Puspas-Kirmes in Neuwerk: Vogelschusskrimi und Martinslieder
D. Pardon [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Natürlich freue ich mich jedes Jahr auf unsere Puspas-Kirmes in Neuwerk: ein bisschen rum-ta-ta und Freud im Zelt als Auszeit vom Alltag ist auch mal ganz schön. Liegt nicht jedem, aber mir gefällt’s.
Der Ablauf ist eigentlich jedes Jahr der Gleiche, was wohl unter den Begriff „Tradition“ fällt.
Tradition ist ja schön und gut, weckte aber keine große Schreiblust in mir. Tradition bedeutet nämlich auch: der selbe Ablauf wie immer, was nicht gerade große Schreib-Inspirationen in mir weckt.
Und wer nun neuer Schützenkönig ist, ist auch ruck-zuck rum im Dorf. Allerspätestens nächste Woche haben auch die letzten Schlafmützen, die dem Schützenwesen in irgendeiner Form verbunden sind, mitbekommen, wer nun auf der nächsten Frühkirmes in Neuwerk das Silber trägt.
Dann steht nämlich ein Gruppenbild der vier neuen Schützenkönige nebst ihren Brudermeistern in den „amtlich-ehrwürdigen“ Zeitungsblättern.
Wenn’s der Platz in den Papierzeitungen noch zulässt, dann kommt noch die eine oder andere Info für den interessierten Leser dazu (aber diese Infos sind dann meist auch schon rum im Dorf).
Die Kreativität der Klompenfrauen bei der Gestaltung einfacher Holzschuhe ruft bei mir zwar in jedem Jahr echte Begeisterung hervor (ich weiß die Arbeit in der Tat zu würdigen, denn knifflig-klebrige Bastelarbeiten sind nicht mein Ding), doch soll ich nur Bilder knipsen und in die Bürgerzeitung einstellen? Nee, also das ist mir zu simpel.
Und so freute ich mich zwar auf die Puspas-Kirmes, hatte jedoch nicht die Absicht, großartig über das zu berichten, was sowieso von selbst die Runde macht.
Diese Schreibunlust änderte sich auch nicht angesichts der Tatsache, dass keiner in Neuwerk so richtig wusste, wer bei der St. Barbara-Bruderschaft und der St. Maria-Junggesellenbruderschaft den Vogel von der Stange holen wollte.
Und so gönnte ich mir sonnige Ruhezeiten, als „alle Welt“ beim Vogelschuss im Pfarrheim war. Als ich dann gegen 18.30 Uhr mal im Pfarrheim kurz vorbei schaute, gab es die erste Überraschung:
Sven Brosch ist neuer Jungkönig – und der Vogel war eben erst gefallen (nach über 160 Schuss). Der neue König der St. Maria-Junggesellenbruderschaft hatte das eigentlich in diesem Jahr nicht vor, hat sich aber irgendwie zu früherem Handeln überreden lassen.
So spät schon, und die Männer der St. Barbara-Bruderschaft fingen jetzt erst an.
Hier hatten sich mittlerweile zwei ernsthafte Bewerber gefunden: Dieter Beyer und Wolfgang Schäfer, letzterer amtierender Präsident der Bruderschaft.
Nach einer Stunde, der Vogel krallte sich noch recht widerspenstig an seiner Stange fest, verabschiedete ich mich heimwärts.
Ungefähr eine Stunde später machte ich mich wieder in Richtung Schützenzelt auf den Weg.
Wieder Überraschung: auf dem Gathersweg traf ich auf eine seltsame Prozession: Fackelträger in Uniform und weitere Schützen, die lauthals sangen: „Im Schnee saß, im Schnee saß, im Schnee da saß ein armer Mann…“
So im Dunkeln hatte das ganze glatt einen Hauch von Romantik, doch bei dieser schrägen Musik, die allerdings einen recht zackigen Gleichschritt zulässt, konnte man sich ein Lachen nicht verkneifen.
Na, der Vogelschuss schien ja lustig gewesen zu sein.
Schien? Nächste Überraschung: „Die schießen noch!“, hieß es auf meine Nachfrage, wer denn nun neuer König bei den Männern sei. Und damit das Zelt auch bevölkert wird, gingen schon mal die meisten Schützen voraus.
Na, das hatten wir ja schon lange nicht mehr, Schießen unter starker Beleuchtung.
Der diesjährige Vogelschuss wies langsam echte Krimi-Qualitäten auf: Wer wird der Vogelmörder sein?
Irgendwann nach 21.00 Uhr tauchte der Mordskerl dann im Festzelt auf: Wolfgang Schäfer hatte nach über 350 Schuss den Vogel zur Strecke gebracht. Lag es an den schlechten Lichtverhältnissen oder saß der Vogel auf alter, abgelagerter Eiche?
Letztlich egal, Hauptsache, piff-paff, dä Vu-rel is erav.
Und wenn man die Freude und auch den Stolz bei Sven Brosch und Wolfgang Schäfer sieht und das ganze drumherum betrachtet, da packt einen doch glatt die Schreiblust.