs haben musste, die heute Sonja und Clara genannten Bärendamen, ist absolut unverständlich. Lag es daran, dass gerade die knuddeligen Bärenjungen Besucher entzückten und anlockten? 

Im großen Zootest des STERN im Jahr 2000 hieß es, dass die Gehegegestaltung fantasielos und trist ist: „Tiger, Ozelot, Braunbär und Affen müssen in mangelhaften Gehegen leben.“ [Zitat]

Weiter wird ausgeführt: „In dieser Kategorie liegen der Tiergarten in Mönchengladbach und der Tierpark Lübeck weit abgeschlagen ganz unten.

Das Urteil der stern-Tester: „miserabel“. 

Für Mary, Sonja und Clara, deren Welt bisher nur aus den sehr begrenzten Abmessungen ihres Betongefängnisses bestand, gab es nach all den Jahren, die ihnen unendlich erschienen sein müssen, nun endlich die glückliche Wendung. 

Wer sie und ihre Bärenkollegen einmal in Müritz besuchen, sich über den Bärenwald informieren oder diesen unterstützen möchte, kann über die Hompage des Tierschutzprojektes, das von VIER PFOTEN betrieben wird, mehr erfahren. 

Nun gibt es nur noch eines zu wünschen: dass die drei Bärendamen noch viele schöne Jahre in Müritz genießen können!

3 Kommentare zu “Endlich frei! – Tatort-Kommissar Mario Kopper als „Bärenretter“ [mit Slideshow]”
  1. Wie kann es sein, dass an diesem Betongehege jahrzehntelang nichts zum Wohl der Bären verändert wurde!

    Was sagte der zuständige Veterinärarzt dazu? Dass das alles „mehr“ ist als gesetzlich vorgeschrieben?

    Ist dem nie aufgefallen, dass die Bären eindeutig Stereotypien zeigen und mehr brauchten als einen lächerlichen Baumstamm und ein Aluminiumfass?

    Dieser Baumstamm hinderte die Bären sogar ein etwas längeres Stück laufen zu können, wie auf diesem Video sehr gut zu sehen ist:

    http://www.youtube.com/watch?feature=endscreen&v=GsxqJSSDhQ4&NR=1

    Dass das Verhalten der armen Tiere nicht natürlich ist, war sogar für Laien erkennbar.

    Was haben sich der Leiter des Tiergartens, der Vorstand, der Veterinärarzt aber auch Pfleger beim Anblick dieser Tiere nur gedacht?

    Viel kann es nicht gewesen sein, sonst könnte dieses „Gehege“ nicht noch genauso aussehen wie vor fast 40 Jahren. Kam denen nie die Idee, dass den Bären mehr als Beton geboten werden müsste?

    Beton ist ganz offensichtlich das Lieblingsmaterial im Tiergarten. Viele Tierarten müssen dort nicht artgerecht auf Beton leben!

    Gut, dass jetzt wenigstens die armen Bären nach einem schrecklichen „Leben“ diesen Laden verlassen konnten.

  2. Endlich haben die Bärendamen ihr Martyrium überstanden!

    Welche Qual es für sie bedeutete auf den 500 qm im Tiergarten dahin vegetieren zu müssen zeigt eindrucksvoll ein Video.

    Der Tiergartenvorstand und Leiter Herr Oellers betonten zwar immer wieder, dass das Betongehege mehr als den Vorschriften entsprechend ist, besser wurde es dadurch auch nicht.

    Für Bären, die in der Natur kilometerweit umherstreifen und Einzelgänger sind, war dieses „Leben“ eine einzige Qual.

    Deutlich ist bei dem erwähnten Video die Stereotypie (Verhaltensanomalie besonders bei in Gefangenschaft lebenden Tieren) erkennbar.

    http://www.youtube.com/watch?feature=endscreen&v=QOUfYTrnwts&NR=1

    Warum Herr Oellers vor 20 Jahren nochmal Nachwuchs züchten musste, ist nur mit der „Publikumswirksamkeit“ von putzigen Bärchen zu erklären.

    Auch 1993 wurde die Bärenhaltung auf so engem Raum schon kritisch beurteilt.

    Dazu kommt, dass in Odenkirchen damals noch mindestens ein Eisbär in diesem Betonbunker lebte und sich mit den Bären diesen Knast teilen musste.

    Weil tapsige Tierkinder so niedlich sind und die Besucher es mit Zuspruch (= Eintrittsgeld) unterstützen, muss Jahr für Jahr Nachwuchs her (leider nicht nur im TG Odenkirchen), der dann irgendwann irgendwohin entsorgt/verkauft wird.

    Wie es diesen Tieren dann, wo auch immer (z.B. in den nicht gerade als tierfreundlich geltenden Ländern in Osteuropa) ergeht, interessiert nicht. Übrigens auch die allermeisten Besucher nicht.

    Hauptsache niedliche Babytiere. Schon klingelt die Zoo- oder Tiergartenkasse überall.

    In Odenkirchen sprechen allein die Kaninchenställe Bände. Scheint nur wichtig zu sein, Tiere für 20 Euro verkaufen zu können. Ein entsprechendes Schild an diesen widerlichen Verschlägen bietet die Kaninchen an.

    Auch diese „Haltung“ entspricht selbstverständlich den gesetzlichen Mindestanforderungen, was zeigt, was Gesetzgeber = Politiker für ausreichend halten!

    Das deutsche Tierschutzgesetz ist noch sehr weit davon entfernt wirklich das zu sein, wozu es eigentlich dienen soll: dem Wohl der Tiere.

    Was aber gerade für einen Tiergarten noch lange nicht bedeuten muss, dass immer nur die Mindestanforderungen erfüllt werden. Selbstverständlich wäre es anders möglich. Dazu gehört allerdings, es auch zu wollen.

    Im Tiergarten MG-Odenkirchen gibt es noch sehr viel zu tun.

  3. Endlich mal eine positive Nachricht in dieser Stadt!

    Den Bären wünsche ich nach ihrer Entlassung aus dem Tiergarten-Knast noch viele schöne Jahre in Müritz!

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