Die Erzbergerstraße
Dr. Georg Arnold [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Die Erzbergerstraße gehört zu den zentralen Straßen im Mönchengladbacher Stadtgebiet. Sie beginnt hinter dem Hauptbahnhof und endet an der Hofstraße. Dort beginnt die Grevenbroicher Straße in Richtung Geneicken.
In der Geschichte dieser Straße und ihrer Umbenennungen spiegeln sich auch die politischen Verhältnisse der 1920er bis 1940er Jahre wieder. Zunächst hieß die Erzberger Straße noch vollkommen unpolitisch „Horns Weg“, ca. 1875 „Mühlengasse“ und ab dem 23.1.1930 „das erste Mal Erzbergerstraße“.
Eine Straße drei Jahre vor Machtübernahme der Nationalsozialisten, in Erzbergerstraße zu benennen, war ein weithin nach außen sichtbares Zeichen, dass sich die Mönchengladbacher Stadtväter zu ihrer Zentrumstradition und zu den demokratischen Werten der Weimarer Republik bekannten.
Der schwäbische Zentrumsabgeordnete Matthias Erzberger war Ende des Ersten Weltkrieges Leiter der Waffenstillstandskommission gewesen und gehörte danach als Finanzminister zu einem führenden Vertreter der Weimarer Republik. 1921 war er von rechtsnationalen Attentätern ermordet worden.
Den Nationalsozialisten war dieser Straßenname also mehr als nur ein Dorn im Auge. Aus diesem Grund wurde die Straße bereits kurz nach der Machtübernahme am 1.4.1933 in Schlageter Straße umbenannt.
Albert Leo Schlageter passte den neuen Machthabern gut ins Bild. Als Offizier der deutschen Armee im Ersten Weltkrieg und Mitglied eines Freikorps, hatte er während der Ruhrbesetzung durch Sabotageakte die französischen Besatzungstruppen bekämpft. Nach seiner Verhaftung und Hinrichtung 1923 wurde er von den Nationalsozialisten als Widerstandskämpfer verehrt.
Kaum waren in Mönchengladbach das nationalsozialistische Regime und deren Vertreter entmachtet, knüpfte man aber wieder an die demokratische Tradition an. So erfolgte die zweite Umbenennung in Erzbergerstraße bereits am 17.4 1945, wenige Wochen vor dem offiziellen Ende des Zweiten Weltkrieges.