Im Schneckentempo durch Neuwerk
Red. Neuwerk [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Geradezu quälend langsam zogen die Jecken durch Neuwerks Partymeile – von einem Flug konnte beim diesjährigen Neuwerker Veedelszoch keine Rede sein ,eher von „Stop-and-slowly-go“.
Dabei kam „dä Zoch“, nun zum 15. Mal unter der Organisation von Uellöeker Horst Meyer, übrigens auch engagiertes Mitglied der SPD-Arbeitsgemeinschaft 60+ und in Bettrath als aktiver Senior bekannt, eigentlich ganz gut ab Haus Lütz weg. Doch schon bald folgte ein Fußstau dem nächsten.
Wohl den Gruppen, die Musik dabei hatten: die Zuschauer sangen gleich mit und folgten dem Rhythmus der Musik, die Fußgruppen blieben auf der Stelle hüpfend in Bewegung.
Der Schleicherei konnte man aber auch was Gutes abgewinnen, denn so hatten es die Zugteilnehmer in diesem Jahr leichter, die am Straßenrand stehenden Freunde und Bekannten zu sichten und gezielt die Kamelle unters Volk bringen.
Unter den Zuschauern auch ein rundum-glücklich-strahlender Schützenkönig: „Ist doch klar, dass ich nun so richtig gut Karneval feiern kann“, meinte Sven Brosch, „jetzt, wo das Silber wieder da ist.“ Wer versteht das nicht?
Und stand da nicht tatsächlich der Gladbacher Karnevalsprinz samt Prinzessin auf der Dünnerstrasse und huldigte den Neuwerker Narren mal auf Augenhöhe? Na so was.
Diese guten Seiten des Rosenmontagszugs im Schneckentempo konnten allerdings die Zuschauer gerade auf dem letzten Drittel der Wegstrecke nicht mehr viel Gutes abgewinnen: die Kamelle werden dort nicht nur dünner und die Zuschauerreihen lichter – in diesem Jahr sorgten die vielen Staus auf den letzten Metern auf einmal für Riesenlücken.
Man muss schon wirklich ein echter Neuwerker Karnevalsjeck sein, um den sich nun auch optisch in die Länge ziehenden Zug bis zum Schluss anzusehen.
Und so füllten die Fußgruppen nach und nach die Krahnendonkhalle, unter ihnen auch wie jedes Jahr Vertreter der CDU Neuwerk.
Fischt die etwa nun bei den Piraten? „Nein“, meinte lachend Ratsherr Robert Baues, „die CDU ist in Neuwerk immer mitten im Leben dabei – ganz einfach aus Spaß an der Freud“. Humor ist eben, wenn man trotzdem lacht.
Diesen einfachen Spaß an der Freud kann das Neuwerker Narrenvolk allerdings beim örtlichen politischen Gegner nicht ausmachen: Die machten zuletzt eher mit verbissener Ernsthaftigkeit oder staatsmännischen Äußerungen auf sich aufmerksam.
Wenigstens bleiben Neuwerks Genossen so im Gespräch und damit im Bewusstsein des Bürgers auf Anwesenheit auch außerhalb von Wahlkampfzeiten haften, während andere politische Parteien in Neuwerk überhaupt kein Thema sind – weder lachend, noch weinend – sie sind schlichtweg nicht da.
Nun ja, es kann ja nicht nur Narren in Neuwerk geben, sondern es gibt ja auch noch ernsthafte Bürgerinnen und Bürger und treue Stammwähler.
Allerdings schließt bekanntlich das eine das andere nicht aus und so verkehrt ist es ja auch nicht, das Ohr mal bei den Narren zu haben, oder?
Warum Neuwerks Parteien die Veedelszoch-Bühne nicht nutzen, um mal humorvoll sich und den Gegner auf die Schippe zu nehmen oder auf ihre Sicht der Dinge hinzuweisen, ist eigentlich bei den Menschenmassen, die sich alljährlich am Straßenrand drängeln, rätselhaft.
Vielleicht gibt es zu wenig echte Parteinarren? Vielleicht sind sich am Ende alle einig? Oder vielleicht will am liebsten keiner mehr was sehen und hören? Am Themenmangel kann es eigentlich nicht liegen.
In Neuwerk wurde jeden falls auch noch lange nach dem Rosenmontagszug in Häusern und Kneipen weiter gefeiert. Bis tief in die Nacht war mega-lauter Jugendtreff auf der Hansastraße in Bettrath (was allerdings mit Karneval gar nichts mehr gemein hatte), da war es jenseits des Tunnels längst wieder ruhig.